"Koks oder MDMA?": K.I.Z. mit Liebeserklärung an berüchtigten Görlitzer Park
Berlin - Zwei Jahre nach ihrem letzten Album "Rap über Hass" melden sich K.I.Z. mit ihrer neuen Single "Görlitzer Park" zurück. In dem Song und dazugehörigen Video setzen die Rapper dem berüchtigten Kreuzberger Park ein Denkmal.
In Zeiten, in denen Politiker freudig in trüben AfD-Gewässern fischen, die Asyldebatte weiter nach rechts abdriftet und CDU-Chef Friedrich Merz (67) bayerische Bierzelt-Tradition gegen die rastlose Urbanität Berlin-Kreuzbergs auszuspielen versucht, wird der sich ebendort befindende Görlitzer Park zur Projektionsfläche in allerlei Wahl- wie Kulturkämpfen.
Wenn K.I.Z. ihre neue Single und das für 2024 angekündigte Album "Görlitzer Park" nennen, weist das zunächst auf das Gespür der Berliner Rapper für den Zeitgeist hin. Zugleich drückt sich hier aber die Dringlichkeit aus, die Debatten um ein umkämpftes Terrain wie den Görlitzer Park nicht ohne die zu führen, für die die Kreuzberger Grünanlage tatsächlich Teil ihrer Lebenswirklichkeit ist.
Und diese Lebenswirklichkeit, daran lässt der Song keinen Zweifel, ist komplizierter als es plumpe Gegensätze wie Kreuzberg vs. Gillamoos suggerieren. Der Görlitzer Park ist eben nicht nur Deal-, sondern auch Spielplatz, nicht nur Kriminalitäts-Hotspot, sondern auch ein Stück Kreuzberger Lebensgefühl.
Tarek setzt den Ton, wenn er seine Strophe auf dem atmosphärischen Instrumental - produziert von den Drunken Masters und Nico K.I.Z. - mit Zeilen beginnt wie: "Die Dealer am hustlen bei Tag und bei Nacht / Nur die Härtesten hab'n es bis hierhin geschafft / Überlebten das Meer, den libyschen Knast / Möchtest du Koks oder MDMA?"
Die Realität von Drogen und Gewalt wird hier nicht geleugnet. Doch bei K.I.Z. wird ihr eine weitere Ebene zur Seite gestellt, in der es um Aspekte wie Perspektivlosigkeit, Fluchterfahrung und Trauma geht - beide gehören gleichermaßen zur Wahrheit des "Görli".
"Görlitzer Park": K.I.Z. veröffentlichen neues Musikvideo
Im Video zeigt sich dieses Nebeneinander, wenn neben Bildern der alltäglichen Tristesse (Drogendeals, Schlägereien, Armut) in spektakulären Dronenflügen immer wieder so etwas wie, ja, Schönheit aufblitzt.
Im Görlitzer Park verdichten sich bei K.I.Z. verschiedene Perspektiven zu einem spannungsgeladenen Gemisch: die des Partytouristen auf der Suche nach dem schnellen Rausch und die des Dealers auf der Suche nach dem schnellen Geld.
Da ist der alte Mann, der im Müll wühlt, der "Irre", der Selbstgespräche führt, da sind die Punks, die gläubigen Muslime, die Polizei, die Miethaie.
Da sind die Menschen, die in all dem Wahnsinn ihre Heimat gefunden haben. Für ebendiese sprechen K.I.Z. in "Görlitzer Park". Für all jene also, die tatsächlich mit den Problemen leben, die es im "Görli" ja zweifellos gibt. Die an Lösungen interessiert sind, nicht aber daran, dass ihr Zuhause von machtorientierten Scharfmachern auf dem Jahrmarkt des Populismus verscherbelt wird.
K.I.Z. bestehen aus den Rappern Nico, Tarek und Maxim. Die drei sind in Berlin aufgewachsen und beschäftigen sich in vielen Songs kritisch, oft ironisch gebrochen mit den Problemen ihrer Heimatstadt. Ihr neues Album "Görlitzer Park" erscheint am 21. Juni 2024.
Titelfoto: Philipp Gladsome