"Kanzlei Liebling": Warum Luise von Finckh erst gar keine Lust auf die Rolle hatte

Berlin - Es weht frischer Wind in der "Kanzlei Liebling" in Berlin-Kreuzberg: Dort, wo von 1986 bis 1998 Schauspiel-Legende Manfred Krug (†79) als Robert Liebling für Gerechtigkeit sorgte, ist nun Luise von Finckh (30) tätig. Sie spielt in dem neuen Freitagsfilm (20.15 Uhr, Das Erste) die Enkelin des Kult-Anwalts. Doch fast wäre es dazu nicht gekommen.

In der Netflix-Serie "Schlafende Hunde" sammelte Luise von Finckh (30) bereits Erfahrungen als Anwältin.
In der Netflix-Serie "Schlafende Hunde" sammelte Luise von Finckh (30) bereits Erfahrungen als Anwältin.  © Anne Wilk/Netflix

"Ich hatte das Projekt auch erst abgesagt, weil ich nicht schon wieder eine Anwältin spielen wollte", erzählt die Schauspielerin im TAG24-Interview.

In der Netflix-Serie "Schlafende Hunde" hatte sie bereits eine Anwältin gespielt. "Dann habe ich jedoch das Buch gelesen und fand es ganz toll", so die Mimin.

"Es beinhaltet ganz viele feministische Themen, die mich beschäftigen. Unser Drehbuchautor Andrej Sorin betrachtet die Figuren so clever und behandelt so vielseitig verschiedene Themen."

"Kanzlei Liebling Kreuzberg" ist ein "superweiblicher Film"

Roswitha Schreiner (59) schlüpft wieder in ihre alte Rolle der Sarah Liebling.
Roswitha Schreiner (59) schlüpft wieder in ihre alte Rolle der Sarah Liebling.  © ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard

Auch wenn die neue Verfilmung einen ganz anderen Anstrich als der Klassiker hat, sind es große Fußstapfen, in die von Finckh tritt. "Während der Dreharbeiten ist mir erst bewusst geworden, was für ein Erbe ich antrete und wie sehr der Name Manfred Krug dabei im Raum steht."

Mit Anja Franke (60) als Senta Kurzweg und Roswitha Schreiner (59) als Sarah Liebling sind auch zwei Kolleginnen aus der früheren Serie dabei. "Die beiden haben sich natürlich gefreut, dass sie ihre Figuren auf diese Weise weiterentwickelt werden."

Die junge Schauspielerin empfindet die Arbeit mit den erfahrenen Kolleginnen, zu denen auch Gabriela Maria Schmeide (59) als Dr. Talia Jahnka gehört, als Bereicherung. "Es ist total spannend, Künstlerinnen zu treffen, bei denen eine Rolle das Leben verändert hat. Sie sind in sehr jungen Jahren sehr berühmt geworden."

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Starke Frauenrollen prägen den Film: "Mir ist beim Gucken des Films noch einmal aufgefallen, welch tolle Frauenfiguren wir mit Senta, Mai und Sarah auch in den Nebenrollen haben. Es ist ein superweiblicher Film."

In der gesamten Branche merke man einen Wandel, dass es viel mehr weibliche Hauptrollen gibt. "Ich bin sehr dankbar dafür, in dieser Zeit groß geworden zu sein, weil ich manchmal viel zu unangepasst bin. Wenn es nur diese weiblichen 'Beiwerk-Rollen' gäbe, dann hätte ich deutlich weniger Arbeit", sagte die 30-Jährige lachend.

Luise von Finckh rechnet mit Kritik

"Ich kann mir aber vorstellen, dass die Kritik sein wird, dass es zu politisch korrekt ist oder zu modern. Aber ich glaube, dass wir mit der Figur der Dr. Talia Jahnka und auch meiner sowie den Fällen, die sie verhandeln, die Gesellschaft widerspiegeln", erklärt sie.

