Karin Ritters (†66) traurige letzte Monate: "Wenn ich unter der Erde liege, krieg' ich keine Zigaretten mehr"

Köthen - Nach der Zwangsräumung im April 2019 lebte Karin Ritter (†66) fast ein halbes Jahr lang auf der Köthener Straße, durfte nur zum Schlafen ins Obdachlosenheim. "stern TV" begleitete die traurigen letzten Monate des Ritter-Familienoberhaupts.

Die letzten Monate von Karin Ritter (†66) waren von Krankheit, Verwahrlosung und Einsamkeit geprägt.
Die letzten Monate von Karin Ritter (†66) waren von Krankheit, Verwahrlosung und Einsamkeit geprägt.  © YouTube/stern TV

"Wir dürfen kein Essen kochen, ich muss mir mit kaltem Wasser die Haare waschen, saubergemacht wird gar nicht. Ich hab keinen Fernseher, kein Radio, nichts", beschwert sich Karin Ritter bei dem "stern TV"-Kamerateam über die Bedingungen im Obdachlosenheim, das sie nur nachts betreten darf.

Und so kann die sechsfache Mutter tagsüber nichts anderes tun, als auf Sperrmüll in der Augustenstraße die Zeit abzusitzen. Besuch? Fehlanzeige: "Mir hilft keiner. Die lassen mich alle (...) auf der Straße sitzen, alle Kinder. Aber wenn sie Geld brauchen, dann wissen sie wo ich bin."

Wie als Beweis für diese Aussage wird eine Szene kurz nach Sohn Andys (†37) Entlassung aus dem Knast gezeigt: Er leiht sich 100 Euro von seiner Mutter, dann trifft er sich mit einem fremden Mann. Karin ist klar, dass er sich Drogen besorgt, will ihn aber nicht darauf ansprechen - aus Angst, dass er ihr "in die Fresse haut".

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Karins Versuche, eine neue Wohnung zu finden, bleiben zunächst erfolglos. Sie kassiert 27 Absagen, sodass der Stadtrat kurz nach ihrem 65. Geburtstag - nach fast 30 Wochen auf der Straße - einschreitet und ihr eine Bleibe im Erdgeschoss des Obdachlosenheims organisiert.

Doch ihre Dankbarkeit hält sich wie gewohnt in Grenzen: Gegenüber "stern TV" beschwert sich Karin über die kaputten Fenster und dreckigen Böden, und selbst den jungen Fans, die an Heiligabend 2019 vorbeikommen und ihr Essen bringen, ruft sie "Verpisst euch" hinterher. Da sich der Großteil ihrer Familie in Haft befindet, ist sie einsam. "Aus den Kindern ist nichts geworden", sagt sie. Das liege aber nicht an ihr: "Ich hab ja nichts verkehrt gemacht bei der Erziehung."

Mithilfe des Stadtrats konnte dem Ritter-Familienoberhaupt eine Einzimmerwohnung organisiert werden.
Mithilfe des Stadtrats konnte dem Ritter-Familienoberhaupt eine Einzimmerwohnung organisiert werden.  © YouTube/stern TV

Karin Ritters letzte Monate: "Wenn ich ins Krankenhaus geh', komm' ich nicht mehr raus"

Andy (†37) stand seiner Mutter nach der Entlassung aus dem Gefängnis zur Seite. Im Jahr 2023 verstarb auch er.
Andy (†37) stand seiner Mutter nach der Entlassung aus dem Gefängnis zur Seite. Im Jahr 2023 verstarb auch er.  © RTL

Im August 2020 kommt Karins ältester Sohn René aus Stendal zu Besuch nach Köthen - aus einem traurigen Grund: Seine Mutter hatte in der Nacht einen Schlaganfall, lag stundenlang in der Küche, bis am Morgen der Notarzt verständigt wurde.

"Dann sollte ich ins Krankenhaus, das hab' ich verneint. Sterben kann ich zuhause, da brauch ich nicht ins Krankenhaus gehen", erklärt Karin.

Danach geht es rasant bergab mit der 66-Jährigen: Der Krebs breitet sich immer weiter aus, trotzdem raucht sie entgegen der ärztlichen Warnungen weiter wie ein Schlot: "Wenn ich nachher unter der Erde liege, krieg' ich keine Zigaretten mehr. Also muss ich weiter rauchen." Zu ihrer Freundin Elvira soll sie in der Zeit gesagt haben "Ich weiß genau, wenn ich ins Krankenhaus geh', komm' ich nicht mehr raus."

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Und sie sollte Recht behalten: Kurz nach den gefilmten Szenen geht es Karin so schlecht, dass sie wohl oder übel gegen ihren Willen eingeliefert werden muss. "Zuletzt hat sie nicht mal mehr eine Kippe geraucht", erinnert sich Andy an die letzten Wochen vor ihrem Tod am 30. Januar 2021.

Nach der zehnteiligen YouTube-Reihe hat "stern TV" zwei weitere Sonderfolgen zur Familie Ritter angekündigt. Hier sollen Insider wie der Familienanwalt und Karins Enkel David zu Wort kommen.

Titelfoto: YouTube/stern TV

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