"The Palace" nimmt die Reichen aufs Korn: Star-Regisseur Roman Polański mit 90 Jahren zurück im Kino
Hamburg - Vier Jahre nach seinem Welt-Erfolg "Intrige" hat Filmregisseur Roman Polański ("Tanz der Vampire") mit unglaublichen 90 Jahren wieder einen Film gedreht. Statt eines packenden Historiendramas erwartet die Zuschauer mit "The Palace" eine leichte Komödie mit vielen surrealen Momenten und ein Oliver Masucci (55, "Er ist wieder da") mit Schweizer Dialekt, der sich mit seiner Hauptrolle als Hotelmanager einer luxuriösen Residenz einen langersehnten Traum erfüllt hat.
Premiere feierte "The Palace" vergangenes Jahr auf den "Internationalen Filmfestspielen von Venedig", ab kommendem Donnerstag läuft der Film auch in den deutschen Kinos an. TAG24 hat ihn vorab in Hamburg gesehen.
Silvester 1999: In einem Luxus-Hotel vor der Kulisse der verschneiten Schweizer Alpen laufen die Vorbereitungen für die Feier zum Jahreswechsel. Mittendrin Hoteldirektor Hansueli Kopf (Oliver Masucci) und sein Personal, die sich bemühen, jeden noch so grotesken Wunsch ihrer illustren Gäste zu erfüllen.
So muss beispielsweise ein lebendiger Pinguin betreut werden, den der greise Multimilliardär (John Cleese, 84) seiner 22-jährigen Ehefrau (Bronwyn James, 29) zum ersten Hochzeitstag schenken will.
Gras soll im Badezimmer der französischen Diva (Fanny Ardant, 74) verlegt werden, weil ihr Bonsai-Hündchen sein Geschäft nicht im Schnee verrichten kann, oder auch eine Leiche bis nach Mitternacht "am Leben" erhalten werden, weil sonst ein Milliarden-Erbe verloren geht.
Und über all dem schwebt noch die Angst mancher Gäste, der Weltuntergang - der sogenannte "Millennium-Bug" - könnte kurz bevorstehen, die auch nicht mit der stets vom Personal angebotenen Schweizer Schokolade besänftigt werden kann.
Der Trailer zu "The Palace"
"The Palace" beruht auf wahren Begebenheiten
Wirkt Roman Polańskis hochkarätig besetzte Satire auf die High Society gerade auch im Vergleich zu Ruben Östlunds satirischen Thriller "Triangle of Sadness" - der ebenfalls die Reichen und Schönen aufs Korn nimmt - manchmal doch etwas plump und ohne viel Tiefgang, ist vielleicht genau dieser Eindruck vom Star-Regisseur gewollt.
Denn laut Polański beruht "The Palace" quasi auf wahren Begebenheiten in genau jener Silvesternacht 1999, die der heute 90-Jährige im wirklich existierenden "Gstaad Palace"-Hotel in der Schweiz verbracht hat, wie er in seiner Director's Note verrät.
"Ich habe das Treiben in diesem Hotel beobachtet, in dem sich eine extrem reiche Elite aufhält, um die sich das Proletariat des Hotels versammelt. Ich sah die absurde Menagerie, die sich da abspielte, in ihrer ganzen Pracht. Sofort kam mir die Idee, einen Film über diese exotische Welt zu drehen."
Und auch Oliver Masucci erzählte in einem Interview am Rande der Filmfestspiele von Venedig, dass die im Film gezeigten Situationen gar nicht so überspitzt seien, wie man als Zuschauer vielleicht vermutet. "Ich habe den echten Direktor des Hotels kennengelernt, Andrea Scherz, und er hat mir gesagt, dass viele der Dinge, die man im Film sieht, wirklich so schon mal passiert sind", so Masucci gegenüber "Fred Film Radio".
Mit diesem Film erfüllt sich Oliver Masucci einen Traum
Für Masucci hat sich nach eigenen Angaben mit "The Palace" ein langjähriger Traum erfüllt, einmal in einem von Polańskis Filmen mitzuwirken.
Eigentlich war ihm zunächst die Rolle des amerikanischen Investors Bill Crush (jetzt gespielt von Mickey Rourke, 71) - dem das Geld ausgegangen ist, dieses aber nicht wahrhaben will - angeboten worden.
"Ich habe dann das Drehbuch gelesen und wollte diese Rolle als 'Bad Guy' nicht spielen. Ich habe so viele Bösewichte gespielt, dass ich endlich mal einen Guten spielen wollte!", so der Schauspieler.
Und so überzeugt der 55-Jährige ab Donnerstag, 18. Januar, als überforderter Hoteldirektor, der es einfach nur allen recht machen will und doch alles schiefgeht, in den Kinos.
Titelfoto: Weltkino / Malgosia Abramowska