Cheryl Shepard über das Ende ihrer Affäre: "Er hat mich geghostet"
Hamburg - Vor rund sechs Jahren ging die verheiratete Schauspielerin Cheryl Shepard ("Rote Rosen") eine Affäre mit einem jüngeren Mann ein und wurde in flagranti beim innigen Kuss in einer Leipziger Bar abgelichtet. Über diese Liaison schrieb die heute 58-Jährige einen fiktionalen Roman. Darüber, wie alles anfing, und auch, wie es endete. Wie viel Cheryl steckt in der Romanfigur?
Bevor Cheryl Shepard anfing, ihr Buch zu schreiben, sei sie mit der Verarbeitung der Geschichte schon ein schönes Stück vorangekommen, erklärte sie TAG24 in einem rund einstündigen Telefonat.
Es soll in dem Gespräch um ihren Roman "Halbzeit" gehen, aber natürlich auch um den Schreibprozess, was wahr ist, was Fiktion.
"Aber das sind Etappen. Und manchmal fällt man auch wieder zwei Schritte zurück und macht dann diesen Prozess noch mal auf einer anderen Ebene durch. Vielleicht war das auch ein Grund dafür, warum ich so langsam war, weil ich das Skript immer mal wieder weglegen musste. Vielleicht ging es mir da auch manchmal zu sehr an die Nieren und wurde zu persönlich."
Noch heute ist es der Schauspielerin wichtig, ihren jungen Liebhaber und sein Umfeld vor der neugierigen Öffentlichkeit zu schützen. Auch deshalb habe sie sich dazu entschieden, die Geschichte "fiktional" zu halten. "Es ist eine Adaption von Situationen, die ich erfahren habe. Und es sind auch ein paar Sachen neu hinzugefügt oder etwas anders erzählt. Das ist nicht mein Tagebuch", betonte die 58-Jährige.
Die Chats, die die beiden in der Geschichte austauschen, seien aber teilweise genau so aus dem Original übernommen worden und befänden sich noch heute auf ihrem Handy.
Als sich Cheryl Shepard und der junge Mann kennenlernten, war der gerade einmal 24, sie 51 Jahre alt. Damals für die Presse ein Grund mehr, sich auf das Paar zu stürzen, glaubt die Schauspielerin heute. "Die Geschichte wurde nur gedruckt, weil die Frau doppelt so alt ist wie der Mann. Andersherum wäre es keine drei Tage lang ein Thema gewesen."
Affäre beginnt mit einem unerbetenen Selfie
Shepards Protagonistin Chiara Canzoni ist 50 Jahre alt und eine bekannte, sexuell etwas frustrierte, verheiratete TV-Moderatorin. Eines Tages bekommt sie Fan-Post. Aber nicht irgendeine.
Der junge Mann schickt ihr via Facebook unter anderem ein Foto von seinem nackten Oberkörper. Sein Geschlechtsteil noch verdeckt. Statt ihn ob seiner Übergriffigkeit oder wegen sexueller Belästigung abzustrafen und zu blockieren, schreibt die 50-Jährige zurück. Ein Flirt. Aber dabei bleibt es nicht ...
Schwer auszuhalten für die heutige jüngere Generation von Frauen. Genau das ist es ja, womit diese im Internet tagtäglich konfrontiert werden und gegen das sie versuchen - auch mit juristischer Hilfe - sich zur Wehr zu setzen.
Vermittelt die Autorin hier nicht ein falsches Bild? Befeuert gar solch ein belästigendes Verhalten? Diese Problematik sei der Autorin durchaus bewusst.
"Es ist tatsächlich so, dass die Generation nach mir da schon viel weiter ist, als meine das war. Wir Frauen haben uns ganz andere Dinge gefallen lassen und dachten auch, dass das normal ist. Es soll auf gar keinen Fall Männer dazu verführen zu sagen: 'Ja, so geht's doch.' Ich hoffe, dass sie das ganze Buch lesen und dann auch sehen, was das Handeln für Verletzungen hervorrufen kann."
Eine Affäre mit "gutem" Ende?
Ein feministischer Roman ist "Halbzeit" nicht. Dem stimmt auch die Autorin zu. "Ich gehe von dem aus, von dem ich herkomme. Ich schreibe über das, was ich kenne, und versuche, mich von da an auf den Weg zu machen und zu schreiben. Mal gucken, ob der zweite Roman eine schönere, feministische Farbe bekommen kann."
Ihre Beziehung fand schließlich ein Ende. Cheryl Shepard ist nach wie vor mit dem Schauspieler Nikolaus Okonkwo (61) verheiratet. Zu ihrem ehemaligen Lover besteht inzwischen kein Kontakt mehr.
"Er hat mich geghostet. Er hat Angst bekommen, wollte nicht in die Öffentlichkeit und das war ja auch von mir nicht gewollt. Also ist er dort, wo er ist, jetzt sicher. Und da soll er sich auch wohlfühlen. Der Regen soll ihn jetzt gießen, ich kann es nicht mehr machen. Die Blume wächst garantiert und ist jetzt schon groß und stark."
Titelfoto: privat