Claudia Obert als Politikerin? "Deutschland-Sau"
Hamburg - Die politischen Pläne von Claudia Obert (61) scheinen sehr konkret zu werden. Aus Hamburger Sicht verheißt das nichts Gutes.
Ausgerechnet mit einem anderen Gesicht des Trash-TVs kann sich die Mode-Unternehmerin eine Zusammenarbeit vorstellen: Ronald Schill (64). Er "wäre ein Mann für mich, mit dem ich zusammen in der Politik arbeiten würde. Wir könnten zusammen sehr erfolgreich sein und einiges für Deutschland tun", sagte die 61-Jährige der Bild. Der Artikel teilte sie in ihrer Instagram-Story mit den Worten: "Neue Frauen braucht das Land. Die Deutschland-Sau."
Was sie sich darunter genau vorstellt, wird ansatzweise klar. Die 61-Jährige will sich für die CDU, seit Ende 2021 ist sie Mitglied, zur Bürgerschaftswahl 2025 in Hamburg aufstellen lassen. Das vage Programm der Millionärin: "Steuern müssen wieder gerechter verteilt werden. Die, die hart arbeiten wie ich, müssen belohnt werden."
Und wieso will sie mit Schill zusammenarbeiten? "Wenn er sagt, es wird so gemacht, dann wird es so gemacht. Solche Leute brauchen wir", führte Obert aus.
"Es müssen mal wieder Leute mit klarem Verstand her, die wissen, wir hart wir Steuerzahler unser Geld verdienen und die sich nicht nur ums Gendern kümmern. Das braucht doch kein Mensch. Wir haben hier ja mittlerweile Verhältnisse wie in der Dritten Welt."
Schill half der CDU nach Jahrzehnten zum Sieg über die SPD
Fragt sich, ob die Obert den Werdegang des als "Richter Gnadenlos" bekanntgewordenen Juristen noch erinnert oder ihn nur von seinen Auftritten im Trash-TV kennt.
Zur Erinnerung: Der 64-Jährige gründete die rechtspopulistische Partei Rechtsstaatliche Offensive alias Schill-Partei und kam damit Anfang der 2000er aus dem Stand auf beachtliche 19,4 Prozent der Wählerstimmen. Die CDU unter Ole von Beust (68) koalierte daraufhin mit Schill-Partei und FDP und schickte die SPD damit erstmals seit 1953 wieder in die Opposition.
Bis 2003 war der Richter Zweiter Bürgermeister und Innensenator. Diese Zeit war geprägt von Skandalen, wie um Schills Kokainkonsum. Wegen der Räumung des Bauwagenplatzes Bambule kam es zu monatelangen Protesten linker und linksextremer Gruppen in der Stadt.
Schills politische Ende ist legendär: Von Beust entließ ihn im Jahr 2003, nachdem er dem Bürgermeister damit gedroht hatte, ein angebliches Liebes-Verhältnis mit dem damaligen Justizsenator Roger Kusch (69, CDU) öffentlich zu machen.
Schill verschwand und wurde zur Fahndung ausgeschrieben
"Ich hab ihn angeschrien, er solle sich zum Teufel scheren", sagte von Beust dazu der Zeit anlässlich des 20. Jahrestags der Entlassung. Schill gab später zu, bloß Gerüchte verbreitet zu haben. Und die waren falsch, wie sich schnell herausstellte. Schill reiste nach Südamerika aus, in Rio de Janeiro in Brasilien lebt er noch immer.
Die Schill-Partei ging bei der Bürgerschaftswahl 2004 gnadenlos unter und flog aus dem Parlament. Zwischenzeitlich wurde der Ex-Senator zur Fahndung ausgeschrieben, da er vor einem Untersuchungsausschuss sollte und nicht auffindbar war.
Seit dieser turbulenten Zeit hat er sich aus der Politik zurückgezogen und im Trash-TV ein zuvor undenkbarer Comeback gefeiert. Auch jetzt nach Oberts Angebot denke er nicht an eine Rückkehr, sagte er zur Bild.
Vielleicht ganz gut so. Die Skandale sind kaum vergessen und nur an eines erinnern sich die Hamburger in Verbindung mit dem Namen Schill meist positiv: Als Innensenator führte der 64-Jährige blaue Uniformen sowie grau-blaue Peterwagen bei der Polizei ein.
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