"Wir behaupten ja nicht, die Welt wäre besser, wenn sie von Lisa Liebling regiert werden würde. Wir sagen stattdessen: Es gibt unterschiedliche Meinungen zu allem und der einzige Weg besteht darin, dass wir gemeinsam miteinander sprechen", so die Hauptdarstellerin.

Sie ist schon sehr gespannt, wie der Film angenommen wird. "Ich habe den Film vorab zusammen mit meiner Oma geschaut. Sie ist ein riesiger 'Liebling Kreuzberg'-Fan gewesen und mochte den Film total gerne. Jetzt habe ich gar keine Sorgen mehr", sagt sie lachend.

Auch die Macher von "Kanzlei Liebling Kreuzberg" sind zuversichtlich, denn: "An einer Fortsetzung wird derzeit gearbeitet."

Die Schauspielerin bringt die Kultserie ins 21. Jahrhundert.
Die Schauspielerin bringt die Kultserie ins 21. Jahrhundert.  © ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Britta Krehl

So ähnlich sind sich Lisa Liebling und Luise von Finckh

Lisa Liebling sorgt in der angestaubten Kanzlei ihres verstorbenen Großvaters für ordentlich Wirbel. "Ich mag sehr, dass Lisa idealistisch, kämpferisch und fachverbindend ist. Sie hat ihre Ideale, für die sie sich einsetzt, ist aber auch darauf bedacht, dass sie alles für die Gemeinschaft tut", so von Finckh.

"So wie in der Gesellschaft auch ist auch die Kanzlei anfangs noch nicht für frischen Wind bereit."

Lisa und Luise sind sich dabei gar nicht so unähnlich. "Meine Eltern sind Anwälte, das lag also nahe. Ich bin auch Berlinerin und Trennungskind, das bei seiner Mutter aufgewachsen ist. Und ich habe auch einen sehr kämpferischen Anspruch, aber nicht ganz so idealistisch wie Lisa. Und ich glaube, ich bin nicht ganz so vereinend wie sie."

Eine Karriere als Anwältin stand bei Luise von Finckh ebenfalls zur Debatte: "Natürlich gab es mit 18 die Überlegung, Juristin zu werden. Jetzt, mit 30, merke ich auch Vorteile, die ein solcher Job mit sich gebracht hätte: sicherer Arbeitsplatz, konstantes Gehalt."

Als Anwältin könne man ja auch in allen Bereichen arbeiten, auch in der Filmbranche. "Aber ich bereue zu keinem Zeitpunkt, dass ich das nicht gemacht habe."

Weiser Rat von ihrer verstorbenen Oma

Senta Kurzweg (Anja Franke, 60, M.) stand schon Robert Liebling (Manfred Krug, †79) zur Seite.
Senta Kurzweg (Anja Franke, 60, M.) stand schon Robert Liebling (Manfred Krug, †79) zur Seite.  © Imago/United Archives

Mittlerweile kann die Schauspielerin auf viele erfolgreiche Produktionen zurückblicken. Angefangen hat alles mit "Schloss Einstein", dann war sie in Serien wie "Vienna Blood", "Deutschland 89" und "Das Begräbnis" zu sehen. Wie auch ihre Filmrolle Lisa, die in ihrem Opa ein Vorbild sieht, fand auch sie Inspiration in ihrer Familie.

"Ein Vorbild war meine verstorbene Oma. Sie war wie ich Sternzeichen Widder. Sie sagte ganz früh zu mir, als ich bei einer Schulaufführung nicht auftreten wollte, weil ich Streit mit einer Freundin hatte: 'Wir Widderfrauen geben nicht auf!'"

Nach ihrem Medizinstudium habe ihre Oma eine eigene Praxis gehabt, "ernährte ihre Familie und hatte sehr hohe Ansprüche an sich selbst. Sie hat mir sehr früh beigebracht, dass es kein Aufgeben gibt. Sie hat mich sehr geprägt."

Titelfoto: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Britta Krehl

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