"Ruf der Wildnis" stellt nicht Harrison Ford, sondern einen Hund in den Fokus!
Deutschland - Harrison Ford (77) ist zurück auf der großen Leinwand! Die Schauspiellegende spielt in "Ruf der Wildnis", der am 20. Februar in den deutschen Kinos startet, die menschliche Hauptrolle. Im Fokus steht in der Verfilmung von Jack Londons Buchklassiker allerdings ein anderer. Nämlich der computeranimierte Hund Buck.
Der ahnt anfangs vom Goldrausch in Alaska in den 1890er Jahren noch nichts. Denn Buck lebt in einem großen Herrenhaus als zufriedenes Tier - allerdings nur, bis er eine Festtafel zerstört.
Sein Herrchen sperrt ihn vor die Tür, damit er sich vor Augen führt, was er angerichtet hat. Doch in der Nacht stürmt es, Buck hat Angst - und folgt dem Lockruf eines Tierfängers, der den riesigen Hund in eine Falle lockt und per Zug und Schiff nach Alaska bringt.
Dort wird er mit einem Schlagknüppel traktiert, den er deshalb zu fürchten lernt. Er gibt nach, ist aber nicht gebrochen. Der Vierbeiner, der in Londons Buch als eine Mischung aus Bernhardiner und Farmcollie beschrieben wird, gerät glücklicherweise an den freundlichen Hundeschlitten-Postboten Perrault (Omar Sy).
Der kauft ihn als Verstärkung für sein Rudel. Nach anfänglichen Problemen findet sich Buck schnell in seiner neuen Aufgabe zurecht und lernt so auch den knurrigen, aber gutherzigen John Thornton (Ford) kennen.
Als Perrault jedoch gekündigt wird, muss er Buck und die anderen Hunde allesamt wieder verkaufen. Leider geraten sie dadurch in die Fänge des bösen und arroganten Hal (Dan Stevens), der auf der Suche nach Gold bereit ist, über Leichen zu gehen. Doch in John hat Buck einen echten Freund, der ihm zu Hilfe eilt...
Tieranimationen in "Ruf der Wildnis" überzeugen nicht, die kraftvolle Handlung schon
Diese Geschichte hat Chris Sanders gelungen umgesetzt. Der sonstige Animationsfilmregisseur ("Die Croods", "Drachenzähmen leicht gemacht", "Lilo & Stitch") drehte nun erstmals eine Mischform und machte seine Sache gut, weil er erkennbar Wert auf seine Figuren und die Story legt.
Deshalb und dank des hintergründigen Drehbuchs funktioniert "Ruf der Wildnis" als spannender Abenteuerfilm, der bewegende Momente hat und emotional mitreißt. Das ist große Kunst, wenn man bedenkt, wie schlecht die Tieranimationen mitunter aussehen.
Sie sind auf den ersten Blick als Effekte auszumachen, weshalb es einige Zeit dauert, bis man sich an den visuellen Stil gewöhnt hat. Schließlich ist auch der Bewegungsablauf stellenweise erkennbar unrund.
Zudem gibt es noch mehrere überbeleuchtete und unnatürliche Szenen, in denen ersichtlich wird, dass die herrlich-weiten Landschaften und Spezialeffekte nicht so fließend miteinander verschmelzen, wie es eigentlich der Fall sein sollte.
Für andere Filme mit inhaltlichen Schwächen wäre das ein unüberbrückbarer Negativpunkt, für "Ruf der Wildnis" nicht. Denn Sanders schafft es, die Kraft der Ursprungsgeschichte auf die Leinwand zu bannen, weshalb man trotz allem mit Buck mitfiebert.
Harrison Ford und Omar Sy tragen viel zum Gelingen von "Ruf der Wildnis" bei
Der muss nämlich gegen Widerstände ankämpfen, dabei reifen und zu sich selbst finden. Da man all diese Entwicklungsschritte in den 96 Minuten Laufzeit miterlebt, ist das Identifikationspotenzial hoch.
Darüber hinaus werden unaufdringlich wichtige Botschaften und Werte vermittelt, die sich auch noch nahtlos in den Handlungsfluss rund um Buck einfügen. Neben seinem herzensguten Charakter tragen aber vor allem die menschlichen Darsteller viel zum Gelingen des Dramas bei.
Ford (Han Solo in "Star Wars" 4-6, 7 und 9, "Indiana Jones" 1-4, "Blade Runner") legt seine gebrochene Figur mit harter Schale, aber weichem Kern sympathisch sowie charismatisch an, trägt mit seinem trockenen Humor und seiner mimischen Ausdrucksstärke viel zur überdurchschnittlichen Qualität des Filmes bei.
Als echter Sympathieträger fungiert außerdem Sy ("Ziemlich beste Freunde", "Jurassic World", "Plötzlich Papa"), dessen glaubwürdige Freude sich auf das Publikum überträgt. Als Bösewicht agiert auch Stevens ("Ruhet in Frieden - A Walk Among the Tombstones", "Die Schöne und das Biest", "Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand") überzeugend.
Des Weiteren sind die starke Kameraführung mit vielen herrlichen Aufnahmen der endlosen Natur, die stimmige Musikuntermalung, die exzellente, zeitversetzende Ausstattung, der fesselnde Schnitt und die großartigen Kostüme weitere Stärken dieser sehenswerten Bestseller-Verfilmung eines US-amerikanischen Klassikers.