"La Gomera" ist ein abgedrehter Mix aus heißem Sex, übler Korruption und brutalem Mord!
Deutschland - Großes Kino! Die internationale Co-Produktion "La Gomera - Verraten & verpfiffen", die am 13. Februar in den deutschen Kinos startet, begeistert als intelligenter Genremix mit Charme.
Im Mittelpunkt steht Inspektor Cristi Angelache (Vlad Ivanov), der eigentlich immer grimmig dreinschaut. Das steht im krassen Kontrast zu den wunderschönen Landschaften, durch die er schippert. Denn eine Fähre setzt ihn auf der kanarischen Insel La Gomera ab.
Dort wird er von Kiko (Antonio Buil) abgeholt und zu der verführerischen Gilda (Catrinel Marlon) gebracht, die Cristi die Räumlichkeiten zeigt und ihm sagt, dass das, was sie in Bukarest hatten, nur für die Kameras war.
In der rumänischen Hauptstadt wartete sie nämlich vor Cristis Wohnung auf den verdutzten Polizisten, der ihr zuflüsterte, dass er überwacht wird.
Also spielte sie seine Edelprostituierte, küsste ihn, und hatte Sex mit ihm. Denn sie brauchte die Hilfe des Inspektors dringend.
Ihr Mann Zsolt Nagy (Sabin Tambrea) wurde nämlich von Cristis Vorgesetzter Magda (Rodica Lazar) hereingelegt. Die Polizei bekam einen Hinweis, dass er 30 Millionen Euro Drogengeld in seiner Matratzenfabrik gewaschen haben soll und brauchte einen Anlass für eine Durchsuchung.
Also versteckte Cristis Kollege Alin (George Pistereanu) illegal Kokain bei ihm. Nagy wurde festgenommen und verhört, denn Magda will seine Hintermänner verhaften. Cristi sitzt nun zwischen den Stühlen. Er soll nämlich helfen, Zsolt freizubekommen, hat aber auch seine Pflichten als Cop. Doch es läuft bei weitem nicht alles so wie geplant...
"La Gomera - Verraten & verpfiffen" ist ein unterhaltsamer Genremix geworden
Diese abgedrehte Geschichte hat Corneliu Porumboiu ("12:08 - Jenseits von Bukarest", "Der Schatz") weltklasse umgesetzt.
Wenig verwunderlich, dass sein Film international auf unzähligen Festivals lief, etwa in Cannes und München, für mehrere Preise nominiert war und auch zwei gewann.
Denn der rumänische Regisseur hat ein höchst unterhaltsames Werk geschaffen, das Elemente verschiedener Genres wild durcheinanderwürfelt, sodass am Ende ein Gesamtkunstwerk dabei herauskommt, das sich erkennbar von der Masse abhebt und glücklicherweise auch bestens funktioniert.
Ob als Thriller um Korruption, die Mafia und Polizei, als Familien- oder Erotikdrama oder sogar als schwarzhumorige Komödie: die flüssige Erzählweise sorgt für beste Unterhaltung!
Dabei stören auch die teilweise harten Umschnitte mitten in einer Szene nicht. Der Filmschaffende springt nämlich immer wieder zurück in die Vergangenheit, um Zusammenhänge zu erklären, die für die Gegenwart der Story von entscheidender Bedeutung sind.
Das macht er immer genau an der richtigen Stelle. Porumboiu verrät nie zu viel, weshalb sich erst ganz am Ende alle Puzzleteile gekonnt zusammenfügen.
Vlad Ivanov und Catrinel Marlon tragen "La Gomera - Verraten & verpfiffen" problemlos
Durch diese intelligente Herangehensweise wird die Spannung durchgehend hochgehalten. Denn das listenreiche Drehbuch legt oft falsche Fährten, weshalb einige Wendungen überraschen.
Daher will man immer wissen, wie es weitergeht, was wiederum dazu führt, dass man komplett in diese interessante Welt eintauchen kann und emotional mitgerissen wird.
Denn Porumboiu gelingt der Balanceakt, seinen Figuren genug Hintergrund zu geben, sodass man ihre Motive und Handlungen schon zu Beginn nachvollziehen kann, weshalb auch das Identifikationspotenzial groß ist.
Des Weiteren trägt die leichte Erzählweise ihren Anteil dazu bei. Dank ihr hat man 97 Minuten trotz durchaus ernster Themen und Momente viel Spaß und kann "La Gomera" in vollen Zügen genießen.
Diese Feststellung verstärkt sich durch das exzellente Casting sogar noch. Schauspieler aus verschiedenen europäischen Ländern bauen hier eine Chemie zueinander auf, deren Authentizität sich auch auf die Zuschauer überträgt.
Herausragend sind dabei Ivanov ("Sunset", "Snowpiercer") und Marlon ("CSI: Vegas"). Ersterer legt seine Rolle angemessen subtil an und ist mit seiner Ausdrucksstärke sowie Präsenz eine Wucht. Letztere begeistert, weil sie nicht nur den Part als verführerische Schönheit ausfüllt, sondern auch noch für Tiefe sorgt, da sie vielschichtig agiert und ihre erotische Ausstrahlung nur eines von vielen Mitteln zum Zweck ist.
"La Gomera - Verraten & verpfiffen" ist eine sehenswerte Filmperle
Auch die anderen Darsteller wie Tambrea ("Babylon Berlin") zeigen erstklassige Leistungen und runden die brillante Gesamtperformance des Casts gelungen ab.
Zusätzlich überzeugen die kreativen Einfälle. Ein Beispiel: Cristi lernt bei Kiko die Pfeifsprache "El Silbo", welche die Guanchen, die Ureinwohner La Gomeras, dort einführten.
Diese Sprache gibt es auch in der Realität. Sie wird von 22.000 Leuten gesprochen bzw. gepfiffen. Mit dieser soll sich Cristi in Bukarest mit Gilda und den Leuten von Gangsterboss Paco (Agusti Villaronga) verständigen, um Nagy zu befreien. Auf diese Idee muss man erstmal kommen! Und auch die Umsetzung ist geglückt.
Das gilt für die anderen Kategorien ebenfalls. So sorgen die herrlichen Locations, die vielen Ausstattungsdetails, die dynamische Kameraführung und die Kostüme für große visuelle Abwechslung.
Sogar eine eigene Filmfigur ist die Musik. Als Cristi zu Beginn mit der Fähre übersetzt, ertönen etwa die eingängigen Klänge von Iggy Pops "The Passenger". Auch davon abgesehen untermalt der Score die jeweilige Stimmung von "La Gomera" hervorragend. Dazu gibt es noch viele popkulturelle Anklänge und einige Verweise für Cineasten, weshalb der Film rundum gelungen und sehenswert geworden ist.