Mit kino.to sammelte Dirk aus Sachsen vier Millionen Klicks pro Tag, dann folgte der Absturz

Leipzig - Aus dem Nichts taucht in den 2000er-Jahren eine Webseite in Deutschland auf, die mit der Möglichkeit, online kostenlos Filme zu streamen, ein riesiger Erfolg wird. Bis zu vier Millionen Aufrufe erreicht sie täglich! Die illegalen Machenschaften bringen ihrem Gründer erst das große Geld - und ihn dann ins Gefängnis!

2008 ging kino.to online. (Archivbild)
2008 ging kino.to online. (Archivbild)  © dpa/Matthias Balk

Im MDR-Podcast begibt sich die Investigativjournalistin Maxie Römhild auf die Spuren des Phänomens kino.to.

Alles beginnt 2002. Der 30-jährige Dirk B. aus Leipzig hat sich vor ein paar Jahren als Fußbodenleger selbstständig gemacht, das Geschäft läuft schlecht.

Er macht also sein Hobby zum Beruf und gründet die Webseite saugstube.de. Eine Online-Tauschbörse, auf der Nutzer Filme hoch- und runterladen können.

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Lange geht das aber nicht gut, so kommt er prompt ins Visier der Ermittler und am Ende sogar vor Gericht.

Ihn schreckt diese Erfahrung jedoch nicht ab. Im Gegenteil, sie spornt ihn sogar an. Eine neue Domain, die sich nicht zurückverfolgen lässt, gibt Dirk so viel Sicherheit, dass er nicht mal den Namen "Saugstube" ändert.

Gegen 2005 werden dann aber immer mehr Nutzer solcher Seiten zur Verantwortung gezogen. Eine neue Webseite muss her.

"Auf die Plattform packe ich nur Links zu irgendwelchen Services, die sind alle durch ein paar schicke Player eingebettet. Nichts besitze ich davon, ich bin lediglich ein Link-Portal", erklärt Dirk in einem Buch über seine Geschichte.

Dirk B. wird 2012 im Landgericht Leipzig der Prozess gemacht. (Archivbild)
Dirk B. wird 2012 im Landgericht Leipzig der Prozess gemacht. (Archivbild)  © Ralf Seegers

"kino.to - Die verbotene Streamingrevolution": Vom Einzelkämpfer zum ganzen Netzwerk

Der anfängliche Fußbodenleger aus Leipzig wird durch Zufall auf die Marktlücke aufmerksam. (Archivbild)
Der anfängliche Fußbodenleger aus Leipzig wird durch Zufall auf die Marktlücke aufmerksam. (Archivbild)  © dpa/Hendrik Schmidt

Im nächsten Schritt baut er sich ein Netzwerk an Menschen auf, die ihm bei der Umsetzung seiner Millionen-Euro-Idee helfen.

Sein Programmierer Ishikawa, wie Dirk ihn im weiteren Verlauf nennt, geht zu dieser Zeit noch in die Schule.

"Ich fühle innerlich, dass ich einen Profi für mein neues Projekt an der Strippe habe", beschreibt er in seinem Buch weiter - damit soll Dirk recht behalten.

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An einem langen Wochenende Anfang 2008 basteln die beiden eine Webseite zusammen, deren Erfolg beinahe epische Ausmaße annimmt. Für einen Kasten Cola, ein paar Kippen und 500 Euro wurde kino.to erschaffen.

Mögliche Konsequenzen für Filmemacher und alle, die in der Branche arbeiten, sind wohl häufig auch den Konsumenten der Inhalte nicht bekannt.

"Warner oder Disney gehen nicht pleite, nur weil ich kleiner Mensch ein bisschen [kostenlos streame]", erinnert sich ein Befragter, der früher wie so viele andere die Seite genutzt hat. Und so schnell werden aus einem mehrere Millionen.

Doch ewig hält der Erfolg nicht an und auch das Katz-und-Maus-Spiel mit den Ermittlern nimmt einige Zeit später ein rasches Ende, als Dirk B. eines Morgens in seinem Wasserbett aufwacht - umzingelt von Polizisten.

In dem Buch "Die Wahrheit über KINO.TO" erzählt Dirk unter anderem, was seine Mission war.
In dem Buch "Die Wahrheit über KINO.TO" erzählt Dirk unter anderem, was seine Mission war.  © MDR

Wie es so weit kommen konnte, erfahrt Ihr in den insgesamt fünf Folgen des neuen MDR-Podcasts "kino.to - Die verbotene Streamingrevolution". Diesen gibt's ab jetzt in der Audiothek zu hören.

Titelfoto: Bildmontage: dpa/Matthias Balk; dpa/Hendrik Schmidt

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