Langjährige Freundin über Karin Ritter (†66): "Sie ist selber mit schuld!"
Köthen - Der Tod von Karin Ritter (†66) war eines der Top-Themen am vergangenen Wochenende. Am Sonntag war ihr Name bei Google der meistgesuchte deutschlandweit. Als Nachruf auf das verstorbene Oberhaupt der Nazi-Familie Ritter zeigte "stern TV" am Mittwoch einen Beitrag über die 66-Jährige.
"Man soll über Verstorbene nichts Schlechtes sagen, aber manchmal fällt das dann doch eher schwer oder ist fast unmöglich", begann Moderator Steffen Hallaschka (49) den Beitrag über die rechtsradikale Sechsfach-Mutter, die es mit ihrer Lebensweise und -einstellung über 27 Jahre lang zu fragwürdiger Bekanntheit schaffte.
Am Samstag verstarb Karin Ritter nach vielen Monaten, die von gesundheitlichen Problemen gespickt waren. Sie sei in der Obdachlosenunterkunft, in der sie zuletzt gelebt hatte, zusammengebrochen und im Krankenhaus verstorben, hieß es in dem Beitrag.
Als das stern-TV-Team zum letzten Mal vor ihrem Tod im Oktober 2020 zu Besuch in Köthen war, berichtete die 66-Jährige, dass sie nachts beim Gang zur Toilette einen Schlaganfall erlitten habe und erst Stunden später von ihrem ältesten Sohn René (39) am Boden liegend gefunden wurde.
Der alarmierte Notarzt riet der Kettenraucherin eindringlich, mit in die Klinik zu kommen. Doch das widersprach Karins Prinzipien. "Sterben kann ich auch zu Hause, da muss ich nicht ins Krankenhaus", hatte sie mehrmals gesagt.
Der stern-TV-Beitrag vom Mittwoch: Nachruf auf Karin Ritter
Derzeit habe sie Schmerzen in der Lunge, es gehe ihr "nicht gut", sagte die Köthenerin. Den Glimmstängel zur Seite legen kam für sie aber nie infrage - obwohl Ärzte ihr dies rieten.
"Wenn ich nachher unter der Erde liege, kriege ich keine Zigarette mehr. Also muss ich weiter rauchen. Lieber eine mehr wie zu wenig." Sie könne auch gar nicht von heute auf morgen aufhören. "Ich rauche seit meinem 14. Lebensjahr, seitdem ich Jugendweihe hatte. Mir hat's geschmeckt."
Am Tag des Besuchs hätte die 66-Jährige eigentlich vor Gericht erscheinen müssen, u. a. wegen Beleidigung und Körperverletzung. Durch ihren Krankenschein blieb ihr dies zwar erspart, nicht aber die Strafe - 2940 Euro! "Ach du Scheiße. Ich frag mich, wie ich das bezahlen soll", so das Ritter-Oberhaupt, bevor sie den nächsten Zug ihrer Zigarette nahm.
Am Dienstag war das TV-Team noch einmal in Köthen. Drei Tage nach Karin Ritters Tod.
Langjährige Freundin über Karin Ritter: "Hätte sie sich anders aufgeführt, wäre vielleicht vieles ganz anders geworden!"
Auf der Straße meldeten sich mehrere Einwohner zu Wort. "Ich find's nicht gut, dass man Köthen nur auf Ritter reduziert", sagte eine Frau. Eine Rentnerin mit Rollator ergänzte: "Die saß immer hier, das war genug für uns." Eine andere bestätigte, dass man Angst vor den Ritters hatte, "wenn man denen auf der Straße begegnet ist".
Auch eine langjährige Freundin, die Karin seit den 80er-Jahren kannte, trat vor die Kamera und berichtete von ihren letzten Wochen. "Die hat keinen Appetit mehr gehabt, und der Arzt hat öfter zu ihr gesagt, sie soll ins Krankenhaus, sie hätte Krebs. 'Ich geh nicht ins Krankenhaus, da komm' ich nicht wieder', hat sie immer gesagt, was jetzt ja auch leider eingetroffen ist."
Dass Karins Leben schon mit 66 Jahren endete, daran sei sie "selber mit schuld. Hätte sie sich anders aufgeführt, wäre vielleicht vieles ganz anders geworden."
Titelfoto: Bildmontage: YouTube/stern TV