Darum enttäuscht "Kursk" trotz deutscher Stars wie Schweighöfer und Diehl!
Dresden - Ernüchternd! Das U-Boot-Drama "Kursk", das am 11. Juli in den deutschen Kinos startet, ist leider ein schwacher Film geworden.
Dabei wecken die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte und erstklassige Besetzung erst einmal Interesse: Am 10. August 2000 lief das russische U-Boot K-141 Kursk zu einem Manöver in der Barentssee aus.
Doch bereits am zweiten Tag explodiert ein Torpedo, was nicht nur das U-Boot schwer beschädigt, sondern auch viele Männer in den Tod reißt. Können die Überlebenden gerettet werden?
Leider gelingt es den Verantwortlichen nicht, das volle Potenzial aus diesem spannenden Ansatz herauszuholen. So ist schon der Beginn äußerst pathetisch geraten.
Auf der Hochzeit von Pavel Sonin (Matthias Schweighöfer) und seiner Frau Daria (Katrine Greis-Rosenthal) werden hochtrabende Reden mit typisch-dummen und damit auch klischeehaften Sprüchen gehalten, es wird ein Soldantenlied voller Inbrunst geträllert, ehe die hartgesottenen Marinesoldaten kurz darauf mit der Kursk in See stechen.
Angeführt von Mikhail Averin (Matthias Schoenaerts) müssen die Männer bald ums nackte Überleben kämpfen, was die Zuschauer allerdings überhaupt nicht mitzureißen vermag.
Selbst Colin Firth, Peter Simonischek und Léa Seydoux können "Kursk" nicht retten
Das liegt an der sehr oberflächlichen Charakterdarstellung und -entwicklung. Das Publikum lernt keine einzige Figur und ihre Motive näher kennen, kann sich daher mit keinem Protagonisten identifizieren und verfolgt den Film deshalb unterkühlt bis gelangweilt.
Die gesamten 117 Minuten konzentriert zu verfolgen, fällt daher äußerst schwer. Denn den schablonenhaften Charakteren fehlen Ecken, Kanten und Eigenständigkeit, weshalb sie allesamt austauschbar wirken, woran auch das namhafte Ensemble nichts ändern kann.
Schoenaerts ("The Drop - Bargeld"), Léa Seydoux ("James Bond - Spectre"), "Oscar"-Preisträger Colin Firth ("The King's Speech"), Max von Sydow ("Game of Thrones"), Pernilla August ("Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung"), August Diehl ("Die Fälscher"), Peter Simonischek ("Toni Erdmann"), Joel Basman ("Unter dem Sand") und Schweighöfer ("Keinohrhasen") kämpfen gegen die Bedeutungslosigkeit ihrer Protagonisten an, schaffen es aber nur in einzelnen Szenen, ihrerseits Akzente zu setzen.
Das liegt allerdings nicht unbedingt an ihnen, sondern am zähflüssigen Schnitt, dem schwachen Drehbuch und den uninspirierten Dialogen, die verhindern, dass sich Emotionen entwickeln.
"Kursk"-Regisseur Thomas Vinterberg erschuf mit "Die Jagd" (2012) ein Meisterwerk
Das war in dieser Form überhaupt nicht erwarten gewesen.
Denn Regie führt mit Thomas Vinterberg ("Das Fest") ein erfahrener Filmschaffender, der in seiner Karriere bereits mit 49 Preisen ausgezeichnet wurde und der mit "Die Jagd" (2012) einen der bemerkenswertesten Filme des Jahrtausends gedreht hat.
Doch wie in seinem letzten Werk "Die Kommune" enttäuscht auch "Kursk" auf ganzer Linie, weil neben den vielen dramaturgischen- und Story-Schwächen auch noch die Spezialeffekte auf unterstem Niveau anzusiedeln sind und wegen ihrer schlechten CGi-Bearbeitung und -Beleuchtung viel Atmosphäre kosten.
In dieser Hinsicht haben mittlerweile selbst viele Fernsehserien ein höheres Niveau.
Dabei hat er eine starke Crew um sich geschart. Aus dem Tatsachen-Roman "A Time to Die: The Untold Story of the Kursk Tragedy" des Journalisten Robert Moore schrieb Robert Rodat ("Der Soldat James Ryan") das Drehbuch.
Dramatik und Brisanz der Geschichte von "Kursk" überträgt sich nicht auf das Publikum
Als Kameramann ist Anthony Dod Mantle an Bord, der einen "Oscar" für "Slumdog Millionaire" gewann. Komponist Alexandre Desplat holte die begehrte Trophäe sogar zweimal: "Für "The Shape of Water" und "Grand Budapest Hotel". Dazu kommen acht (!) weitere Nominierungen!
Doch sie alle schaffen es nicht, die internationale Dramatik und Brisanz dieser wichtigen Geschichte in einen guten Film zu packen und dem Subgenre "U-Boot-Drama" irgendetwas neues oder eigenständiges hinzuzufügen.
Dazu ist auch die deutsche Synchronfassung nicht zu empfehlen. Denn hier sprechen sich die deutschen Schauspieler nach, was bei vielen so emotionslos und auswendig gelernt klingt, dass man nur fassungslos den Kopf schütteln kann. Wie konnte so etwas bitteschön durchgewunken werden?
Zwar gibt es mal das ein oder andere cineastische Bild sowie hin und wieder schöne Locations, doch das reicht bei weitem nicht aus. So ist "Kursk" leider eine zutiefst ernüchternde Angelegenheit geworden.