Alice Merton: "Dann sage ich selten Nein"

Berlin - Wenn Alice Merton (30) an Silvester am Brandenburger Tor den Jahreswechsel feiert, wird ein Song bestimmt nicht fehlen: No Roots! Vor sieben Jahren veröffentlicht schaffte die Deutsch-Kanadierin gleich mit ihrer Debüt-Single den internationalen Durchbruch. Im Interview mit TAG24 spricht der Pop-Star über ihre Anfangszeit, den Mega-Song, den Erfolgsdruck und Silvester in Berlin.

Alice Merton (30) ist in Deutschland geboren, wuchs aber in Kanada auf.
Alice Merton (30) ist in Deutschland geboren, wuchs aber in Kanada auf.  © Uli Deck/dpa

TAG24: Welche Erinnerungen hast du noch an den 2. Dezember 2016?

Alice Merton: 2. Dezember 2016?! Als wir No Roots veröffentlicht haben. Ich glaube hauptsächlich Nervosität und hoffen, dass es irgendwie klappt. Ich habe mein ganzes Geld investiert und gehofft, dass die Leute gerne meine Musik hören wollen.

TAG24: Der Song hatte einen riesigen Erfolg. Allein auf YouTube 342 Millionen Views. Wann wusstest du, dass es so ein Mega-Erfolg wird?

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Merton: Ich glaube nicht, dass ich jemals wusste, dass es so ein Riesen-Erfolg wird. Ich habe gemerkt, dass Leute den Song gerne hören. Auch nachdem er öfter geteilt wurde, auch von Leuten aus der Musik-Industrie, aus meiner Umgebung, aber auch bei Spotify tauchte der Song öfter in Playlisten auf. Es entwickelte sich einfach wie so ein Schneeball, der dann den Hügel hinunterrollt.

TAG24: Wie groß ist der Druck daran anzuknüpfen?

Merton: Druck, weiß ich nicht. Damals wusste ich ja auch nicht, ob der Song ein Erfolg wird. Ich mache einfach meine Musik. Daran hat sich nichts geändert.

Sängerin lebt den American Dream

Mit ihrer Debüt-Single feierte Alice Merton gleich international Erfolge.
Mit ihrer Debüt-Single feierte Alice Merton gleich international Erfolge.  © Hendrik Schmidt/dpa

TAG24: Stört es dich, wenn dich so viele Leute mit diesem Lied in Verbindung bringen? Oder ist es auch eine Ehre?

Merton: Nee, es stört gar nicht. Klar, ich habe auch andere Songs, aber bei vielen Künstlern, die ich gut finde, kenne ich oft einen Song, der mir sofort in den Sinn kommt.

TAG24: Was macht denn für dich einen guten Titel aus?

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Merton: Ein guter Song muss für mich eine gute Melodie, eine Geschichte haben und ich muss etwas fühlen.

TAG24: Du bist tatsächlich einer der wenigen Künstler, die von sich behaupten können, den American Dream zu leben: from dishwasher to millionaire.

Merton: (lacht) Mein Traum ist auf jeden Fall wahr geworden. Ich kann Musik machen und für Menschen spielen.

TAG24: Welche Erinnerungen hast du noch an deine Anfangszeit?

Merton: Die ersten Shows, meine America-Tour und auch die Venues, auf den wir gespielt haben. Es war ja nicht so, dass wir von heute auf morgen in großen Clubs gespielt haben, sondern auch in ganz vielen kleinen Clubs - auch in kleinen Städten. Es war einfach diese schöne Zeit, bei der man nicht weiß, was auf einem zu kommt, aber man alles mitnimmt, was dann kommt.

Alice Merton tritt bei "Celebrate at the Gate", Silvester am Brandenburger Tor auf

Die Aufbauarbeiten vor dem Brandenburger Tor sind bereits voll im Gange.
Die Aufbauarbeiten vor dem Brandenburger Tor sind bereits voll im Gange.  © Soeren Stache/dpa

TAG24: Das neue Jahr steht vor der Tür und du bist bei der größten Silvesterparty Europas, der Berlin-Party am Brandenburger Tor, live dabei. Musstest du lange überlegen zuzusagen?

Merton: (lacht) Nein, ich habe das schon zweimal gemacht und jedes Mal fand ich es total schön. Alle fragen mich ja immer, was mache ich an Silvester und ich finde es total schön, wenn der Plan schon steht. Ich weiß dann: Ah, da spiele ich. Ich liebe es einfach zu arbeiten, liebe meinen Job. Wenn mich jemand fragt, ob ich live spielen will, dann sage ich selten Nein.

