Didi Hallervorden kontert Rassismus-Vorwürfe: "Satire wird nicht mehr verstanden"
Berlin - Nach der politischen Botschaft von Dieter Hallervorden (89) in der ARD-Jubiläumsshow kochten die Emotionen hoch. Nun bezog der Kabarettist rund um die erhitzte Debatte Stellung.

"Satire wird nicht mehr verstanden", eröffnete Hallervorden sein langes Statement zu dem kontroversen Auftritt auf Instagram.
Zu dem Vorwurf, warum die Neuauflage seines Sketches um eine "Flasche Pommes" gesendet wurde, machte der Berliner Humorist seine Position deutlich: Zum einen "Ich will auf kein Gleis gestellt" und zum anderen "Ich möchte nicht zensiert werden".
"Woke Menschen von heute", argumentierte der Schauspieler in seinem Post würden "versuchen ängstlich, nicht aus der Reihe zu tanzen, befolgen akribisch alle Social-Media-Gebote, um keine Likes aufs Spiel zu setzen" und verstünden "keine Satire mehr, weil Satire aus Angst vor Missverständnissen nicht mehr vorkommt".
Der "Honig im Kopf"-Star kritisierte weiter: "In Ermangelung von Mut, sich über die wirklichen Missstände zu erregen, weil diese anzuprangern grade nicht in Mode ist, ereifert man sich über einen Komiker, der auf einem Knastbett sitzt und einen berühmten Sketch mit neuem Text beginnt."
Hallervorden wünsche sich, dass die von ihm genannte Wokeness "ihre Aufmerksamkeit auf die eine oder andere Realsatire unserer Zeit lenkt, die leider gar nicht satirisch gemeint ist, sondern mit feierlichem Ernst verkündet wird".
Didi Hallervorden äußert sich zu Sketch in "75 Jahre ARD - Die große Jubiläumsshow"

Hierzu führte der 89-Jährige an, dass die Bundesregierung den "Tod von Tausenden von jungen Menschen billigend in Kauf" nehme und darüber nachdenke, "die Streitkraft um 70.000 Soldat:innen zu erweitern" und "dass an der 'Ostfront' täglich 5000 Soldat:innen sterben" würden.
"Ich gehe jede Wette ein, dass eine Satire mit Regierungsbeamten im Knast auf dem Index stünde und dass man 'Kanonenfutter an der Ostfront' im Zuge unseres neuen Demokratie-Verständnisses nicht sagen darf", so Hallervorden weiter.
In einer Anfrage der Deutschen Presse-Agentur teilte die ARD mit: "In seiner Rolle als Häftling thematisierte er überspitzt den Wandel der Sprache und verwendete dabei Begriffe, die heute aus guten Gründen nicht mehr zeitgemäß sind - in diesem satirischen Kontext jedoch bewusst als Provokation gesetzt wurden."
Titelfoto: Christoph Soeder/dpa