Kostenloser Eintritt ins Miniatur Wunderland: "Viele können sich nicht mal eine Cola leisten"
Hamburg - Besonderes Jubiläum im Miniatur Wunderland in Hamburg: Die Aktion "Ich kann es mir nicht leisten" startet am Dienstag bereits zum zehnten Mal und wird auch im Januar 2025 finanziell benachteiligten Menschen die Möglichkeit bieten, die Touristen-Attraktion an ausgewählten Terminen kostenlos zu besuchen. Laut den Gründern Frederik und Gerrit Braun (beide 57) stets ein Auslöser für große Emotionen: von Dankbarkeit bis Hass.
Nach Angaben der Zwillingsbrüder haben bereits mehr als 100.000 Gäste bei "Ich kann es mir nicht leisten" dankend mitgemacht.
Besonders in Erinnerung geblieben ist Frederik Braun eine Mutter, die vor Freude ihrem Sohn endlich den Wunsch eines Besuches erfüllen zu können, noch an der Kasse in Tränen ausgebrochen sei.
"Ehrlich gesagt, standen wir da dann zu dritt mit feuchten Augen da. So schön und traurig zugleich. Davon gab es seit 2015 bestimmt 1000 ähnliche Momente", so der 57-Jährige in einer Mitteilung vom heutigen Montag.
Die Aktion sei über die Jahre aber auch oft Opfer von "Misstrauen, Wut und Hass" geworden, so Braun. Am schlimmsten sei es 2017 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle gewesen.
Damals wie auch im vergangenen Jahr hatte das Miniatur Wunderland jeweils einen der zahlreichen Drohbriefe veröffentlicht und nach Angaben von Braun eine "besondere Welle der Unterstützung" erfahren. Zumindest für einen kurzen Moment habe man dadurch den Hass in den sozialen Netzwerken umdrehen können.
Auch dieses Jahr rechnen die Betreiber wieder mit Anfeindungen. Oft heiße es von den Kritikern, dass man Menschen nicht vertrauen könne. Allerdings gehen die Betreiber davon aus, dass – wenn überhaupt – weniger als fünf Prozent die Aktion wirklich ausnutzen.
Frederik Braun: "Wir würden uns so sehr wünschen, dass die Aktion endlich mal kopiert wird"
Abgeleitet wird diese Zahl unter anderem durch den durchschnittlichen Pro-Kopf-Umsatz im Bistro des Miniatur Wunderlands.
"Wenn man diesen an den Tagen auswertet, an denen viele Menschen das Angebot genutzt haben, kommt man zu einem fürchterlichen Ergebnis: Der Pro-Kopf-Umsatz fällt rapide", so Braun. "[...] Das bedeutet also, dass die meisten Gratis-Gäste sich nicht mal eine Cola im Bistro leisten können."
Vor diesem Hintergrund wundert sich der 57-Jährige eher, warum andere Ausstellungen und Kultur-Angebote die Aktion noch nicht übernommen haben.
"Wir würden uns so sehr wünschen, dass diese Aktion endlich mal mehr kopiert wird", ruft Braun andere Institutionen auf, sich an dem Erfolg von "Ich kann es mir nicht leisten" ein Beispiel zu nehmen.
Auf der Website des Miniatur Wunderlands sind die möglichen Termine für einen kostenlosen Besuch bis zum 31. Januar aufgelistet. Ebenso Tipps für den besten Besuchs-Zeitraum und Wartezeitprognosen.
Beweisen, dass man bedürftig ist, muss man nicht. "Wir vertrauen Euch da voll und ganz", betont Braun.
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa