Tonband für Bushido-Prozess gefälscht? "Wie früher bei einer Kassette, die man klebt?"
Berlin - Rapper Bushido (43) hat am heutigen Montag im Prozess gegen seinen Ex-Geschäftspartner, Clanchef Arafat Abou-Chaker (46), als Zeuge zu einem Tonbandmitschnitt ausgesagt.
Geräusche, die nach Stühlerücken klingen. Geschirr oder Gläser klappern, Rauschen, Stimmengewirr. Eine unbekannte Stimme. Schließlich sind Bushido und sein Ex-Geschäftspartner zu hören.
Es dauert nicht lange, bis erste Schimpfworte durch Saal 500 im Kriminalgericht Moabit hallen. "Du bist nicht mehr korrekt, du bist falsch", wettert der Ex-Manager des Rappers. "Du bist der größte falscheste Hund, den ich je in meinem Leben gesehen habe."
Prozessbeteiligte und -beobachter werden Zeuge eines lautstarken Streits der einstigen Partner, der aufgezeichnet worden und nun wichtiges Beweismittel in dem Prozess ist.
Das Tondokument tauchte Anfang des Jahres auf. Es soll heimlich bei einem für das Verfahren entscheidenden Treffen des Musikers und seines Ex-Managers am 18. Januar 2018 angefertigt worden sein.
Seit vergangenen Februar liegt die knapp zweistündige Datei dem Berliner Landgericht vor und ist verschriftlicht worden. Nach mehrfacher Verschiebung wurde der Mitschnitt nun im Beisein von Bushido im Gerichtssaal abgespielt.
Bushido sieht viele Auffälligkeiten bei Audiodatei: Stellen passen inhaltlich nicht zusammen
Aus Sicht der Verteidiger des Clanchefs und seiner Brüder widerlegt die Tondatei die Darstellung von Bushido. Der Anwalt des Musikers, Steffen Tzschoppe, zweifelt jedoch die Echtheit des Tondokuments an.
Bushido nennt dafür später in seiner Zeugenvernehmung nach dem Abspielen der Audiodatei Anhaltspunkte: "Minute 37, Sekunde 11. Da ändert sich das Geräusch", sagt er als er am Nachmittag um kurz vor 15.30 Uhr in den Zeugenstand zurückkehrt. Da sei eine "harte Kante".
Der Vorsitzende Richter Martin Mrosk hakt nach: "So wie früher bei einer Kassette, die man klebt?" Bushido bejaht. Er sieht viele Auffälligkeiten bei der Audiodatei. Inhaltlich passten Stellen nicht zusammen. Er vermutet, dass ein Großteil des Mitschnitts von einem Gespräch am 21. Dezember 2017 stammt.
Der Musiker ist an diesem Tag ohne seinen Anwalt zum Prozess gekommen, der verhindert ist. Trotzdem will der 43-Jährige wie geplant aussagen: "Ich habe meine Hausaufgaben gemacht! Fühle mich dazu in der Lage, auch körperlich", sagt Bushido am Morgen zu Beginn des mittlerweile 77. Prozesstages.
Viele Passagen von sehr schlechter Tonqualität
Neben Bushido und Abou-Chaker sind zwei seiner Brüder mehrfach zu hören. Die Stimmung ist aufgeheizt, immer wieder gibt es hitzige Ausbrüche in deutscher und arabischer Sprache.
Besonders aggressiv wirkt das Gespräch als ein weiterer Mann hinzukommt, der 2021 in die Türkei abgeschoben worden ist. Der Türke mit Verbindungen zu kriminellen Mitgliedern von Berliner Clans war wegen Gewalttaten sowie Drogenhandels aufgefallen und zuletzt angeklagt im Zusammenhang mit einer Schießerei.
Dessen Zeugenvernehmung in dem Prozess ist nicht möglich, weil ihm die Behörden eine Einreise verwehren.
Viele Passagen sind von sehr schlechter Tonqualität. Ein Dolmetscher, der vom Gericht beauftragt war, die arabischen Passagen des Tondokuments zu übersetzen beziehungsweise die schriftliche Übersetzung mit dem Gehörten abzugleichen, bittet mehrfach darum, Stellen erneut abzuspielen. Auf rund 100 Seiten ist das Gespräch zu Papier gebracht worden.
Die Vernehmung von Bushido soll nun an diesem Mittwoch fortgesetzt werden. Genau zwei Jahre zuvor hat der Prozess begonnen.
Erstmeldung, 15. August, 5.42 Uhr, aktualisiert um 19.47 Uhr.
Titelfoto: Christophe Gateau/dpa, Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa (Bildmontage)