Familie Ritter muss raus aus ihrem Haus: "Wie soll ich'n das schaffen mit meine Beene?"
Köthen - 30 Jahre nach Beginn der Dreharbeiten bei Familie Ritter in Köthen (Sachsen-Anhalt) strahlt stern TV teilweise unveröffentlichtes Bildmaterial aus. Im neuesten Streifen geht es um die Zwangsräumung der Augustenstraße, die nur mit einem großen Polizeieinsatz vonstattengeht.
Es ist der 25. September 2018, Zwangsräumung bei der Nazi-Familie, die wegen ihres Fremdenhasses und ihrer Gewaltbereitschaft berüchtigt ist. Eigentlich ein schöner Tag, denn ihre Obdachlosenunterkunft soll saniert werden. Doch die Bewohner weigern sich, obwohl sie danach höchstwahrscheinlich bessere Wohnverhältnisse vorfinden werden.
"Wie frech ist das denn?", fragt sich die aus dem Fenster schauende Karin damals. "Dass die den mit dem einen Bein da runtersetzen. Und der Betreuer kümmert sich nicht, das ist 'ne Schande", sagt sie über Mitbewohner "Schoschi", dem ein Bein amputiert wurde.
Mehrmals habe das Ordnungsamt mit dem Betreuer wegen des Umzuges Kontakt aufnehmen wollen - vergeblich.
Auch Andy (†39) verhält sich unkooperativ, will seine Wohnung im Anbau nicht verlassen. "Nimm' die Pfoten von mir weg, du F***e, du Assi", bedroht er einen Mitarbeiter. Zu einem Polizisten, der Andy von dem Mann weghalten will, sagt er: "Halt mich nicht fest, Alter!"
Karin Ritter mault Ordnungsamt-Mitarbeiter an: "Geh'n 'se mir nich' off de Eier!"
So langsam sollte auch Karin, die zu diesem Zeitpunkt nichts gepackt hat, das Haus verlassen. Aber sie findet ständig Ausreden, weiter in eine Decke eingewickelt auf ihrem Sofa zu sitzen und eine Zigarette nach der anderen zu rauchen.
"Ich kann nicht lange stehen, ich hab immer so'n Krampf in de Wade. Erst hab ich's in de Füße jehabt und jetzt in de Wade", klagt die vor vier Jahren verstorbene Mutter.
Letztlich packt das Familienoberhaupt doch ein paar Sachen. Priorisierend nimmt die Sozialhilfe-Empfängerin ihre Wurstvorräte aus dem Kühlschrank und zieht ein TV-Antennenkabel aus der Dose. "Die klauen nämlich wie die Schweine, gerade das Ordnungsamt", behauptet sie. In der letzten Unterkunft in der Angerstraße hätte die Behörde "alles kaputtgemacht".
Immer wieder gibt es die Aufforderung, endlich vor die Tür zu gehen. Karin weigert sich: "Ich geh' dann raus, wenn ich's für richtig halte. Noch hab ich Miete für diesen Monat bezahlt, geh'n 'se mir nich' off de Eier!"
Es geht in die Adolf-Kolping-Straße, wo sie eine Wohnung in der zweiten Etage beziehen soll. "Ich dachte in der ersten? Wie soll ich'n das schaffen mit meine Beene?", mault sie wieder. Das Bad sei zwar schön, "aber keene Fenster drinne".
Nach Karins und Andys Tod ist vor wenigen Wochen auch Norman (†40) verstorben.
Titelfoto: YouTube/stern TV