Die Ärzte in Berlin: Viel Lärm um nichts?
Berlin - Die Ärzte haben am Wochenende drei Konzerte auf dem belebten Tempelhofer Feld in Berlin gegeben. Nach Kritik im Vorfeld sollte es ein neues Veranstaltungskonzept richten. Ging es auf?
Grund für das große Gewese und den Bohei waren zuletzt Lärmbeschwerden der Anwohner nach mehreren Open-Air-Konzerten auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens.
Die Telefone der Polizei liefen damals heiß. Laut einem Medienbericht kamen 2022 summa summarum 23 Beschwerden zu den Ärzte-Konzerten rein.
Als im selben Jahr an selber Stelle das Musikfestival "Tempelhof Sounds" lockte, bot sich ein ähnliches Bild.
Der Seismograf schlug aus, die Erde bebte, Menschen im Süden Berlins berichteten von spürbaren Vibrationen, als die Sängerin von Florence and the Machine das Publikum zum Song "Dog Days" zum Springen aufforderte.
Und wie sah es dieses Jahr aus? Am dritten und letzten Tag der Ärzte-Konzertreihe verschaffte ich mir selbst ein Bild und hörte: nichts. Man musste schon auf die Weiten des Feldes gehen, um zu erahnen: Da könnte ein Konzert stattfinden. Jede Boombox eines Talahons ist lauter.
Donots eröffnen für Die Ärzte auf dem Tempelhofer Feld
Die Veranstalter der Ärzte-Konzerte hielten nach der hagelnden Kritik Wort und passten die Beschallungsanlagen an der Bühne an.
Selbst der Applaus der Konzertbesucher und Außencamper verkam davon losgelöst fast zu einem Hintergrundrauschen. Von Getöse konnte keine Rede mehr sein. Dabei wurden im Vorfeld insgesamt dreimal sechzigtausend zahlende Gäste erwartet.
Dennoch verfing das Konzept und es war rockbar, der Sound meist kräftig, aber eben perfekt reguliert. Um 17.30 Uhr, 3,5 Stunden nach Einlass, eine Stunde nach offiziellem Beginn, betraten die Donots aus Ibbenbüren (Nordrhein-Westfalen) die Bühne.
Was ein Brett! "Berlin, du Stadt der Schönen, der Akademikerinnen und Akademiker, der Springerinnen und Springer", heizte Sänger Ingo Knollmann (48) ein und erklärte vor "Kaputt" erfolglos den Ablauf eines Circle Pits. "Scheiß Akademiker, ich hätte es wissen müssen", monierte der Ex-Lehramtsstudent scherzhaft.
Klappte aber doch noch. Zudem lobte er das Nachhaltigkeitskonzept des Events. Es sei "eine gute, umweltoptimierte Sache und nicht nur P*mmel raus, Mofa fahren".
Um 18.22 Uhr war schon Schicht im Schacht. Eine Durchsage vom Band folgte, kleiner Verweis darauf: Die Anwohner akzeptieren die Konzerte, respektiert deren Nachtruhe.
Pünktlich wie die Maurer betrat die selbsternannte beste Band die Bühne. Mit "Sommer, Palmen, Sonnenschein" und dann "Hurra" als Auftakt-Songs trafen sie direkt den Nerv dieses Abends an einem August in Berlin. Wer - wie ich - kein Ticket hatte, fläzte sich außerhalb bei dreißig Grad auf die Wiese des Erholungsareals und hatte auch so einen Heidenspaß. Große Bildschirme, großmaschige Zäune, großes Kino.
Titelfoto: Matthias Balk/dpa, Denis Zielke/TAG24 (Bildmontage)