Caroline Rose: "Ich habe das Gefühl, dass heutzutage jeder gay ist"
Hamburg - Caroline Rose (33) wollte eigentlich gar kein neues Album mehr herausbringen. Am 24. März tat die 33-Jährige das dann aber doch: "The Art Of Forgetting" heißt ihre vielbeachtete fünfte Platte. "Das hat sich mit der Zeit ganz natürlich ergeben, (...) aber das war nicht das ursprüngliche Ziel", erklärt Rose TAG24 im Interview. Als Gesamtwerk fühle es sich wirklich kraftvoll an, wie etwas, dass die Menschen wirklich beeinflussen könnte.
TAG24: Du sagst: "Jedes Mal, wenn ich ein Album mache, lerne ich viel über mich selbst." Was hast du diesmal gelernt?
Caroline Rose: Ich habe gelernt, dass mein Bauchgefühl so gut wie immer richtig ist. Ich habe keine Geschäftsleute in den Entstehungsprozess dieses Albums involviert, und so sollte es auch sein, denn es kann leicht passieren, dass geschäftliche Entscheidungen künstlerische Entscheidungen beeinflussen.
Ich habe ein Album gemacht, das ich hören wollte, und dazu stehe ich wirklich.
TAG24: Gibt es ein Vorbild, das dich besonders inspiriert?
Rose: Ich werde mich für immer und ewig von Tom Waits inspirieren lassen. Er ist so etwas wie mein Held. Ich liebe es einfach, dass er seinen eigenen Weg gegangen ist und anscheinend macht, was zur Hölle er will.
Caroline Rose hofft, "das Publikum hat keine Erwartungen! Haha, ich möchte es nicht enttäuschen!"
TAG24: Du hast einen Bachelor-Abschluss in Architektur. Könntest Du Dir vorstellen, in diesem Beruf zu arbeiten oder hast Du Dich ganz der Musik verschrieben?
Rose: Ich nutze meinen Architektur-Hintergrund mehr, als ich jemals gedacht hätte! Kürzlich habe ich einige Blaupausen und Modelle angefertigt, um unsere Lichtshow für unsere US-Tourneen zu designen, was sich bei der Planung der Materialien, der Größe und der Konstruktion, wie wir die Produktion jeden Abend auf- und abbauen, als sehr hilfreich erwiesen hat. Also ja, ich denke, ich verwende Architektur immer noch die ganze Zeit.
TAG24: Ab dem 27. Mai bist Du in Europa auf Tournee. Worauf freust Du Dich am meisten? Was kann das Publikum erwarten?
Rose: Ich freue mich darauf, einige neue Städte zu sehen. Ich war noch nie irgendwo in Deutschland außer in Hamburg und Berlin, also wird das wirklich cool für mich sein. Ich hoffe, das Publikum hat keine Erwartungen! Haha, ich möchte es nicht enttäuschen!
So bereitet sich Caroline Rose auf die Tour vor
TAG24: Wie bereitest Du Dich auf so eine große Tournee vor?
Rose: Die meiste Vorbereitungsarbeit machen wir ganz am Anfang des Albumzyklus, den wir bereits hinter uns haben, sodass wir jetzt einfach Spaß haben können!
Es wird immer aufregend für mich sein, durch die Welt zu touren, also versuche ich einfach, den Moment zu genießen und alles aufzusaugen.
TAG24: Was vermisst Du, wenn Du unterwegs bist?
Rose: Ich vermisse die wirklich einfachen Dinge, wie für mich selbst zu kochen oder mich einfach hinzusetzen und einen Film zu schauen. Außerdem vermisse ich es sehr, einen Garten zu haben und die Zeit langsam vergehen zu lassen. Wenn man ständig unterwegs ist, vergeht die Zeit wie im Flug.
TAG24: Du bezeichnest Dich als queer und lebst im konservativen Texas. Warum ausgerechnet dort? Hat Dich das jemals vor Herausforderungen gestellt?
Rose: Ich hatte nie vor, dorthin zu ziehen, sondern bin einfach sozusagen dort gelandet und eine Zeit lang geblieben.
Ich habe eine tolle Gemeinschaft und lebe in einer wirklich liberalen Stadt in Texas. Ich nehme an, dass es in Deutschland oder anderen europäischen Ländern genauso ist, wo es auf dem Land eher konservativ ist und die Städte eher liberal sind.
TAG24: Ist Deiner Meinung nach das Queer-Sein etwas, über das immer noch gesprochen werden muss, um weiter aufzuklären? Oder stört es Dich inzwischen, danach gefragt zu werden?
Rose: Nein, ganz und gar nicht. Ich habe das Gefühl, dass heutzutage jeder gay ist.
Jetzt ist die 33-jährige Amerikanerin auf Tour. Am 27. Mai spielt sie um 20 Uhr im Hamburger Nochtspeicher. Tickets für die Show und weitere Termine findet Ihr auf eventim.de.
Titelfoto: Cristina Fisher