TAG24: Normalerweise spielst du eher im Sommer auf Festivals: Wie hart ist die Umstellung?

Merton: Ich habe auf jeden Fall die Erfahrung gemacht, dass ich mir eine dicke Jacke oder etwas Warmes drunter anziehen werde. Oft habe ich den Fehler gemacht, dass ich zu kalt angezogen war. Man muss sich schon umstellen (lacht).

TAG24: Warst du schon mal selber als Zuschauer da?

Merton: Tatsächlich nicht, weil ich große Mengen vermeide. Ich bin kein Mensch, der gerne in große Mengen geht. Silvester fahr' ich eigentlich immer in kleinen Runden irgendwohin, ganz weit weg von vielen Menschen.

TAG24: Ist die Arbeit der ausschlaggebende Grund fürs Auftreten an Silvester?

Merton: Nicht nur, weil ich arbeiten will. Ich finde einfach die Erfahrung total schön, dann die ganzen Feuerwerke um Mitternacht zu sehen, auch die ganzen anderen Acts. Hinter der Bühne ist es auch immer ganz kuschelig. Bei sowas kann ich nicht Nein sagen. Sowas zu machen ist immer besser, als jeder Plan, den ich sonst zu Silvester hätte. Es ist total schön bei sowas mitzumachen. Das vergisst man auch nicht. Wenn man sagt, man spielt an Silvester in Berlin. Das Brandenburger Tor ist auch eine ikonische Location mit so viel Geschichte. Ich liebe es!

Alice Merton hat keine Angst vor dem Älterwerden

Einmal war Alice Merton (l.) als Coach bei The Voice und holte gleich den Sieg.
Einmal war Alice Merton (l.) als Coach bei The Voice und holte gleich den Sieg.  © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

TAG24: Wie sah denn dein Silvester in Kanada aus?

Merton: Eigentlich auch viel Feuerwerke und immer mit der Familie gefeiert. Was schade war, dass wir als Familie eigentlich allein dort waren. Ohne Großeltern, Onkel, Cousins. Erst nachdem wir nach Europa zurückgezogen sind, konnte ich wieder mit der ganzen Familie feiern.

TAG24: Und in Deutschland? Habt ihr dann vor dem Fernseher die Berlin-Party verfolgt?

Merton: Auf jeden Fall. Wir haben das im Fernsehen verfolgt, mit Freunden und Familie gefeiert. In Deutschland war es schön, dass wir dann nicht nur unter uns waren, sondern auch Familienmitglieder hatten.

TAG24: Was wäre, wenn es nicht mit der Musik geklappt hätte?

Merton: Ich glaube, ich wäre entweder Lehrer oder hätte vermutlich doch irgendeine Firma gegründet. Ich weiß zwar nicht welche. Vielleicht auch einfach eine Plattenfirma und hätte andere Künstler gesignt, wenn ich gewusst hätte, dass ich nicht gut genug bin.

TAG24: Im September bist du 30 Jahre alt geworden: Hast du Angst vor dem Älterwerden?

Merton: Ich habe generell vor dem Alter nicht so wirklich Angst, weil ich glaube vom Kopf eh schon super alt bin. Deshalb finde ich es nicht schlimm. Ich hatte auch schon in meinen 20er Jahren sehr viele Freunde, die schon über 30 waren. Irgendjemand hat zu mir mal im Interview gesagt, dass ich eine 'old soul' bin, also eine alte Seele habe. Ich glaube, das stimmt. Altern macht mir wirklich nichts. Ich werde wahrscheinlich auch nie Botox nehmen. Altern gehört einfach dazu. Ich fühle mich eh mental älter, als ich körperlich bin.

TAG24: Wenn das Jahr sich dem Ende entgegen neigt, ist es immer eine gute Gelegenheit noch einmal zurückzublicken. Wie fällt dein Fazit für 2023 aus?

Merton: Mein Fazit für dieses Jahr ist, dass manchmal die besten Sachen passieren, ohne dass man es erwartet und man es einfach auf einen zukommen lassen muss.

TAG24: Letzte Frage: Was sind denn deine Wünsche fürs neue Jahr?

Merton: Ich wünsche mir weiterhin, dass Leute die Musik hören wollen und Gesundheit für alle, die ich liebe.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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