"Spione Undercover": Die deutsche Fassung funktioniert einfach nicht!
Denn die Hauptfigur Lance Sterling wird hierzulande von TV-Moderator Steven Gätjen gesprochen. Der hat zwar eine angenehme Stimme und macht beispielsweise am Teppich der "Oscar"-Verleihung stets eine sehr gute Figur, kann als Synchronsprecher in Sachen Ausdrucksstärke und Betonung aber überhaupt nicht mit der Elite mithalten.
Im US-amerikanischen Original wird der Meisterspion übrigens von Will Smith ("Aladdin") gesprochen. Es kann an dieser Stelle nur spekuliert werden, wie sich der Hollywood-Star schlägt, weil bei der Berliner Pressevorführung die deutsche Fassung gezeigt wurde. Leider, muss man sagen.
Denn Spaß hat man dadurch nicht. Selbst mit herausragenden Sprechern wäre er bestenfalls ein durchschnittliches Kinovergnügen, weil er hinsichtlich der kreativen Einfälle, der Charaktertiefe, der Geschichte und vor allem des Humors nicht mit so starken Genre-Vertretern wie "A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando", "Die Eiskönigin 2", "Drachenzähmen leicht gemacht 3" oder "Everest - Ein Yeti will hoch hinaus" mithalten kann.
Hier ist von Beginn an ein deutlicher Klassenunterschied zu erkennen, der neben vielen Klischees auch mit der semiprofessionellen Synchronisation zu tun hat. Doch selbst hierbei gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Sprechern.
Von den Synchronsprechern überzeugt nur Torsten Michaelis in "Spione Undercover" nachhaltig
Torsten Michaelis (deutsche Stammstimme von Benicio del Toro, Ben Mendelsohn, Wesley Snipes und Sean Bean) demonstriert als einziger seine große stimmliche Vielfalt und überzeugt wie gewohnt mit vortrefflicher Betonung, Ausdrucksstärke, Kernigkeit und Klasse.
Gätjen schafft es hingegen nicht, mitzureißen. Denn er trägt seine Dialoge auswendig gelernt und emotionslos vor, macht sich die Worte außerdem nicht zu Eigen, wie es beispielsweise Michaelis tut.
Natürlich ist dennoch klar, warum 20th Century Fox sich für Gätjen entschieden hat. Er hat einen großen Namen, sehr gute Kontakte in der Branche und Smith schon mehrfach selbst getroffen, weiß also, wie er sich verhält.
Dennoch muss man hier von einer Fehlbesetzung sprechen, durch die man nie wirklich in den Film hineinfindet - egal, wie sehr man sich bemüht.
Natürlich hat das auch mit der austauschbaren Geschichte zu tun: Sterling ist ein Erfolgsspion, wie er im Buche steht. Das ist ihm (natürlich) zu Kopf gestiegen und so unterschätzt er seinen neuen Kontrahenten Kilian, der seine Gestalt annimmt und Verbrechen begeht, weshalb Sterling untertauchen muss.
Er wendet sich Hilfe suchend an Walter Beckett (durchwachsen gesprochen von Jannik Schümann), der früh seine Mutter verloren hat und aufgrund seiner pazifistischen Erfindungen als "Spinner" angesehen wird. Nun hat er aber ein Serum entwickelt, mit dem er Sterling verwandeln kann - in eine Taube!
"Spione Undercover" wird erst im letzten Drittel etwas besser
Da Lance das Serum versehentlich trinkt, muss er sich fortan mit den neuen Vor- und Nachteilen abfinden, wenn er die Welt vor Kilian retten will. Dafür braucht der Egomane Beckett aber an seiner Seite.
Dieser dürftige Plot, der sich offensichtlich bei "James Bond" und anderen Genre-Hits bedient, vermag erst nach mehr als einer Stunde zumindest phasenweise zu unterhalten.
Lachen kann man aufgrund der lahmen Gags allerdings zu keinem Zeitpunkt. So verfolgt man das immerhin temporeiche Geschehen auf der Leinwand distanziert und muss sich zwingen, konzentriert bei der Sache zu bleiben.
Denn auch die kantigen Animationen haben nicht die Qualität, die beispielsweise Disney seit Jahren vorlegt.
Dafür überzeugen die rasante Kameraführung, die abwechslungsreichen Locations und der Score, zu dem Smith mehrere atmosphärische Songs beisteuerte.
Obwohl das letzte Drittel dann etwas besser ist, vermag "Spies in Disguise", wie er im US-Original heißt, aber aufgrund der genannten Schwächen dennoch nicht zu überzeugen und bleibt ein unterdurchschnittlicher Animationsfilm.