Felix Nieder launcht erstes Buch: "Ich habe meiner geliebten Barbie den Kopf abgerissen"
Hamburg - Erstes Genderfluid-Model Deutschlands und jetzt auch noch Autor seiner Autobiografie: Der Elmshorner Felix Nieder (30) hat am Mittwochabend sein erstes Buch "Als mein schwules Ich starb: Die Wiedergeburt eines jungen Mannes in die queere Welt zwischen Homophobie, Outing und Pink Washing" in Hamburg vorgestellt. "Ich glaube, wir haben alle schon einmal etwas in uns sterben lassen. Und das wegen der Gesellschaft."
Mit seinem Buch möchte Felix Nieder die Leser mit auf eine Reise durch sein Leben nehmen. "Mit zwölf Jahren war es in mir sehr, sehr kalt. Ich habe die Phase als sehr düster erlebt." In seiner Kindheit und Jugend waren es einige Dinge gewesen, die ihn damals, Anfang der 2000er-Jahre, in seinem Sein verunsichert hatten, erzählte der 30-Jährige.
Darunter nicht nur die deutsche Rap-Szene, die abwertend in Songs von "Schwuchtel" gesprochen hat, sondern auch Talkshows, in denen homosexuelle Menschen als bunte Vögel abgestempelt wurden.
All das hat Felix zu dem gemacht, was er damals war: ein Teenager, der sein schwules Ich "sterben ließ" und um sich schlug, um die heteronormative Gesellschaft zufriedenzustellen.
Felix Nieder: "Damit wollte ich der Gesellschaft zeigen, dass ich richtig bin"
"Eines Tages habe ich meiner geliebten Arielle-Barbie den Kopf abgerissen", so das Model. Dabei war es sein sehnlichster Wunsch gewesen, diese Puppe zu besitzen. "Damit wollte ich der Gesellschaft zeigen, dass ich hetero bin, dass ich richtig bin, so, wie ich anscheinend sein soll", gab der frischgebackene Autor bei seiner Lesung zu.
Und das in einer Zeit, in der er sich eigentlich erst mal selbst hatte finden und herausfinden müssen, wie und wen er überhaupt lieben will. Dafür wurde er auch in der Schule gemobbt.
In seinem Buch erzählt er einerseits ausführlich von seiner Kindheit, Selbstzweifeln und Selbstleugnung, andererseits gibt er Einblicke in seine Modelkarriere, sein jetziges Ich und klärt auch über Mobbing und Anfeindungen im Alltag, unter anderem auf Social Media, auf.
"Ich habe sieben Monate auf dieses Buch hingearbeitet. Ich habe das Buch nicht für mich geschrieben, sondern für eine ganze Gesellschaft. Meine Mission ist: Niemand sollte etwas in sich sterben lassen, nur weil die Gesellschaft es einem aufdrängt. Man sollte seine Träume leben!", betonte der Autor im Gespräch mit TAG24.
Promis feierten mit Felix Nieder den Launch seines ersten Buches
Rolf Scheider: "Er hat diese Aura!"
Auch zahlreiche Promis ließen sich am Mittwochabend auf der Buchpremiere blicken.
Darunter Schauspielerin Rebecca Kunikowski (39), die bereits neben Weltstar Angelina Jolie (48) vor der Kamera stand.
Neben ihr waren auch die Ex-Pornodarstellerin und jetzige Vorsitzende für Gleichstellung und Soziales bei der FDP Elmshorn, Annina Semmelhaack (44), und Reality-Darstellerin Barbara Engel (70) bei der ersten Lesung dabei: "Das Buch ist wie ein Befreiungsschlag für Felix!", so die Mutter von Schauspielerin Hannah Herzsprung (41) über das Werk.
An ihrer Seite und auch mit Felix gemeinsam auf der Bühne war Ex-GNTM-Casting-Director Rolf Scheider (67) zu sehen. "Es ist ein Step nach vorne, für Felix. Er hat diese Aura. Auch, wenn er über den Laufsteg läuft. Wie ein Licht", schwärmte er.
Ehrengast des Abends war aber sicherlich Felix' Oma Waltraud, zu der der 30-Jährige nicht nur ein enges Verhältnis hat, sondern die ihrem Enkel mit fast 60.000 TikTok-Followern fast die Show stiehlt.
Die habe übrigens eigentlich schon immer gewusst, dass Felix schwul sei, noch bevor er sich geoutet habe, haute die sympathische 86-Jährige auf der Bühne neben ihrem Enkel heraus.
Generell eine gelungene Buchvorstellung einer Autobiografie, die nicht nur die schönen Seiten eines Outings beleuchtet und zum Nachdenken anregt.