Berlin - Vor der Kamera haben Alice Dwyer (37) und Sabin Tambrea (40) nur selten gemeinsame Projekte. Für ein neues Psychothriller-Hörbuch arbeitete das Schauspiel-Ehepaar, das seit 2018 verheiratet ist, nun aber zusammen.
Im Gegensatz zu Dreharbeiten hatten die beiden bei der Aufnahme nur ihre Stimme als Werkzeug. Dennoch war die Vorbereitung "genauso wie beim Schauspiel", erklärt Tambrea im TAG24-Interview.
"Viele Hilfsmittel wie Mimik und Gestik fallen zwar weg, dennoch muss man genauso vorbereitet sein, um alles in die Sprache zu legen. Die Arbeitsweise im Vorfeld unterscheidet sich für mich nicht sonderlich vom Drehen ...", so der Schauspieler. "... eher dann im Studio", führt Dwyer, die seit 2018 mit Tambrea verheiratet ist, weiter aus.
"Am ersten Tag probiert man dann viel aus. Wie stark muss ich Dinge gestalten, damit sie normal klingen? Da muss man sich herantasten", so die Schauspielerin.
Deshalb ist es auch eine Herausforderung, vor der Aufnahme in die Rolle zu finden. "Die Kostüm- und Maskenzeit fehlt tatsächlich beim Hörbuch oder beim Hörspiel. Man spielt deshalb alles mit, was man nicht am Körper trägt. Hilfsmittel habe ich also keine", sagt der 40-Jährige.
"Ich auch nicht", so seine Frau. "Ich lese aber körperlicher als normal, also mit ausladenden Gesten. Bei einer anderen Hörspielreihe ist die Vorgabe, dass wir richtige Schuhe anziehen."
Die Reihe spiele in den 30er-Jahren. "Daher sollen wir keine Turnschuhe tragen, damit wir die passende Haltung einnehmen."
Beim Hörbuch nicht so streng mit sich selbst
Alle Emotionen müssen also mit der Stimme transportiert werden - was gar nicht so leicht ist: "Es war eine sehr angenehme Arbeit. Dennoch ist es eine Belastung für die Stimme, vor allem wenn man nicht routiniert Hörbücher einspricht", so Tambrea.
"Ich denke immer, dass meine Stimme am Ende des Tages viel tiefer ist. Dabei hört man gar keinen Unterschied", berichtet der "Ku'damm 56"-Darsteller.
Seine Frau ergänzt: "Man merkt es am Ende eines Aufnahmetags. Das ist auch neu für mich gewesen, dass die Stimmbänder müde sind." Jeweils drei Tage standen die beiden im Studio.
Wenn die Produktion dann beendet ist, stellt sich für manch Außenstehende die Frage, ob sich Dwyer und Tambrea gern selbst hören. "Ich frage mich gerade, ob ich mich lieber höre, als dass ich mich sehe. Ich gucke zwar gerne das Resultat einer Produktion. Aber beim ersten Gucken bin ich immer sehr gestresst, weil ich mich bei jeder Szene frage, ob das Optimum erreicht wurde. So streng mit mir selbst bin ich beim Hören nicht", so die 37-Jährige.
Ihr Mann ist da ganz pragmatisch: "Ich gehe da eher handwerklich heran. Ich frage mich dabei nicht, ob ich mich gerne höre, sondern ob ich zufrieden mit der Leistung bin, die ich erbracht habe."
Beide haben die Kunst in die Wiege gelegt bekommen
Die beiden Schauspieler sind in kreativen Familien groß geworden. Die Mutter von Alice Dwyer, Angela Dwyer (64), arbeitet als Bildende Künstlerin. Die Eltern von Sabin Tambrea spielten als Musiker im Orchester. Das ebnete ihnen den Weg bei der Berufswahl.
"Ich habe als Kind angefangen zu drehen. Daher ist die Entscheidung recht früh gefallen. Ich glaube, man trifft eine solche Entscheidung leichter, wenn man in einem künstlerischen Haushalt aufwächst und es eine Normalität mit sich bringt. Da habe ich Glück gehabt, dass meine Berufswahl auch von meinem familiären Umfeld unterstützt wurde", erklärt die Schauspielerin.
"Bei mir auch. Was so genannt Handfestes oder Sicheres stand für mich nicht zur Debatte. Meine Eltern waren ebenfalls in einem künstlerischen Beruf tätig und haben mich immer unterstützt", erinnert sich ihr Mann.
So will das Paar es auch bei seinem gemeinsamen Kind handhaben, welches 2024 auf die Welt kam. "Das Kind wird es selbst entdecken, was es glücklich macht, und auch wir werden es unterstützen", so der Papa.
Darum geht es in ihrem Hörspiel "We Play Games"
Die beiden sprechen im Audible-Original "We Play Games" (ab Dienstag, 29. April, verfügbar) die Hauptfiguren Effie und Ben May, die ein tödliches Spiel mit ihrem Umfeld spielen.
"Das ist ein wirklich spannendes und vielschichtig komponiertes Hörbuch, was einerseits viel Spaß beim Einsprechen gemacht hat und hoffentlich auch beim Zuhören machen wird", erklärt Tambrea.
Seine Frau ergänzt: "Es ist ganz schön, dass die Kapitel aus der Sicht der jeweiligen Charaktere erzählt werden. Das ist speziell, und man taucht als Zuhörer direkt in die Figuren ein."
In den USA ist der Titel bereits ein Erfolg. Wenn dieser in Deutschland fortgesetzt wird, könnte aus dem Hörbuch sicherlich auch ein Film werden, oder? "Ja, total. Im amerikanischen Raum hat man das ganz häufig, dass Audioproduktionen später verfilmt werden", so Dwyer.
Interesse an den schauspielerischen Rollen hätten die beiden auch. "Ich habe auf jede Rolle Lust, die ich noch nicht gespielt habe. Und diese Rolle ist so noch nicht in meinem Repertoire."