Vor 35 Jahren verboten: Die Ärzte haben alten Song "völlig unterschätzt"

Berlin - Auch 35 Jahre nach Indizierung ihres Songs "Geschwisterliebe" als jugendgefährdend sieht die Berliner Punkrockband Die Ärzte ("Schrei nach Liebe") wenig Gründe für Einschränkungen oder staatliche Eingriffe in die Kunstfreiheit.

Vor dreieinhalb Jahrzehnten wurde ein Song aus dem Ärzte-Album "Ab 18" auf den Index gesetzt.
Vor dreieinhalb Jahrzehnten wurde ein Song aus dem Ärzte-Album "Ab 18" auf den Index gesetzt.  © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

"Aufforderung zu Gewalt oder Schüren von Hass gegen bestimmte Personengruppen - oft Hand in Hand gehend mit Entmenschlichung - sollte meines Erachtens grundsätzlich in einer liberalen Gesellschaft nichts verloren haben - und in der Kunst noch weniger", sagte Farin Urlaub (58) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Bela B (59) ergänzte: "Dann wäre aber auch Schluss, denn grundsätzlich muss Kunst erst mal so gut wie alles können."

Der als jugendgefährdend indizierte Song "Geschwisterliebe" darf bis heute nicht öffentlich gespielt oder zitiert werden. Im Text von Urlaub geht es um die Freude von Bruder und Schwester am gemeinsamen Sex.

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Am 27. Januar 1987 setzte die damalige Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien das Lied deswegen auf den Index.

"Wir haben die Wucht dieses Inzest-Themas einfach völlig unterschätzt", sagte Urlaub rückblickend.

Die Rockband "Die Ärzte" sorgten in den späten 80ern mit ihrem Song "Geschwisterliebe" für Aufruhr. (Archivbild)
Die Rockband "Die Ärzte" sorgten in den späten 80ern mit ihrem Song "Geschwisterliebe" für Aufruhr. (Archivbild)  © Kirsten Neumann/dpa

Bela B erinnerte sich an einen Mitarbeiter der Plattenfirma, der den Song seinen Töchtern nicht vorspielen wollte. "Da hab ich erst begriffen, dass wir geschmacklich doch ziemlich daneben lagen. Für die Sicht von Eltern waren wir damals noch zu jung."

Titelfoto: Kirsten Neumann/dpa, Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa (Bildmontage)

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