Kalush Orchestra wollen ESC-Gewinn nur unter einer Bedingung feiern

Turin - Trotz ihres Rekord-Gewinns beim Eurovision Song Contest (ESC) ist der ukrainischen Siegerband Kalush Orchestra nicht nach Feiern zumute.

Kalush Orchestra jubelten zwar beim ESC, doch richtig feiern will die Band erst später.
Kalush Orchestra jubelten zwar beim ESC, doch richtig feiern will die Band erst später.  © Nderim Kaceli/LPS via ZUMA Press Wire/dpa

"Wir werden vielleicht nach dem Krieg eine große Feier haben, denn der Sieg ist großartig, den ESC zu gewinnen ist fantastisch, aber es passiert gerade so viel", sagte Rapper Oleh Psjuk (27) am Sonntagabend bei einer Online-Pressekonferenz.

"Ich meine, Menschen, die man kennt, werden in diesem Krieg getötet oder kämpfen darin oder verlieren ihre Jobs in der Ukraine. Das ist nicht wirklich die beste Grundlage für eine Feier", fuhr der Musiker fort, der am Montag seinen 28. Geburtstag feiert.

Kalush Orchestra gewannen in der Nacht zu Sonntag den Grand Prix in Turin mit großem Abstand. Deutschland wurde mit Malik Harris (24) und "Rockstars" letzter. Die sechsköpfige Band aus der Westukraine erhielt 439 Zuschauerstimmen und überholte die Konkurrenz aus Großbritannien, Schweden und Spanien.

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So viele Stimmen des Publikums bekam bislang kein Beitrag bei einem ESC.

Kalush Orchestra sang das Lied "Stefania" - eine Hommage an Psjuks Mutter. Am Sonntag veröffentlichte die Band auf YouTube ein Musikvideo, das binnen weniger Stunden mehrere Millionen Klicks erreichte.

"Stefania" von Kalush Orchestra auf YouTube

Deswegen wurde das Video in der Ukraine gedreht

Der russische Angriffskrieg hat in der Ukraine große Zerstörung angerichtet.
Der russische Angriffskrieg hat in der Ukraine große Zerstörung angerichtet.  © Mstyslav Chernov/AP/dpa

Der Clip zeigt unter anderem Soldatinnen, die Kinder über Trümmerfelder tragen oder die in ausgebombten Hochhäusern stehen. Er wurde laut Plattenfirma auch in Butscha und Irpin aufgenommen, Vororten von Kiew, die im russischen Angriffskrieg besonders hart getroffen wurden.

"Wir haben entschieden, das Video in der Ukraine zu drehen, um jedem zu zeigen, wie es in der Ukraine heute aussieht", erklärte Psjuk dazu.

In der Erläuterung zum Video schrieb er: "Wenn Stefania nun die Hymne unseres Krieges ist, dann möchte ich, dass es zur Hymne unseres Sieges wird."

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Der Rapper freut sich nach eigenen Worten, wieder in die Ukraine zurückzukehren, weil er dort seine Familie wiedersehen kann: "Ich habe mein zu Hause wirklich sehr vermisst." Die Band durfte per einstweiliger Genehmigung ausreisen, muss aber in den kommenden Tagen wieder in die Ukraine zurück.

Laut ihres Frontmannes wollen Kalush Orchestra demnächst auch einen neuen Song veröffentlichen.

Titelfoto: Nderim Kaceli/LPS via ZUMA Press Wire/dpa

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