Er ist nicht allein! So viele Anzeigenhauptmeister gibt es in Deutschland wirklich
Frankfurt am Main - Man möchte meinen, dass der selbsternannte Anzeigenhauptmeister ein einsamer Verfechter der privaten Verkehrssünder-Kontrolleure sei. Doch dem ist ganz und gar nicht so.
Denn Fakt ist: Womit Niclas Matthei (18), wie der Anzeigenhauptmeister mit bürgerlichem Namen heißt, seit Anfang dieses Jahres medienwirksam polarisiert, machen etliche Bürger der Republik mit mindestens genau so viel Feuereifer.
Immer mehr Menschen in Deutschland nehmen den Kampf gegen Falschparker nämlich in die eigene Hand. Mit Fotos und Kurzmitteilungen dokumentieren sie die Verstöße und senden diese an die zuständigen Behörden. In Frankfurt am Main zum Beispiel sind es mittlerweile Tausende solcher Anzeigen pro Monat.
Einer der aktivsten Falschparkerjäger in der Stadt ist der Stadtverordnete Falko Görres (Die PARTEI). Der 42-Jährige fährt fast täglich mit dem Fahrrad durch die Straßen und dokumentiert rücksichtslose Autofahrer, die Radwege blockieren. "Ich möchte einfach, dass ich und andere sicher von A nach B kommen können", erklärt Görres sein Motiv gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Görres ist kein Einzelfall. In vielen anderen Städten beobachten die Behörden einen ähnlichen Trend. In Nordrhein-Westfalen etwa verzeichnen Wuppertal und Bochum bereits jetzt mehr Privatanzeigen als in den Vorjahren. In Freiburg sind bis zu 40 Personen regelmäßig aktiv, um Falschparker anzuzeigen.
Die Gründe für den Anstieg der Anzeigen sind vielfältig. Zum einen ärgern sich viele Radfahrer und Fußgänger über die zugeparkten Wege, die ihre Sicherheit gefährden.
Private Anzeigen von Verkehrssündern: Wichtiger Dienst für die Gesellschaft mit einigem Risiko
Zum anderen ist die Hemmschwelle gesunken, Falschparker anzuzeigen. Online-Plattformen wie "weg.li" machen es einfach, Beweisfotos zu sammeln und an die Behörden zu übermitteln. Schließlich leistete auch Matthei mit seiner offensiven Darstellungsweise einen erheblichen Beitrag zum wachsenden Trend.
Die Behörden reagieren auf das massenhafte Anzeigen von Falschparkern unterschiedlich. In Frankfurt etwa ist man dankbar für die Unterstützung der Bürger.
Die Anzeigen würden zu 100 Prozent bearbeitet, heißt es aus dem Ordnungsamt. In Berlin hingegen zeigt sich die Polizei eher kritisch. Die Anzeigen seien oft unvollständig und würden einen Mehraufwand für die Bußgeldstelle bedeuten.
Wer Falschparker anzeigen möchte, sollte sich allerdings auch der möglichen Risiken bewusst sein. So kann es zum Beispiel zu Konfrontationen mit den Betroffenen kommen. In einigen Fällen wurden sogar schon Anzeigen erstattet.
Trotz der Bedenken ist das massenhafte Anzeigen von Falschparkern ein wichtiger Beitrag für mehr Sicherheit auf Deutschlands Straßen. Es zeigt, dass die Bürger sich nicht länger mit rücksichtslosem Parkverhalten abfinden wollen.
Titelfoto: Montage: Andreas Arnold/DPA, Julian Stähle