Die Ärzte ganz nostalgisch im Haus Auensee: "In Leipzig war es immer besonders schön!"
Leipzig - Am Montag gab die Kult-Punk-Band "Die Ärzte" ihr erstes von zwei Konzerten im Haus Auensee in Leipzig. Mit im Gepäck hatten sie ein buntes Potpourri von Songs aus mittlerweile 40 Jahren Bandgeschichte - und einige aussagekräftige Statements zu den Wahlerfolgen der AfD am Sonntag.
Als Bela B (60), Farin Urlaub (59) und Rodrigo "Rod" González (55) die ersten Klänge auf Gitarre, Schlagzeug und Bass anschlugen, stand ein nicht unerheblicher Teil der knapp 3600 Gäste noch in der Schlange vor dem Haus Auensee - die beliebte Konzert-Location war restlos ausverkauft und wird es auch am Dienstagabend sein.
Die Band selbst hatte eindringlich davor gewarnt, sich Tickets über Drittanbieter zu kaufen. Um ihre Idole live zu sehen, sind Die-Ärzte-Fans zu einigem bereit - auch, sich bei strömenden Regen und trüben Wetter anzustellen.
"Wir hoffen, dass ihr trocken angekommen seid, aber trocken werdet ihr hier nicht lange bleiben", versprach Sänger Farin Urlaub gleich zu Beginn.
Mit Recht: In den kommenden knapp zweieinhalb Stunden wechselte das Trio virtuos zwischen alten Hits ("Mein Baby war beim Friseur", "Die Banane", "Unrockbar") und neuen, teils in den Charts platzierten Songs ("Himmelblau", "Noise", "Leben vor dem Tod"), die das Publikum natürlich ohne Textfehler mitskandieren konnte.
Leipzig blieb nicht "unrockbar": Zahlreiche Zugaben der Ärzte
An die Messestadt selbst haben die Berlin-Rocker ganz besondere Erinnerungen.
"In Leipzig war es immer besonders schön, wenn das WGT war. Oder eine Depeche-Mode-Party", schwärmte Schlagzeuger Bela B, bevor der Song "Dunkel" angestimmt wurde.
Nach und nach sammelte sich außerdem eine kleine Auswahl an Schlüpfern und BHs auf der Bühne, die Bassist Rod wie ein alter Hase an seinem Mikrofonständer sammelte.
Alter Hase ist hier wohl das richtige Wort: Die Ärzte sind bereits seit 1982 aktiv und blicken auf mittlerweile 14 Studioalben zurück. Im "Herbst des Lebens", wie sie ihre Tour genannt haben, ist das Trio aber bestimmt noch nicht angekommen, wie die energiegeladene Show am Montag zeigte.
Wie es sich für richtige Punks gehört, konnten sich Die Ärzte natürlich auch ein paar politische Statements nicht verkneifen. "Es gibt so sieben, acht Prozent an Menschen, die wirklich rechts sind und einen Umsturz wollen und deswegen AfD wählen (...). Weitere fünf Prozent wählen die AfD nur aus Protest. Leute, es geht uns hier richtig gut, Ihr könnt Euch Tickets für Die Ärzte kaufen, come on!", so Farin sarkastisch. Und: "Die Bildzeitung und rechte Politiker wollen uns für dumm verkaufen und Migranten schlechtmachen. Dabei brauchen wir dringend Fachkräfte!"
Auf die ernste Ansprache folgten nach "Herrliche Jahre" noch diverse Zugaben, bevor das erschöpfte, aber glückliche Publikum aus dem "Herbst des Lebens" in die Herbstnacht entlassen wurde.
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