Silly ohne Anna Loos? Jetzt packt die Band bei TAG24 aus
Dresden - Was ist los bei Silly? Die Trennung von Anna Loos ist vollzogen (TAG24 berichtete), aber bedeutet das, dass die Band zerbricht, wie zu lesen war? Im Gespräch mit TAG24 geben die Silly-Urgesteine Uwe Hassbecker und Ritchie Barton Entwarnung: Der Band gehe es bestens.
Von einer Trennung wollen sie auch gar nicht sprechen, sie nennen es lieber eine "Pause". Um die zu erklären, greift Uwe Hassbecker (58) die Metapher einer Liebesbeziehung auf. "Auch dort kommt man mal an den Punkt, wo man beschließt, dass es besser ist, eine Pause zu machen, um sich zu fragen: Wie kann es weitergehen?", sagt der Gitarrist, der 1986 zur Band stieß.
Anna Loos (48) habe das Bedürfnis nach einem Soloprojekt gehabt, so Hassbecker, dafür habe man Verständnis. Doch sei Silly für ihn und seine Bandkollegen eben nicht allein Berufung, sondern auch Beruf, ergänzt Ritchie Barton (64), Keyboarder, seit 1982 und damit am längsten dabei. Bedeutet: "Auch wir müssen arbeiten, weitermachen." Ohne Anna.
Das neue Projekt heißt "Silly analog" und wirft den Blick zurück. "Wir haben viele Titel von früher vernachlässigt, manche noch nie live gespielt. Da gibt es richtige Schätze zu heben", erklärt Hassbecker.
Zehn Konzerte sind angesetzt, in zehn Städten, bei jedem Konzert soll ein anderes Album aus der Bandgeschichte im Vordergrund stehen.
Barton: "Wir spielen nicht das jeweils gesamte Album, aber einige Titel daraus. Eingebettet ist das in ein 'Best of'-Rahmenprogramm." Als Gastsängerinnen anstelle von Anna Loos hat man Anna R. und Julia Neigel verpflichtet.
"Anna R. kennen wir schon lange", so Hassbecker. "Wir haben schon zusammengearbeitet, als sie noch bei Rosenstolz war." Julia Neigel habe er in Dieter "Maschine" Birrs Band kennengelernt. Hassbecker: "Eine tolle Sängerin. Es lag nah, sie zu fragen."
Was bedeutet das für die Verbindung von Silly und Anna Loos? Ist das Tischtuch endgültig zerschnitten? Was konkret zur Trennung (Pause?) geführt hat, ob es Krach gegeben hat und was der Grund dafür wäre, wollen Hassbecker und Barton nicht verraten: "Wir leben das nicht öffentlich aus."
Dass Anna Loos den alten Silly-Lyriker Werner Karma herausgedrängt habe, um selber zu texten, und dass die Texte der Band nicht gefallen hätten, wurde kolportiert. Hassbecker und Barton bezeichnen das als "Vermutungen" oder "Spekulationen".
Immerhin: Sie widersprechen nicht ausdrücklich.
Offenbar ist schmutzige Wäsche zu waschen nicht das, was sie wollen. "Wir hatten zwölf tolle Jahre mit Anna", sagt Uwe Hassbecker. "Sie und die Band, wir sind aneinander gewachsen und haben uns unterstützt."
Anna Loos, was sagt sie zur Trennung? Aus dem Statement auf ihrer Homepage zu ihrem Soloalbum "Werkzeugkasten", das im März erscheinen soll, lässt sich allenfalls indirekt etwas herauslesen. "Wenn Anna sich etwas in den Kopf setzt, zieht sie es durch", ist da in dritter Person zu lesen.
Und weiter: "Wenn es Hindernisse gibt, räumt sie sie aus dem Weg, und wenn es sich nicht richtig anfühlt, fängt sie einfach wieder von vorne an." War Silly also ein Hindernis, das es aus dem Weg zu räumen galt, weil es sich nicht mehr richtig anfühlte? Würde das nach einer "Pause" behoben sein? Worte, die Raum lassen für Interpretation.
Das endgültige Aus für die Zusammenarbeit hat Anna Loos nicht erklärt. Auch Uwe Hassbecker und Ritchie Barton wollen so weit nicht gehen. Barton: "Wir müssen jetzt schauen, wie jede Seite mit ihren Projekten klarkommt. Dann sehen wir weiter. Es gibt keine Verabredung, keinen Druck."
Silly, das ist eine Band mit 40-jähriger, wechselvoller Geschichte. Der frühe Ruhm mit Tamara Danz, Wende und Wiedervereinigung, Tamaras Tod 1996, der spektakuläre Neustart mit Anna Loos zehn Jahre später sind deren Eckdaten.
Doch aller Brüche zum Trotz, da sind sich Hassbecker und Barton einig, sei Silly immer dieselbe Band geblieben. Hassbecker: "So gehen wird jetzt in unser 41. Jahr."
Titelfoto: Screenshot Facebook/Silly