"Feine Sahne Fischfilet"-Abriss: "Wer sich morgen keinen Krankenschein holt, war nicht dabei"

Scheeßel - Die Polit-Punkband "Feine Sahne Fischfilet" hat sich mit Bierduschen, Bengalos und einem Banana-Boat zurückgemeldet: Nach ihrem Auftritt beim Southside-Festival am Freitag feierten sie jetzt auch auf dem Hurricane in Scheeßel eine regelrechte Abriss-Party.

"Feine Sahne Fischfilet"-Frontmann Jan "Monchi" Gorkow (36) versorgte das Publikum und sich selbst immer wieder mit Bierduschen.
"Feine Sahne Fischfilet"-Frontmann Jan "Monchi" Gorkow (36) versorgte das Publikum und sich selbst immer wieder mit Bierduschen.  © TAG24/Franziska Rentzsch

Dabei hatten sie mit Sonntagnachmittag vielleicht nicht unbedingt den dankbarsten Zeit-Slot abbekommen: "Wir saßen gerade hinter der Bühne und dachten: 'Mal gucken, ob überhaupt noch jemand Bock hat!'", erklärte Frontmann Jan "Monchi" Gorkow (36) zunächst.

Doch nach den ersten beiden Songs ("Diese eine Liebe" und "Alles auf Rausch") war diese Frage für alle geklärt. Bierbecher flogen da schon längst durch die Gegend, rote Bengalos wurden in der Menge gezündet, dazu "F*ck AfD"-Fahnen geschwenkt und – natürlich – aus tiefster Seele herzhaft mitgegrölt. Schließlich herrscht auf FSF-Konzerten ausnahmslose Textsicherheit.

"Endlich wieder live spielen, endlich wieder mit Menschen reden, endlich wieder Konzerte spielen, Alter!", entfuhr es dem Sänger, der sich bei dem Blick in die riesige Menschenmenge vor der Forest Stage immer wieder ungläubig an den Kopf fassen musste.

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Für "Feine Sahne Fischfilet" war es einer der ersten Auftritte nach einer längeren Pause – bedingt durch die Corona-Pandemie, aber eben auch, weil Sänger Monchi mit Vorwürfen sexualisierter Gewalt konfrontiert worden war.

Was der Sänger selbst abgestritten hatte, wurde auch von den "Hurricane"-Veranstaltern im Vorfeld noch einmal geprüft. "In diesem Fall ist das anwaltlich sehr genau aufgearbeitet worden, am Ende kam dann raus, dass es eine Kampagne war, die darauf angelegt war, der Band zu schaden und sich als haltlos herausgestellt hat", hieß es in einer Erklärung am Sonntag.

Wohl die schwerste Krise der Band, die vor etwas mehr als zehn Jahren noch größtenteils vor Freunden aufgetreten war. Und jetzt? "Halt dein Maul, Digga, so viele Menschen!", entfuhr es Monchi, bevor er den nächsten Song anstimmte. "Ab jetzt ist hier 60 Minuten Rock'n'Roll!"

Bei "Komplett im Arsch" begab sich Monchi ins Auge des Orkans

Tausende Fans feierten auf dem Hurricane 2024 die Bühnen-Rückkehr von "Feine Sahne Fischfilet".
Tausende Fans feierten auf dem Hurricane 2024 die Bühnen-Rückkehr von "Feine Sahne Fischfilet".  © TAG24/Franziska Rentzsch

Gefeiert wurde unter anderem auch mit einem Banana-Boat, mit dem Trompeter Max Bobzin über die Menge hinwegsurfte."Die Ossis haben euch Bananen mitgebracht!", scherzte Monchi dazu.

Und nicht nur das – zu dem Song "Niemand wie ihr" holte der Sänger auch noch "die tollsten Feature-Gäste, die es gibt" auf die Bühne: seine Eltern, die vor Zehntausenden Menschen einen Standard-Tanz aufs Parkett legten, und wohl mächtig stolz auf ihren Sohn waren, der währenddessen die Zeile "sollte ich mal Kinder haben, will ich so sein wie ihr", ins Mikrofon sang.

Ein kurzer Moment fürs Herz, bevor es dann auch rasant für den restlichen Körper weiterging. Denn: "Wer sich morgen keinen Krankenschein holt, war nicht dabei", rief Monchi der tanzenden Menge zu und ging zum großen Finale über.

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Zu "Komplett im Arsch" trennte er die Massen vor sich und begab sich selbst ins Auge des Orkans. Irgendwer reichte ihm einen brennenden Bengalo, bevor ein gigantischer Moshpit über dem Sänger zusammenbrach.

Auf den Leinwänden war für einen Moment nur noch die erhobene Hand mit der Bengalischen Flamme zu sehen. Dann trug die Menge den Sänger zurück zur Bühne: "Leckt uns am Arsch, war das geil!"

Titelfoto: TAG24/Franziska Rentzsch

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