Hollywood-Schauspieler streiken erstmals seit 40 Jahren: "Wir sind die Opfer hier!"
Los Angeles/Kalifornien - Nachdem die Drehbuchautoren in den USA schon länger streiken, kommen jetzt auch viele Mitglieder der Schauspieler-Gewerkschaft hinzu. Die Streiks haben prominente Unterstützer - und große Auswirkungen.
Hintergrund für den Ausstand sind die gescheiterten Verhandlungen mit dem Verband der TV- und Filmstudios "AMPTP", teilte die Schauspieler-Gewerkschaft "SAG-AFTRA" am gestrigen Donnerstag (Ortszeit) in Los Angeles mit. Da keine Einigung erzielt worden sei, werde ab Mitternacht (6 Uhr deutscher Zeit) die Arbeit niedergelegt.
Die Darsteller fordern unter anderem bessere Vergütung und die Regelung des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz in der Branche.
"Wir hatten keine Wahl", erklärte die Gewerkschaftsvorsitzende Fran Drescher (65). "Wir sind die Opfer hier. Wir werden von einer sehr gierigen Einheit zu Opfern gemacht." Die Mitglieder ihrer Gewerkschaft dürften nicht mehr länger "an den Rand gedrängt sowie respektlos und ehrlos behandelt werden".
Zuvor hatten beide Seiten noch einen Schlichter hinzugezogen. Trotzdem konnte bis zur von der "SAG-AFTRA" gesetzten Deadline keine Einigung gefunden werden. "Ich kann ehrlich gesagt nicht glauben, wie weit wir bei so vielen Dingen auseinander sind", sagte Drescher.
Streik gleicht einem harten Schlag für die US-Unterhaltungsindustrie
Der Verband der TV- und Filmstudios "AMPTP" - der unter anderem Netflix, Amazon, Apple und Disney vertritt - verteidigte sich. Man habe versucht, eine Einigung zu finden, hieß es in einer Mitteilung.
Die Gewerkschaft habe nun aber "leider einen Weg gesucht, der zu finanziellen Problemen für die unzähligen Tausend Menschen führen wird, die auf die Branche angewiesen sind".
Der Streik ist ein weiterer harter Schlag für die Unterhaltungsindustrie in den USA, denn seit dem 2. Mai haben bereits die Drehbuchautoren ihre Arbeit niedergelegt. Deren Streik hat schon jetzt Auswirkungen für Zuschauer.
So können beispielsweise viele Late-Night-Shows nicht mehr wie sonst ausgestrahlt werden. Mit einem Doppelstreik können nach Einschätzung von US-Medien kaum noch Filme und Serien gedreht werden.
Ausstand ist für alle Schauspieler der Gewerkschaft bindend
Beide Kreativbranchen leiden darunter, dass zwar mehr Filme und Serien produziert werden, aber die Budgets sinken und bei Serien oft weniger Folgen pro Staffel gedreht werden.
Außerdem bringen Wiederholungen bei Streaming-Anbietern für die Kreativen anders als im Fernsehen geringere und von der Zuschauerzahl unabhängige Tantiemen.
Die Gewerkschaft "SAG-AFTRA" hat mehr als 160.000 Mitglieder, darunter Schauspieler für Film und Fernsehen, Stuntleute, TV-Journalisten und Moderatoren.
Der Streik betrifft aber nur die Schauspieler für Serien und Filme. Er ist für sie alle bindend, sie dürfen nun bis auf Weiteres nicht mehr vor der Kamera arbeiten.
An einer Urabstimmung am 7. Juni hatten rund 65.000 Mitglieder der Gewerkschaft teilgenommen. 97,9 Prozent hatten sich für einen Streik ausgesprochen.
Zudem bekundeten Stars wie Meryl Streep (74), Jennifer Lawrence (32) und Ben Stiller (57) öffentlich ihre Solidarität. Die Schauspieler des Films "Oppenheimer", darunter Matt Damon (52) und Emily Blunt (40), verließen am Donnerstag nach einem Auftritt auf dem roten Teppich aus Solidarität mit dem Streik eine Premiere in London.
Titelfoto: Montage: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa, Mark J. Terrill/AP