Nebentätigkeiten für Privatunternehmen: Wie glaubwürdig ist Dunja Hayali?
Berlin - Die ZDF-Wunderwaffe in Sachen Moderation steht in der Kritik. Nicht ihre mäßigen Talkshow-Quoten sind der Grund, sondern ihr Engagement für einige Privat-Firmen, für die sie so manches wegmoderiert.
Schaltet man im Sommer das ZDF an, kommt man um sie nicht herum: die Bundesverdienstkreuzträgerin Hayali (44). Es beginnt im Morgengrauen um 5.30 Uhr mit dem "Moma" im ZDF, geht weiter mit ihrem eigenen Mittwochs-Talk und bald kommt auch noch das Sportstudio dazu, wo die Expertin Fußball kommentieren wird.
Sie bekam auch schon die "Goldene Kamera" für ihre Flüchtlings-Berichterstattung. Es gibt nahezu kein Thema, das sie nicht beredet.
Fällt ihr ihre "Vielseitigkeit" jetzt auf die Füße? Denn immer lauter wird die Kritik an ihrem Engagement für folgende Institutionen und Verbände
- Deutsche Automatenwirtschaft
- Novartis
- Amazon Academy
- BMW
- Deutscher Beamtenbund
- Deutsche Stahlindustrie und dem
- Deutschen Handelskongress
Für all die Genannten aus der Wirtschaft hat Dunja Hayali Moderationsjobs durchgeführt. Die Firmen sind glücklich über das öffentlich-rechtliche Gesicht und werben sogar mit den Hayali'schen Statements der Moderatorin vom Deutschen Zweiten!
Hayali empfindet es als "kritischen Journalismus" - ein Professor bezweifelt das
Viele sind verwundert, die präsente Moderatorin nun auch noch auf den Bühnen der Verbände und Privaten stehen zu sehen. Auch für die Automatenwirtschaft - also Glücksspiele - moderiert sie die Veranstaltung runter... Das aber ist eine Branche, die in großer Kritik steht, weil die Glücksspielindustrie ihr Geld zum Teil mit der Spielsucht verdient.
Hayali verteidigt sich im >> ZAPP-Gespräch: Sie habe sich intensiv mit der Branche beschäftigt und sei schließlich auch als Journalistin unterwegs. Es handele sich schließlich um einen "legalen Wirtschaftszweig", für den sie da in die PR-Bresche springt.
"Solange ich da das tue, was ich sonst auch immer tue auf der Bühne bei jedem Fachkongress, nämlich kritischen Journalismus, unabhängig, fair und respektvoll, solange sehe ich kein Problem", so die Moderatorin weiter. Andere sehen da sehr wohl ein Problem: Denn bei diesen Nebentätigkeiten handelt es sich um PR bzw. Werbung, nicht um seriösen Journalismus.
Hayali ist beim ZDF als freie Mitarbeiterin unter Vertrag, darf Nebentätigkeiten ausüben. Diese muss sie nur dem Sender gegenüber angeben. Wie sieht sie es selbst als die "moralische Instanz" des ZDF? Einen "Interessenskonflikt", sieht sie nicht! Sie betreibe "kritischen Journalismus" auf den Wirtschafts-Bühnen. Sie ist "nicht käuflich", meint sie.
Das sieht er anders: Volker Lilienthal, Professor für Journalistik an der Universität Hamburg. Das, was Dunja Hayali auf der Bühne bei einem Fachkongress tue, ist schlicht und einfach kein Journalismus: "Wenn ich auf einem Branchen-Event etwas moderiere, mache ich das vielleicht mit den Basic Skills einer guten Journalistin. Aber das Thema ist vorgegeben, die Gesprächspartner sind vorgegeben, und das wird nicht für die allgemeine Öffentlichkeit publiziert."
Der Professor weist auf die Gefahr hin, dass ein Journalist mit solchen Engagements seine Unbefangenheit verliere. "Ich sehe da ein großes Problem, denn es ist ja überhaupt nicht wahrscheinlich, dass Frau Hayali über die Großunternehmen, die sie einladen und honorieren, nie wieder als Journalistin berichten muss."
Normalerweise veröffentlicht Hayali auf ihrer >> Facebook-Seite nahezu alles. Nur die aktuelle Kritik an ihrer Person spart sie aus.