Punk meets Bayern-Pop: Tote Hosen gehen mit Gerhard Polt und "Biermösln Blosn"-Brüder auf Tour
München/Düsseldorf - Es ist eine Kombination, auf die vermutlich niemand Geld gesetzt hätte, dass sie in dieser Form entstehen könnte: Zusammen mit den Punkrockern der Toten Hosen gehen die Well-Brüder - Gründer der bayerischen Musikgruppe "Biermösln Blosn" - und Kabarettist Gerhard Polt auf eine gemeinsame Tournee.
Dabei ist diese vermeintlich unpassende Kombi auf den zweiten Blick durchaus nachvollziehbar. Denn die einzelnen Parteien kennen sich untereinander schon länger.
Der Grundstein dafür wurde bereits 1985 gelegt, als die Entscheidung fiel, im Oberpfälzer Wackersdorf eine zentrale Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) für abgebrannte Brennstäbe aus Kernreaktoren zu errichten.
So sehr die regierende CSU damals für dieses Werk warb - den Bürgern war das alles andere als recht. Über mehrere Jahre gab es immer wieder Ausschreitungen und Proteste. Bis das Bauvorhaben wenige Tage nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl schließlich doch gestoppt wurde.
Im Rahmen der Demos lernten sich Die Toten Hosen und die Brüder der Biermösln Blosn kennen. Ihre Musik schien unvereinbar - ihre politische Gesinnung jedoch verband die beiden Welten.
Da auch der Kabarettist Gerhard Polt (81) immer wieder mit den Well-Brüdern gemeinsame Sache machte, entsteht nun dieses ungewöhnliche Trio aus acht Leuten.
Kulturelle Aneignung? Wohl eher eine kulturelle Zumutung
Derzeit sollen die geistigen Anarcho-Brüder im oberbayerischen Schliersee proben, wo am 14. Juli auch die gemeinsame "Forever"-Tour starten wird.
"Intern habe man diskutiert", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, "ob es sich bei alldem womöglich um kulturelle Aneignung handele. Man sei dann aber zu dem Schluss gekommen, dass das Programm vor allem eine Zumutung sei."
Einen Monat lang reisen die Künstler gemeinsam von Hamburg bis Wien, um auf 15 Konzerten einen "schrägen Sommer" zu zelebrieren, wie er in einer Mitteilung angekündigt wird.
"Der Hauptgrund für die 'Forever'-Tour besteht darin, dass Polt und die Well-Brüder unbedingt noch mal Nightliner fahren wollen", scherzen die Düsseldorfer Punkrocker auf ihrer Internetseite zur "Forever. Eine kulturelle Zumutung"-Tour.
"Als der Tourzeitraum vereinbart war, wurde zunächst stundenlang darüber debattiert, was gegessen und getrunken werden soll. Eine angemessene Verpflegung geht den Anarchos aus Oberbayern seit jeher über alles. Sie waren trotzdem einverstanden, als die Toten Hosen zaghaft nachfragten, ob für die Konzerte denn auch noch geübt werden solle."
Plan sei es, ein völlig neues Bühnen-Programm auf die Beine zu stellen. "Falls genug Zeit dafür ist."
Titelfoto: Montage: Anthony Anex/KEYSTONE/dpa + Tobias Hase/dpa