Von der etablierten Rap-Crew hin zur Newcomerin - Marie Curry wagt es solo!
Hamburg - Die Hamburger Rapperin Marie Curry von "Neonschwarz" veröffentlicht am heutigen Freitag ihre erste Soloplatte "Cameo". Mit TAG24 sprach sie über den Entstehungsprozess, Songs, die ihr besonders wichtig sind, und wie es mit Neonschwarz weitergeht.
TAG24: Was hat Dich nach all den Jahren "Neonschwarz" dazu bewogen, eine Solo-Platte zu machen?
Marie Curry: Ich wollte das schon lange machen. Auch, weil im Band-Kontext alles - auch wenn ich alles feiere, was wir gemacht haben - immer auch ein Kompromiss ist, eine Gruppenentscheidung.
Deswegen fand ich das jetzt mal gut, die ganzen Songs nur für mich zu haben. Auch anders schreiben und Geschichten von Anfang bis zum Ende erzählen zu können.
TAG24: Was unterscheidet Marie Curry von Neonschwarz?
Curry: Ich glaube, meine Musik ist ein bisschen weniger leicht zugänglich und persönlicher. Es unterscheidet sich schon, aber es ist kein komplett neues Kapitel. Es sind auf jeden Fall viele Sachen auf dem Album, die so nicht bei Neonschwarz stattgefunden hätten.
Marie Curry: "Ich habe mich da nicht für eine Woche eingeschlossen"
TAG24: Worum geht es in dem Album "Cameo" thematisch?
Curry: Es ist eine Platte, die sowohl persönlich als auch politisch ist. In "Schlafes Schwester" geht es zum Beispiel darum, sich angesichts der ganzen Krisen und des Rechtsrucks nicht der Ohnmacht zu ergeben, sondern etwas zu tun und aktiv gegen Rechtsextremismus zu werden.
"Orcas" behandelt das absurde kapitalistische System, das für eine große Ungleichverteilung der Mittel sorgt. Das Ganze wird entlang des Bildes der Orcas, die Segelyachten bei Gibraltar versenken, erzählt. Ein sehr schönes, passendes Bild, wie ich finde. Die Tiere sind quasi an unserer Seite und sorgen für eine Umverteilung.
TAG24: Wie würdest Du den Sound des Albums beschreiben?
Curry: Ich wollte, dass sich durch das gesamte Album ein warmer, organischer Sound zieht und dass es ein Album wird, das man sich gut anhören, das man gut durchhören kann, ohne über irgendeinen Elektro-Atzen-Track zu stolpern.
TAG24: Das ist Dir auf jeden Fall gelungen. Wie lange habt Ihr für die Platte gebraucht?
Curry: Das waren ungefähr anderthalb Jahre. Aber ich war auch immer wieder im Studio. Mal einen Abend, mal einen ganzen Tag. Ich habe mich da nicht für eine Woche eingeschlossen.
"Cameo"-Interpretin findet "viel Make-up, viel Kostüm (...) total geil"
TAG24: Welcher Song ist Dir auf der Platte besonders wichtig?
Curry: Das schwankt immer ein bisschen. Ich mag "Geister" sehr gerne. Auch weil ich es als Herausforderung empfunden habe, über etwas Persönliches so zu schreiben, dass es sich nicht anhört wie ein Tagebucheintrag, sondern dass ein Gefühl transportiert wird. Sehr wichtig ist mir aber auch "Cameo". Der Song erzählt auf der Meta-Ebene von der Entstehung des Albums.
TAG24: Am 28. Februar erschien "Cameo" samt Video auf YouTube. Wie dreht es sich ohne die Männer von Neonschwarz?
Curry: Videodrehs sind alleine natürlich noch mal eine andere Herausforderung. Aber ich kann jetzt die Maske etc. solo total ausreizen. Viel Make-up, viel Kostüm. Das finde ich total geil. Auch wenn Videodrehs nicht meine Lieblingsbeschäftigung sind.
Marie Curry - Cameo
Marie Curry: Nach dem Album folgt die Tour
TAG24: Demnächst startet Deine Solo-Tour. Auch ein erstes Mal für Dich und vermutlich ganz anders als mit Band.
Curry: Mit Neonschwarz ist das ein total eingespieltes Team. Wir proben einmal und dann kannst Du uns auf die Bühne stellen und dann läuft das.
Jetzt ist es eine ganz andere Aufregung, aber ich habe Lenki Balboa aus Berlin dabei, einen Techniker, den ich kenne und der weiß, wie alles klingen soll, und immer mal wieder Special Guests wie zum Beispiel Milli Dance von Waving The Guns. Deshalb freue ich mich sehr.
TAG24: Und wie geht es jetzt mit Neonschwarz weiter?
Curry: Wir haben zurzeit eine Live-Pause mit unbestimmtem Ausgang. Wir sehen uns immer noch regelmäßig und mögen uns alle. Wann wir neue Songs schreiben und auf Neonschwarz-Tour gehen, ist gerade nicht absehbar, aber vielleicht sind sie irgendwo ganz geheim als Special Guest auf meiner Tour dabei.
Marie Currys Album "Cameo" ist seit dem 1. März auf Vinyl und digital bei Audiolith Records erhältlich. Ab dem 4. April ist sie auf Tour und besucht unter anderem Wiesbaden, Berlin, Hamburg und München.
Titelfoto: Katja ruge