Rosenstolz-Sängerin AnNa R. mit Solo-Album auf Tour: "Mit Gleis 8 hat das nicht mehr viel zu tun"
Von Nico Schimmelpfennig
Leipzig - AnNa R. (53), vielen besser bekannt als die Sängerin von "Rosenstolz", ist zurück und gerade auf Tour zu ihrem ersten Solo-Album "König:in". TAG24 hat ihren Musikalischen Leiter und Schlagzeuger Manne Uhlig im Haus Leipzig zum Interview getroffen und erfahren, warum es eigentlich kein Solo-Album ist, sondern eher Teamwork dahintersteckt - und was es mit den Texten der Songs auf sich hat.
TAG24: Ihr seid zurück, diesmal aber als das Solo-Projekt von AnNa R. Warum dieser Schritt, anstatt weiter als Gleis 8?
Manne Uhlig: Mit Gleis 8 hat das jetzt eigentlich nicht mehr so viel zu tun als Band. Wir haben halt zu viert damals angefangen. Leider ist Lorenzo an Krebs verstorben nach dem ersten Album. Dann haben wir noch ein Album gemacht. Wir hatten mit Lorenzo das zweite auch schon zu viert angefangen und dann haben wir das noch durchgezogen. Auch für ihn das zweite Album. Das ist ja auch ein bisschen düsterer und melancholischer und trauriger geworden. Timo wollte andere Projekte angehen und da haben wir erst mal eine Pause eingelegt.
In der Pandemie haben Anna und ich uns dann dafür entschieden, ein Solo-Album für sie zu schreiben. Da wir uns vertrauen konnten, haben wir die Songs gemeinsam entwickelt und produziert. Da stand dann auch die Frage gar nicht mehr im Raum, ob wir zu zweit das Ganze noch "Gleis 8" nennen.
TAG24: Euer neues Album klingt wie bewährt, aber auch neu. Was ist das Geheimnis dahinter?
Uhlig: Das Geheimnis kann ich dir so eigentlich gar nicht sagen. Also wir haben einfach Musik gemacht die uns gefällt. Neu ist jetzt, dass ich verantwortlich im Studio war, anstatt Timo, der die "Gleis 8"-Alben produziert hat. Von daher klingt es vielleicht schon mal anders und dann sind die Themen halt auch einfacher und die Platte ist positiver ausgefallen, auch wenn es hier und da mal schwer und politisch wird. Der Gesang klingt gut, weil das Peter Schmidt gemischt hat. Das ist schon ein anderes Team als damals.
AnNa-R.-Schlagzeuger zum Albumtitel: "Den Rosenstolz-Song hatte ich gar nicht im Hinterkopf"
TAG24: Das Album heißt "König:in". Warum habt ihr diesen Namen gewählt? Eine Hommage an denselben Rosenstolz Song?
Uhlig: Ne, das wusste ich tatsächlich gar nicht. Also Anna war das bestimmt bewusst, aber wir hatten diesen Song "Königin". Der hieß bei mir im Produzierprozess immer "Du bist eine Königin", das fand ich auch schön.
AnNa steht aber sehr auf knappe Titel. Also haben wir bei einige Namen verkürzt. So ein bisschen wie auf Schlagwörter und so kam es eigentlich ziemlich spät erst dazu und sie meinte dann gleich, dass dies doch auch ein toller Albumtitel wäre.
TAG24: Was spiegeln die Songs wider? Wie arbeitet ihr da zusammen, beziehungsweise woher kommen die Ideen?
Uhlig: Meistens von Anna und dann setzt man sich gemeinsam ran. Ich mache eher die Musik, Anna macht eher die Texte. Hier und da haben wir auch mit anderen zusammengearbeitet, wie beispielsweise mit Henning Wehland. Da haben die beiden zusammen erst den Text geschrieben und ich kam später dazu für die Musik.
Bei den Texten sind es Situationen und Gedanken aus dem Leben und deswegen ist es auch relativ bunt. Das ist so die Auseinandersetzung mit dem selbst, aber halt auch politische Missstände, das hat keinen roten Faden als Ganzes. Also man könnte das jetzt nicht als Konzept Album verstehen, sondern es steht wirklich jeder Song für sich selbst.
Interview zu AnNa Rs Solo-Tour: Darauf können sich Fans freuen
TAG24: Was erwartet die Fans auf der Tour?
Uhlig: Ganz, ganz viel vom neuen Album, das wollen wir jetzt natürlich präsentieren. Wir sind ganz stolz auf die Platte da gibt es 13 Songs drauf und wir spielen fast alle. Dazu haben wir uns gedacht, wir ergänzen das mit Annas Werdegang. Und da findet dann alles statt, also "Silly", "Rosenstolz" und "Gleis 8". So ein paar kleine Überraschungen gibt es auch – aber ich möchte auch nicht alles verraten.
TAG24: Was verbindet ihr mit Leipzig? Wie gut kennt ihr die Stadt und wo seid ihr gern?
Uhlig: In Leipzig gibt es eine kleine Whisky-Bar. Ich mag schottischen Whisky gern. Also nicht, um sich da irgendwie zu betrinken, sondern wirklich so ein, bis zwei besondere Tropfen zu genießen. Aber das nur am Rande. Ich verbinde mit Leipzig sehr viel, weil mein Vater gebürtiger Leipziger ist und der ist auch noch Schullehrer in Leipzig gewesen. Er hat die Thomaner unterrichtet in Latein und Altgriechisch und ist dann nach Wolfenbüttel gegangen. Also gerade so, als es zu DDR-Zeiten noch ging. Insofern habe ich tatsächlich heute auch Gäste. Das sind alte Familienfreunde, eher von meinen Eltern, aber ich kenne die natürlich auch. Es ist sozusagen ein Bezug da, da ich quasi halb-Sachse bin.
Titelfoto: Nico Schimmelpfennig