Peter Kraus auf Tournee: "Ich habe überhaupt kein Gefühl für mein Alter"
Dresden - Peter Kraus ist 83 Jahre alt und nicht etwa im Altenheim oder auch nur unbeweglich auf der Couch hockend. Nicht mal in Rente ist er. Tatsächlich ist der Star seit sage und schreibe 67 Jahren unterwegs auf den Showbühnen des deutschsprachigen Raums und auch jetzt wieder auf Tournee.
Im Gepäck hat er sein aktuelles Album "Idole", das vergangenen Sommer erschien. "Meine Hits - Meine Idole - Live 2023", das ist der Titel der Tour, die am 16. Februar im Dresdner Kulturpalast Station macht und am 18. Februar im Leipziger Gewandhaus.
TAG24 sprach mit Peter Kraus.
Peter Kraus: "Ich wollte es machen wie die Amerikaner"
TAG24: Herr Kraus, Ihre Hits kennen wir alle. Aber wer sind Ihre Idole?
Peter Kraus: Meine Idole sind jene Künstler, die mich dazu gebracht haben, mich für Musik zu interessieren. Sammy Davis Jr., Frank Sinatra, Dean Martin, Ella Fitzgerald. Es sind vornehmlich die Künstler des American Songbook, mit den Titeln von Gershwin, Berlin, Kern. Einige dieser Lieder sind auf meinem neuen Album enthalten.
TAG24: Ihre bislang letzte Platte liegt acht Jahre zurück - was hat Sie nach so vielen Jahren bewogen, dieses Album aufzunehmen?
Peter Kraus: Es war die Langeweile während der Corona-Zeit. Das Album zu konzipieren und aufzunehmen war eine tolle Beschäftigung in trostloser Zeit.
TAG24: Sie haben sich für die Lieder Duettpartner gewählt, darunter Annett Louisan, mit der Sie zusammen singen, Helge Schneider und Götz Alsmann, die Klavier spielen, Till Brönner, der Trompete spielt. Was ist die musikalische Idee?
Peter Kraus: In den Vereinigten Staaten ist es völlig normal, dass sich Stars zusammenfinden, um gemeinsam aufzutreten oder ein Album aufzunehmen. In Deutschland hat jeder den Ehrgeiz, der Alleinige zu sein. Ich wollte es machen wie die Amerikaner, habe die Kollegen angerufen und gefragt, ob sie Lust hätten mitzumachen. Sie haben sich darüber gefreut und gesagt: 'Super, wir sind dabei!'
Peter Kraus: "Unter jungen Leuten fühle ich mich schon immer auf natürliche Weise aufgehoben"
TAG24: Als Sie in den 50er-Jahren angefangen haben, waren einige Ihrer jetzigen Duettpartner noch nicht geboren. Hatten Sie Vater- oder gar Großvatergefühle bei den Aufnahmen?
Peter Kraus: Keine Spur. Ich habe überhaupt kein Gefühl für mein Alter und sowieso kaum Kontakt mehr zu Gleichaltrigen. Die meisten meiner Altersgenossen sind tatsächlich schon tot. Unter jungen Leuten fühle ich mich schon immer auf natürliche Weise aufgehoben.
TAG24: Die Lieder auf dem Album sind gleichwohl eher solche von gestern. Was mögen Sie an aktueller Musik?
Peter Kraus: Da kann ich nicht mitreden. Ich höre im Alltag kaum Musik und weiß nicht, was zurzeit gerade angesagt ist oder nicht.
TAG24: Als junger Star der 50er-Jahre waren Sie Zeitgenosse von Elvis und Bill Haley, von den Beatles oder den Stones war noch keine Spur. Vermissen Sie die alten Zeiten?
Peter Kraus: Nein, gar nicht. Ich habe sie ja erlebt. Da darf man nicht traurig sein. Aber natürlich hole ich sie ein Stück weit auf die Bühne zurück, wenn ich auftrete. Dann bin ich für zwei Stunden wieder 20. Vielleicht auch ein Grund, warum ich das Touren nicht lassen kann.
Peter Kraus: "Ich sei ein biologisches Wunder!"
TAG24: Sie sind 83 Jahre alt und sehen mindestens 20 Jahre jünger aus. Sind Sie wirklich so fit, wie es scheint?
Peter Kraus: Wohl schon. Ich habe in Lugano einen großartigen Physiotherapeuten, der mich regelmäßig knetet und massiert. Der sagt mir immer wieder: 'Das gibt es nicht, du bist ein biologisches Wunder!' Ich tue natürlich auch etwas dafür, jung zu bleiben. So bin ich auch heute noch täglich in Bewegung, am liebsten auf dem Fahrrad.
TAG24: Das Herz, die Bandscheiben, die Hüfte, wenigstens die Knie - kommen Sie, irgendwo müssen doch auch Sie das Alter spüren!
Peter Kraus: Hin und wieder mal, aber tatsächlich selten. Ich habe wohl gute Gene. Trotzdem geht es auch bei mir ruhiger zu als früher. Vor zwei Jahren habe ich aufgehört, Wasserski zu fahren, und Winterski fahre ich auch nicht mehr. Das ist der normale Gang der Dinge, und man will ja vernünftig sein. So ist halt das Leben. Aber jetzt freue ich mich mehr als alles andere auf die Tournee.
Titelfoto: Bildmontage: Marijan Murat/dpa (2)