Alice Cooper in Berlin: Ein Höllenritt durch die Hits
Berlin - 76 Jahre und kein bisschen leise: Schock-Rocker Alice Cooper (76) regierte am Mittwochabend die Max-Schmeling-Halle in Berlin und bescherte Fans jeden Alters einen unterhaltsam-theatralischen Abend voller wunderbarer Albträume. Eine Konzertkritik.
An seiner vorletzten Station war als Support wieder Metal-Queen Doro Pesh (60) im Einsatz und brachte ohrenbetäubend das Publikum der nicht komplett gefüllten Halle auf Betriebstemperatur.
Um 20.46 Uhr betrat Cooper die Bühne. Was zunächst als reguläres Rock-Konzert daherkam, wandelte sich in der zweiten Hälfte zu einer durch choreografierte Horror-Show.
Zu "Feed Me Frankenstein" wankte wieder ein vier Meter großes Monster über die Bühne, bei "He's Back (The Man Behind the Mask)" schneidet "Halloween"-Serienkiller Michael Myers einem fotografierenden Fan die Kehle durch, ein Paparazzo findet bei "Hey Stoopid" ein jähes Ende und Cooper stirbt selbst vorübergehend den Bühnentod.
Als der Sänger in einer Zwangsjacke "Ballad of Dwight Fry" sang, wurde eine Guillotine auf die Bühne gekarrt - und er einen Kopf kürzer gemacht. Ausgerechnet von seiner eigenen Tochter Sonora (32), die im Gewand einer Marie Antoinette mit Augenklappe seinen abgetrennten Schädel zur Bewunderung des Publikums in die Höhe hielt.
Dem Publikum gefiel's. Die einen schunkelten in ihren Judas-Priest-Shirts, die anderen reckten in ihren Kutten oder nach Patchouli duftenden Corsagen die Faust gen Hallendecke, wieder andere lächelten von Erinnerungen angefasst.
Alice Cooper rockte die Max-Schmeling-Halle in Berlin
Und Cooper? In heroischen Posen und mit gelegentlichem Hüftschwung gab er stark auf der Brust den Takt vor, dirigierte das Gruselstück mit seinem Degen.
Bei "I'm 18" machte er sich einen Witz, wie ein Achtzigjähriger, der er noch nicht ist, über die Bühne zu hinken. Dafür tauschte er seinen Gehstock kurz gegen eine alte Krücke ein. An Ruhestand war da nicht zu denken.
Das Bühnenbild erinnerte neben den Einspielern und Projektionen an einen Gerichtssaal mit zwei von USA-Flaggen flankierten Holzpodesten, als wollte Cooper sagen: Hier wird heute die Rock-Musik verhandelt. Ansonsten sagte er bis zum Ende nichts - womit er auch bei der Bandvorstellung kokettiert.
Nach einem "Thank you, Danke schön" verabschiedete er die Zuschauer mit den Worten: "Ihr seid ein großartiges Publikum. Mögen alle Eure Albträume entsetzlich sein".
Nach diesem grandiosen Horror-Spektakel voller Hits dürften die Fans kein Auge schließen. Das letzte Konzert der "Too Close For Comfort"-Show findet am Donnerstag (10. Oktober) in der Leipziger QUARTERBACK Immobilien ARENA statt
Titelfoto: Denis Zielke/TAG24 (Bildmontage)