Polizei-Gewerkschaft gibt Gangster-Rap Mitschuld an Silvesterkrawallen
Hamburg - Sind Bushido (44), Fler (40), Gzuz (34) & Co. schuld an den teils heftigen Ausschreitungen in der Silvesternacht? Nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) tragen Gangsterrapper zumindest eine Mitschuld an den Krawallen zum Jahreswechsel. Das geht aus einem Positionspapier des Hamburger Landesverbandes hervor.
Den N.W.A-Klassiker "Fuck The Police" (1988) kennt man auch hierzulande, für polizeikritische Rapsongs muss der Blick jedoch keinesfalls über den großen Teich schweifen.
Von Kritik an den Ordnungshütern über das Verhöhnen der Staatsmacht bis hin zu blankem Hass reicht auch im deutschen Gangsterrap die Bandbreite der lyrischen Auseinandersetzung mit der Ordnungsmacht.
Bei Künstlern wie 187-Strassenbande-Rapper Gzuz (34), der Frankfurter Rapperin Schwesta Ewa (38) und nicht zuletzt Rapper, Labelboss und Unternehmer Xatar (41) - der für die Beteiligung an einem spektakulären Überfall auf einen Goldtransport im Jahr 2009 bereits in Haft saß und dessen Leben unter dem Titel "Rheingold" unlängst durch den Hamburger Star-Regisseur Fatih Akin (49) verfilmt wurde, geht der Kontakt mit der Staatsmacht gar über die Kunst hinaus.
Die GdP schlussfolgert deswegen, dass Gangsterrap den Hass auf die Polizei schüre und damit Silvester-Ausschreitungen wie in Berlin-Neukölln oder dem Hamburger Bezirk Harburg begünstige. Sie fordert eine "ehrliche Debatte" der Geschehnisse und beteiligt sich selbst mit dem Vier-Punkte-Papier an selbiger.
Debatte um Gangsterrap ist auch in Deutschland bereits 20 Jahre alt
Die Diskussion um die Auswirkungen von Gangsterrap ist dabei auch in Deutschland keineswegs neu. Während harter Straßenrap eines frühen Kool Savas (47) oder Azad (49) Ende der 1990er-Jahre nur Szenekennern ein Begriff gewesen ist, hielt in den frühen Nullerjahren nicht nur der Erfolg dieser Rap-Spielart durch die Künstler des Berliner Labels Aggro Berlin Einzug in die bundesdeutschen Jugendzimmer und Musikcharts.
Einhergehend entstand eine Verbotsdebatte, losgetreten von Politikern, Medien, Lehrer- und Elternverbänden, Polizei und Justiz. Auch die aktuelle Forderung der GdP ist bereits in der Vergangenheit zu hören gewesen.
Polizeigewerkschaft Hamburg: Kritik an "bestimmten politischen Kreisen"
Der Hamburger Landesverband der GdP will nach den Silvesterkrawallen nicht nur eine Mitschuld bei Gangsterrappern, sondern auch bei "bestimmten politischen Kreisen und Politikern" ausgemacht haben. Das berichtete das Hamburger Abendblatt.
Unter anderem würden die immer wieder von den Gemeinten gegen die Polizei angeführten Rassismus-Vorwürfe dazu beitragen, dass der Hass auf die Polizei bei Migranten ansteige und sich festige.
Andere Gründe, die nach Ansicht der Hamburger GdP in die Silvesterrandale mit einfließen, sind dagegen nicht neu. So werden in dem Papier unter anderem auch kriminelle ausländische Clans genannt.
Deren "offen zur Schau gestellten Reichtum, Macht und Einfluss", erwecke den Eindruck, als könnte man "unbehelligt in einer Parallelgesellschaft tun und lassen", was man wolle. Der zweifelhafte Vorbildcharakter, den die Clans in bestimmten Kreisen innehaben, lassen den Eindruck entstehen, dass man nur durch Straftaten zu Reichtum und Anerkennung kommen könne.
In Hamburg hatten sich die Ausschreitungen in der Nacht zu Neujahr vor allem im Bezirk Hamburg-Harburg abgespielt.
Titelfoto: Jonas Walzberg/dpa