Jan Delay nach Verriss von Rock-Album: So klingt seine neue Club-Platte
Hamburg - Gewohnt lässig, sympathisch cool und wieder ziemlich tanzbar: Der Hamburger Hip-Hop- und Funkmusiker Jan Delay (45) bringt mit seinem neuen Album den Groove in die Wohnzimmer.
Mit "Earth, Wind & Feiern" holt der 45-Jährige zum musikalischen Rundumschlag aus.
Nicht nur bringt er seinen Fans wieder den vertrauten Disko-No.1-Sound und den bekannten Soul, Funk und Beat mit, er lässt gleichzeitig auch kreative musikalische Elemente einfließen.
Er habe einfach alles an Musik gemacht, was er feiere. "Funkyreggaeafroboogielatinskatrap oder so ähnlich", hatte er dazu im Januar auf Twitter geschrieben. Vor allem aber darf zu den positiven Vibes des fünften Solo-Albums von Delay wieder ordentlich getanzt werden.
Schon beim Intro der Club-Platte fällt das Sitzenbleiben schwer. Die Fanfaren der Bläser verraten auf Anhieb, wohin die Reise gehen wird - zu den funkigen Tönen des schon bekannten Delay-Universums.
Und Delay singt im Intro dazu durchaus selbstironisch: "Fresher denn ever, endlich wieder meinen Job machen. Nach einer Rock-Platte, auf die keiner Bock hatte." Zudem zeigt sich Delay sowohl verspielt mit Videospiel-Sound aus den 90ern als auch mit ernsten wie aufmunternden Texten wie: "Ja, es sind finstere Zeiten. Aber das muss gar nicht sein. Lasst uns die Wolken vertreiben. Ich hab' Sonne dabei."
Das scheint gerade in der Corona-Zeit zu passen.
Jan Delay: "Ich fand aber damals die Zeiten auch finster"
Der Großteil der Platte ist allerdings vor der Pandemie entstanden. "Ich fand aber damals die Zeiten auch finster." Vor allem der Rechtsruck auf der ganzen Welt und die schlecht bewältigte Klimakrise hätten ihn zu der Zeit beschäftigt.
"Ich wollte in jedem Fall eine positive Platte machen. Gute Laune, Positives, Lächeln im Gesicht, Tanzen, Feiern - nicht, um das andere unter den Teppich zu kehren, sondern um Kraft zu kriegen." Es sei ihm auch darum gegangen, die kritischen Themen anzuschneiden, aber gleichzeitig trotzdem unterhaltend und tanzbar zu sein.
Außerdem sollte die Club-Platte das Gegenteil der zuvor veröffentlichten - und größtenteils von Kritikern verrissenen - Rock-Platte "Hammer & Michel" werden. Mit der habe er sich mal nach niemandem richten müssen. Da habe er "schreien, pöbeln und spucken" können. Nun aber sollte es wieder positiver werden.
"Dieses Mal habe ich gemerkt: Ich will nicht so negativ. Das ist irgendwie scheiße. Das ist nicht mein Ding. Die Zeit ist blöd, wir brauchen alle gute Laune, damit wir das irgendwie gewuppt kriegen."
"Earth, Wind & Feiern": Gewohnt genäselt und gelungen
Und das ist ihm gelungen. "Earth, Wind & Feiern" macht unbestreitbar gute Laune. Erste Kostproben davon hat Delay bereits Anfang Mai gegeben, als er spontan ein Live-Konzert in voller Band-Besetzung aus dem Hamburger Club Gruenspan kostenlos ins Internet streamte und dabei auch Lieder der neuen Platte zum Besten gab.
Die gehen ins Ohr und tanzen dort weiter. Vor allem "Eule" (feat. Marteria), "KinginmeinDing" und "Spaß" bleiben nicht nur wegen ihrer Melodien und Beats, sondern auch wegen ihrer Texte hängen.
Delay singt über fremdenfeindliche Menschen ("Spaß"), lästert über die Abhängigkeiten von Systemen wie Siri und Alexa ("Alexa") und singt in "KingInMeinDing" auf ziemlich lustige Art auch über sich - "Du sagst: Keine Sau weiß, wer Jan Delay ist. Aber deine Frau hat mich in ihrer Playlist. Deine coolen Nachbarn sagen, dass ich rocke und deine kleinen Nachfahr'n feiern Rabe Socke."
Delay hatte mit seiner auffallenden Stimme in der Vergangenheit für Hörbücher und Filme auch dem Zeichentrick-Raben seine Stimme geliehen.
Das markante Näseln fehlt auch auf dem neuen Album natürlich nicht. Das gehört zu Delay wie seine Anzüge und Hüte. Deswegen könne er auch nie bei der Pro7-Show "The Masked Singer" mitmachen, sagt er mit einem Grinsen.
"Da würde ich in der ersten Runde rausfliegen. Ich muss ja nur den Mund aufmachen, dann weiß doch jeder, wer das ist. Meine Stimme erkennst du aus drei Millionen."
Das Album "Earth, Wind & Feiern" erscheint am 21. Mai 2021.
Titelfoto: Universal Music/dpa