Prozessauftakt gegen Alexander Zverev: Ex-GNTM-Model im Streit gewürgt?

Berlin - Während sich der beste deutsche Tennisprofi Alexander Zverev (27) bei den French Open in Paris auf sein Drittrundenmatch vorbereitet, hat in Berlin ein Strafprozess gegen ihn begonnen.

Alexander Zverev (27) ist derzeit Teilnehmer bei den French Open in Paris, dem zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres, in dem er am Donnerstag sein zweites Spiel gewann.
Alexander Zverev (27) ist derzeit Teilnehmer bei den French Open in Paris, dem zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres, in dem er am Donnerstag sein zweites Spiel gewann.  © Aurelien Morissard/AP/dpa

Es geht um den Vorwurf der Körperverletzung an seiner damaligen Freundin vor vier Jahren. Die Verteidiger des 27-Jährigen wiesen die Anschuldigungen zu Beginn der Verhandlung am Freitag vor dem Amtsgericht Tiergarten vehement zurück und bezeichneten sie als frei erfunden.

Der Anwalt der Ex-Freundin Brenda Patea (30) konterte, seiner Mandantin werde gedroht, der Verteidigung gehe es vor allem darum, ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern.

Zur ursprünglich geplanten Vernehmung der Frau kam es noch nicht, weil die Verteidigung den Ausschluss der Öffentlichkeit während ihrer Vernehmung beantragt hatte. Dies sei insbesondere zum Schutz der gemeinsamen Tochter des einstigen Paares erforderlich, erklärten die Anwälte.

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Die Entscheidung darüber wird am nächsten Prozesstag am Montag bekannt gegeben. Zverev erschien selbst nicht vor Gericht. Er spielt derzeit beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Paris. Die frühere Freundin Patea, die 2017 in der TV-Show "Germany's Next Topmodel" dabei war, tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf.

Laut Anklage, die sich auf die Aussagen von Patea stützt, soll Zverev sie im Mai 2020 nachts im Flur ihrer gemieteten Airbnb-Wohnung in Berlin bei einem Streit angeblich an die Wand gedrückt und gewürgt haben. Sie habe anschließend unter Atemnot gelitten und heftige Schmerzen gehabt, sagte der Staatsanwalt.

Alexander Zverev zeigt sich siegessicher: "Glaube an das deutsche Rechtssystem"

Die Anklage stützt sich auf Aussagen von Brenda Patea (30).
Die Anklage stützt sich auf Aussagen von Brenda Patea (30).  © Frank Molter/dpa

Schmerzen und Schluckbeschwerden hätten mehrere Tage angehalten. Ein sogenannter Strafbefehl war ohne Prozess gegen Zverev verhängt worden, demnach sollte er eine Geldstrafe von 450.000 Euro (90 Tagessätze zu je 5000 Euro) wegen Körperverletzung zahlen. Dagegen legte er Einspruch ein. Deshalb wird der Fall nun verhandelt.

"Letztendlich glaube ich an das deutsche Rechtssystem und ich glaube auch an die Wahrheit", hatte der Olympiasieger bei einer Pressekonferenz kurz vor dem Start der French Open gesagt. "Ich glaube, dass ich dieses Verfahren nicht verlieren werde. Das ist absolut ausgeschlossen. Deshalb kann ich beruhigt spielen, und ich denke, meine Ergebnisse haben das gezeigt."

Die Anzeige der Frau gegen Zverev etwa eineinhalb Jahre nach dem angeblichen Vorfall im Mai 2020 stehe in engem Zusammenhang mit einem Streit um Sorgerecht und Unterhalt für die gemeinsame Tochter, sagte sein Verteidiger Alfred Dierlamm in einer Erklärung. Sie habe so ihre Forderungen durchsetzen wollen.

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Fotos, Videos und Zeugenaussagen aus den Tagen nach dem angeblichen Angriff Zverevs auf sie würden eindeutig belegen, dass keine Verletzungen sichtbar gewesen seien und das Paar sich bestens verstanden habe, gut gelaunt mit ihrer Mutter in Hamburg essen gegangen sei. "Es gab keinerlei Anzeichen von Disharmonie und Streit und keine Würgemale, und das zwei Tage nach dem angeblichen Vorfall."

Zverevs Verteidiger sagte, der damaligen Freundin sei es bei der Beziehung vor allem darum gegangen, die Zahl ihrer Follower bei Instagram und TikTok zu erhöhen und ein Leben wie im Jetset mit teuren Restaurants, angesagten Partys und "Shoppen ohne Limit" zu führen. Dabei habe sie in Veröffentlichungen im Internet über ihr Leben und Einkommen immer wieder gelogen.

Zverev-Verteidigung will Vereidigung von Brenda Patea beantragen

Zverev erschien selbst nicht vor Gericht und bestreitet die Vorwürfe.
Zverev erschien selbst nicht vor Gericht und bestreitet die Vorwürfe.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Der Tennisprofi habe ihr die hohen Ausgaben für Reisen, Hotels, Luxus-Einkäufe und die Wohnung in Berlin gezahlt. Man werde im Prozess seine Kreditkartenabrechnungen vortragen. Patea habe erst spät erkannt, dass ein Tennisprofi in Wirklichkeit ein anderes Leben als das von ihr angestrebte führe: mit harter Disziplin, viel Training, kontrollierter Ernährung und ohne Partys und Alkohol.

Die Verteidiger kündigten weitere Gutachter an - darunter einen Rechtsmediziner, der zu angeblichen Verletzungen befragt werden soll sowie eine Expertin, die sich mit einem vom Gericht in Auftrag gegebenen Gutachten zur Glaubwürdigkeit der Zeugin Patea befasst habe.

Auch eine Vereidigung von Brenda Patea wollen die Anwälte von Zverev beantragen. Ihre bisherigen Angaben zu den Vorwürfen seien "widersprüchlich in sich und zu anderen Beweismitteln", sagte Dierlamm.

Der Anwalt der wichtigsten Zeugin in dem Verfahren konterte nach dem ersten Prozesstag vor der Saaltür. Die Verteidigung von Zverev wolle Patea "zermürben, ruinieren und psychologisch Druck ausüben", sagte Michael Nitschke. Sie würde ihr mit einer Vereidigung drohen. "Es ist das Ziel, ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern."

Der Vorwurf des Verteidigers, es gehe Patea nur um Geld, stimme nicht, sagte Nitschke. "Sie fühlte sich verlassen, sie wollte Gerechtigkeit." Sie sei aber nicht verängstigt, ihr gehe es gut. Allerdings koste so ein langer Prozess viel Geld, und "irgendwann ist sie wirtschaftlich am Ende".

Das Vorgehen der Verteidigung, lauter Gutachter aufzufahren, sei nicht seriös und "absurd", es überrasche ihn aber nicht. Die Gutachter hätten Patea nie gesehen.

Erstmeldung von 11.24 Uhr, aktualisiert um 14.03 Uhr.

Titelfoto: Aurelien Morissard/AP/dpa, Frank Molter/dpa (Bildmontage)

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