"Freies Land" ist ein brutaler Krimi-Thriller! Was hat es mit dem "Stasi-Schwein" auf sich?
Deutschland - Brutaler deutscher Krimi-Thriller! In "Freies Land" von Regisseur Christian Alvart ("Antikörper", "Pandorum", "Tschiller: Off Duty") begibt sich ein ungleiches Ermittlerduo auf die Suche nach verschwundenen jungen Frauen.
Ein "Ossi" und ein "Wessi" tun sich dafür zusammen. Patrick Stein (Trystan Pütter) baut auf dem Weg in die abgelegene Oderregion aber erstmal einen Autounfall, weil er zu sehr auf die Karte und zu wenig auf die Straße guckte.
Er bleibt unverletzt und kommt erst verspätet in einem kleinen Dorf im Hotel Fortschritt an. Dort ist sein Zimmer bereits vergeben worden, weshalb er bei seinem Kollegen Markus Bach (Felix Kramer), Hauptkommissar der Görlitzer Polizei, einquartiert wird.
Der hält ihn für einen Einbrecher und greift Patrick deshalb an, ehe er die Lage erklären kann. Fortan müssen sich die beiden gänzlich unterschiedlichen Charaktere gemeinsam auf die Suche nach den zwei vermissten Frauen machen.
Die hatten im Dorf einen gewissen Ruf, wie ihnen die Polizisten vor Ort mitteilen. Als wenig später deren verstümmelte Leichen gefunden werden, ist schnell klar, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
Und auch Bach ist nicht der, der er zu sein scheint. Der Boulevard-Journalist Kalle Möller (Marc Limpach) bezeichnet ihn gegenüber Patrick als "Stasi-Schwein". Denn in der DDR hatte Bach einen furchtbaren Ruf, wie er Stein erzählt. Doch ist wahr, was Möller sagt?
"Freies Land" kommt nicht an das spanische Original "Mörderland - La Isla Minima" heran
Diese Geschichte hat Alvart gut umgesetzt. An die Qualität des spanischen Originals "Mörderland" (2014) kommt das Remake aber nicht heran.
Kein Wunder, gewann "La Isla Minima" (>>Trailer) doch satte 57 Preise und war für 41 weitere nominiert. In Spanien räumte die spannende und brisante Filmperle damals stolze zehn Goyas ab.
Diese herausragende Qualität hat das deutsche Remake nicht. Natürlich ist die Story weiterhin kraftvoll, durchzogen von politischen Spannungen und besitzt eine fesselnde Atmosphäre.
Emotional zieht einen die neue Version aber nur selten in ihren Bann. Denn die Charaktere haben im Vergleich zur spanischen Fassung nur wenig Substanz und bieten deshalb vergleichsweise geringes Identifikationspotenzial.
Hier hätte Alvart deutlich mehr herausholen können. Denn obwohl seine Fassung 128 Minuten lang ist, fehlen den Figuren auch am Ende noch die Tiefe und der Hintergrund, weshalb ihre Motive immer wieder unklar sind und einige Handlungen abstrakt wirken.
Dennoch erzeugt die düstere und brutale Story eine beklemmende Stimmung, weshalb der Film durchgehend kurzweilig und mitreißend ist.
Trystan Pütter, Felix Kramer und Nora von Waldstätten zeigen in "Freies Land" starke Leistungen
Denn er hat immer wieder seine Momente, ist interessant, packend und reißt zeitgenössische Themen an, weshalb man die ganze Zeit über neugierig bleibt.
Denn hier stehen viele Einzelschicksale von Menschen, die auf einen Aufschwung nach der Wende gehofft haben und nun ernüchtert feststellen müssen, dass das nicht der Fall ist, im Mittelpunkt.
Auch die alten und leider noch immer aktuellen Ost-West-Probleme treten immer wieder deutlich zu Tage und verleihen dem Thriller Authentizität.
Darüber hinaus sorgt die verschachtelte Storyführung dafür, dass man bei der Stange bleibt. Auch die trostlosen, erstklassig in Szene gesetzten Locations, die abwechslungsreiche, dynamische Kameraführung, die stimmige Musikuntermalung und vor allem die herausragenden Kostüme verleihen dem Film das gewisse Etwas.
Schauspielerisch ist das Remake ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Gerade Pütter ("Toni Erdmann") und Kramer ("Dark") zeigen erstklassige Leistungen. Doch auch Limpach ("Bad Banks") und Nora von Waldstätten ("Personal Shopper") als Mutter der vermissten Frauen, spielen sich mit auffälligen Darstellungen in den Vordergrund.
Deshalb ist "Freies Land" ein guter Krimi-Thriller geworden, der allerdings nicht mit dem spanischen Original mithalten kann, weil ihm dafür die Charaktertiefe fehlt. Dennoch ist Alvarts Werk spannend und atmosphärisch geworden.