Marius Müller-Westernhagen beim Talk mit Barbara Schöneberger: "Impfverweigerer und die ganze Idiotie"
Berlin - Marius Müller-Westernhagen (73, "Freiheit") blickt angesichts von radikalen Nutzern mit Sorge und Stirnrunzeln auf die sozialen Netzwerke.
"Wenn jemand die Wahrheit sagt und seinen Weg geradeaus und ehrlich geht, dann wird er leicht als Trottel beschimpft, aber wir sehen mittlerweile auch Menschen, die intellektuell sehr auf der Höhe sind, als Bedrohung an", sagte der Musiker in der neuesten Ausgabe der Radio-Talkshow "Mit den Waffeln einer Frau" von Barbara Schöneberger (48).
Nach Ansicht des Sängers wurde "aber mit dem Internet und sozialen Medien auch eine Plattform für die größten Vollidioten geschaffen, die dort ihre Meinung äußern und dann auch Leute finden, die ihnen folgen", formulierte er seine deutliche Kritik.
Diesen Umstand halte der 73-Jährige für eine "große Gefahr", und er ergänzte: "Da haben wir jetzt Impfverweigerer und die ganze Idiotie in der Welt."
"Da dachte, man, wir haben alle auf unserer Seite, aber haben in den vergangenen drei Jahren diese Flut an unterschiedlichen Meinung bemerkt", warf Schöneberger ein.
"Man will nicht in Abrede stellen, dass das irgendwie toll ist, aber man dachte, es gäbe einen Konsens in der Gesellschaft – fünf oder sechs Säulen, bei denen man sich einig ist", fügte die Moderatorin an.
Barbara Schöneberger interviewt Westernhagen für "Mit den Waffeln einer Frau"
Ära Kohl und Merkel sollen für abnehmendes Interesse an Politik gesorgt haben
Westernhagens Urteil fiel eindeutig aus. "Das ist kaputt", äußerte er sich bedenklich.
Schönebergers Anregen, ob er daran nicht etwas ändern und in die Politik gehen könnte, wischte der Rock-Star weg: "Ich bin kein Politiker und wollte mich da auch nie hereinziehen lassen, aber ich bin Beobachter der Politik. Das ist auch meine Pflicht als Demokrat."
Die Bürger seien jedoch "in großer Art und Weise in der Ära Kohl entpolitisiert worden", führte er weiter aus. "Für die gab es immer nur einen Kanzler – wie ein Königreich. Dann hatten wir 16 Jahre Merkel – und dann geht das Interesse an Politik zurück."
Etwas kürzere und nur zwei Legislaturperioden wären eine Möglichkeit, einen Wandel herbeizuführen, fanden Schöneberger und Westernhagen.
Der 73-Jährige gab jedoch weiter zu bedenken: "Macht korrumpiert. Irgendwann verlieren alle den Bezug zur Bevölkerung und wissen nicht mehr, wie normale Leute leben."
Titelfoto: Joerg Carstensen/dpa , Melissa Erichsen/dpa (Bildmontage)