"Letzte Runde": So war das letzte City-Konzert in Leipzig
Von Christian Grube
Leipzig - Auf zur "Letzten Runde" heißt es für die Kult-Rocker von City. Am Sonntagabend gastierten die Musiker um Frontmann Toni Krahl (73) zum letzten Mal in Leipzig, und 7000 Fans ließen die Berliner hochleben.
Im 50. Jahr ihres Bestehens haben City beschlossen aufzuhören. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen 26 Monate Spielpause, aber vor allem der Tod von Schlagzeuger Klaus Selmke (†70) gaben den Ausschlag, die Gitarren an den Nagel zu hängen.
Wenn am 30. Dezember 2022 in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin die letzten Töne verklingen, dann endet ein Stück (ost)deutsche Musikgeschichte. Doch bis dahin sind es noch drei Konzerte. Leipzig ist Nr. 4 vor dem Abschied.
In der ausverkauften QUARTERBACK Immobilien Arena ist von Wehmut nicht viel zu spüren, als die fünf Musiker mit der Hymne "Come Together" aus ihrem hochgelobten Abschiedsalbum "Letzte Runde" die Bühne betreten.
Frenetischer Jubel brandet auf und das Publikum ist sofort dabei. Man möchte sowohl die aktuellen Stücke, aber eben auch 50 Jahre City feiern. Man habe harte Diskussionen geführt, was auf die Setlist soll. Doch die Band habe auch dies überlebt, witzelt Toni Krahl. Dabei hat man natürlich auch die Pflichtstücke nicht vergessen.
Wenn man bedenkt, dass keiner der Musiker (abgesehen von Gastschlagzeuger Roger Heinrich) unter 70 ist, dann überrascht der druckvolle und frische Sound.
Dies wird noch gesteigert, als Überraschungsgast Uwe Hassbecker (62) auf die Bühne kommt. Der Silly-Gitarrist ist seit vielen Jahren mit den Mitgliedern von City befreundet und war auf der Abschiedstour schon das ein oder andere Mal dabei.
City haben Cover und Klassiker im Gepäck
Politisch wird es an dem Abend, als Toni Krahl fragt: "Wenn jetzt nicht die richtige Zeit für Friedenslieder ist, wann dann?", und eine Rockversion des Songs "Sag' mir wo die Blumen sind" anstimmt. Auch Bettina Wegners "Kinder (Sind so kleine Hände)" schlägt in die gleiche Kerbe.
Natürlich finden auch die großen Klassiker ihren Raum: "Wand an Wand" – das zu DDR-Zeiten von Margot Honecker persönlich verboten werden sollte – "z. B. Susann" und "Casablanca" beschließen den Hauptteil. Im Zugaben-Teil darf natürlich "Am Fenster" nicht fehlen. Teufelsgeiger Georgi Gogow (74) liefert sich mit Uwe Hassbecker ein virtuoses Geigensolo.
Ein letztes Mal das vertonte Gedicht der Leipziger Autorin Hildegard Maria Rauchfuß und dann war es das. City verlassen zum letzten Mal eine Konzertbühne in der Messestadt.
Was bleibt, ist ein kurzweiliger Konzertabend mit wehmütigem Abschluss. Eine der letzten großen Ostrockbands verabschiedet sich und hinterlässt ein großartiges musikalisches Erbe, das weit mehr als "Am Fenster" ist.
Titelfoto: Christian Grube