"OSS 117 - Liebesgrüße aus Afrika": Macho-Geheimagent hat Erektionsprobleme
Deutschland - Er ist wieder da! Ab dem 9. Dezember erscheint "OSS 117 - Liebesgrüße aus Afrika" als Video-on-Demand sowie auf Blu-ray und DVD. Jean Dujardin brilliert auch diesmal als rassistischer und chauvinistischer Geheimagent OSS 117 im Dienste Frankreichs, der von niemandem so richtig für voll genommen wird. Mit dem dritten Teil der beliebten Parodie-Reihe stellen sich allerdings genrebedingt auch einige Schwächen ein. Die TAG24-Kritik.
Neujahr 1981, tief unter der Erde von Afghanistan: Wir finden uns in einem augenscheinlich sowjetischen Bunker wieder, wo Jean Dujardin (49) - pardon, Hubert Bonisseur de la Bath - nach allen Regeln der Kunst verprügelt wird.
Hubert soll sein eigenes Erpresservideo aufzeichnen, so machen es ihm die vorgezogenen Waffen unmissverständlich klar.
Der Spion stolpert allerdings über das mangelhafte Französisch. Er darf also selbst die Lösegeldforderung improvisieren, entledigt sich dabei gekonnt seiner Fesseln und macht sich bei seiner explosiven Flucht auch einige Feinde.
Zurück im französischen Hauptquartier triumphiert der Geheimagent nicht lange, denn er wird dem deutlich jüngeren Serge alias OSS 1001 (Pierre Niney, 32) vorgestellt, der zu einer heiklen Mission im fiktiven Staat Françafrique aufbricht - dort herrscht nämlich Rebellion gegen Präsident Koudjo Sangawe Bamba (Habib Dembélé, 59). Zwei Wochen später gilt der "Jungspund" als vermisst. Serge ist Hubert zwar schon ein Dorn im Auge, doch er bricht trotzdem gut gelaunt auf.
OSS 117 hat jedoch nicht nur mit dem komplexen Fall zu kämpfen, sondern auch mit seinem fortgeschrittenen Alter, was ihn im Einsatz gar nicht gut dastehen lässt ...
Deutscher Trailer zu "OSS 117: Liebesgrüße aus Afrika" mit Jean Dujardin und Pierre Niney
Jean Dujardin ist zurück als pöbelnde James-Bond-Parodie
Ein erfrischender Mix also, der durch seine witzigen Dialoge schon damals zu überzeugen wusste und es nach zwölf Jahren Pause im dritten Teil wieder tut. Regie führt dieses Mal Nicolas Bedos ("Die schönste Zeit unseres Lebens").
Ein frühes Highlight ist das volle Intro mit bombastischem Titelsong von Indy Eka im Kontrast mit Hubert, der sich auf halbbekleideten Frauenkörpern verläuft. Der Soundtrack ist erstklassig komponiert und versorgt einen mit genügend Ohrwürmern für den Rest des Jahres.
"OSS 117" überzeugt wieder mit stilvollen Kostümen und toller Chemie
Die stilvollen, farbenfrohen Kostüme unterstützen nicht nur die Ästhetik der "OSS 117"-Reihe, sie charakterisieren auch gekonnt einige der Figuren und ihre Beziehungen zueinander - Hubert zum Beispiel bleibt eher zugeknöpft, Serge hingegen setzt Akzente mit seinen orangen Kopfhörern und locker zugeknöpften Hemden, was gerade für Hubert in mehr als einer Hinsicht zum Problem wird.
Habib Dembélé, Fatou N'Diaye und Natacha Lindinger überzeugen in ihren Nebenrollen, was ihnen vielleicht an Tiefe abgeht, hat wohl eher mit der Schablonenhaftigkeit der alten Spionagevorlagen zu tun. Ungeschlagen bleibt Jean Dujardin mit seinem recht dämlichen Lachen (wieder erstklassig von Oliver Kalkofe synchronisiert), dessen übliche Arroganz allmählich von Unsicherheit durchsetzt wird. Selten hat ein Geheimagent so beschämt dreingeschaut, als ihn Micheline (Natacha Lindinger) doch tatsächlich wegen seiner mangelhaften Künste als Liebhaber (!) eiskalt abweist.
In den letzten beiden Filmen durfte Hubert seine politisch unkorrekten Entgleisungen gerade noch so mit seinem Charme und seinen Improvisationskünsten kaschieren, inzwischen bleiben ihm nur noch seine Pöbeleien und schmerzende Knie. Da ist es kaum verwunderlich, dass er sich mit Serge anlegt, der jugendlich und kompetent, aber doch so ganz anders als er selbst ist. Auch Serge zeigt sich bei der Zusammenarbeit mit seinem früheren Idol zunehmend desillusioniert und frustriert.
So ergeben sich diverse Spannungen zwischen den beiden Geheimagenten, die aufgrund der Chemie der Schauspieler amüsieren und den zwei Hauptfiguren gleichermaßen Tiefe verleihen.
Französischer Original-Trailer für "OSS 117" mit Fatou N'Diaye, Natacha Lindinger und Habib Dembélé
"Liebesgrüße aus Afrika" schwächelt an einigen Stellen, es besteht aber Potenzial
Fakt ist eines: Bis zu sechs Teile, wie es in der französischen Presse nach der zweiten Fortsetzung 2009 vorausgesagt wurde, kann man sich inzwischen nicht mehr so richtig vorstellen. Zu wünschen wäre es ja, denn das unerwartete Hubert-Serge-Gespann erzeugt eine reizvolle Dynamik, der man stundenlang zusehen könnte.
Allerdings kränkelt "Liebesgrüße aus Afrika" nun einmal an dem üblichen Parodie-Fluch, wo "weniger ist mehr" im Hinblick auf Fortsetzungen durchaus anzuraten wäre. Es scheint nun umso offensichtlicher, dass Hubert nicht mehr ewig seine Chauvi-Sprüche klopfen kann. Außerdem ist OSS 117 nicht der einzige Satire-Hit im französischen Fernsehen, sondern erhält zum Beispiel durch "Frankreich gegen den Rest der Welt" durchaus ebenbürtige (und stellenweise sogar überlegene) Konkurrenz.
Sollte also mit "Liebesgrüße aus Afrika" nun Schluss sein? Der dritte Teil hält sich zumindest seine Optionen offen. Wirkungsvoll ist auf jeden Fall die jetzt aufgeworfene Frage, was denn aus James Bond, OSS 117 & Co. werden soll, wenn sie sich dem Rentenalter nähern und sich von ihrer Virilität allmählich verabschieden. Im James-Bond-Franchise blieb die Hauptfigur schließlich jahrzehntelang in jeder Hinsicht auf der Höhe, weshalb sich diese Frage überhaupt nicht stellte.
Sollte also Jean Dujardin weiterhin Interesse an der Rolle haben - denn ohne ihn könnte man sich keinen OSS 117 vorstellen -, so ergeben sich für seine bisher ziemlich statistische Figur Chancen zur Weiterentwicklung, die das Genre nicht mehr nur parodieren, sondern sogar weiterdenken.
Bei "OSS 117 - Liebesgrüße aus Afrika" handelt es sich um eine witzige Fortsetzung der beliebten Parodie, in der die Darsteller glänzen und die Bildästhetik der vorangegangenen Filme erhalten bleibt. Fans werden auch bei einigen Schwächen der Geschichte durchaus auf ihre Kosten kommen.
Titelfoto: Christophe Brachet - MANDARIN PRODUCTION – GAUMONT – M6 FILMS – SCOPE PICTURES