"Zwischen Uns": Mutter verzweifelt! Autistischer Sohn bekommt immer wieder aggressive Wutanfälle
Deutschland - Berührendes Drama! "Zwischen Uns" läuft am 16. Juni in den deutschen Kinos an und reißt emotional dank einer zutiefst menschlichen Geschichte mit. Die TAG24-Filmkritik.
Im Fokus steht die alleinerziehende junge Mutter Eva Meukow (Liv Lisa Fries, 31). Sie hat mit Felix (Jona Eisenblätter, 14) einen 13-jährigen autistischen Sohn, um den sie sich große Sorgen macht. Denn er bekommt immer wieder unkontrollierte und aggressive Wutanfälle.
Auch in der Schule, wo es deshalb sogar eine Zusammenkunft von Lehrerin Frau Jansen (Agnes Decker, 36) und den Eltern gibt. Frau Dreyer (Franziska Schlattner, 51) beschwert sich lautstark und streitet sich mit Eva, weil ihre Tochter wegen Felix nicht mehr zum Unterricht gehen möchte.
Eva beteuert, dass er nicht grundlos gewalttätig sei. Frau Jansen muss zwischen den beiden zankenden Müttern vermitteln. Die vorläufige Lösung: Elena Winkler (Lena Urzendowsky, 22) von der Autismus-Gruppe soll Felix im Unterricht begleiten und ihm helfen.
Das macht sie gerne, denn sie mag den schweigsamen Jungen. Der verlässt bald das Schulgelände, weshalb Eva wieder dort hinbestellt wird. Sie sucht und findet ihren Sohn schließlich an ihrem Arbeitsplatz - einem Supermarkt, in den er ein verletztes Lamm gebracht hat, das sie anschließend beim Schäfer Kudelka (Christian Ammermüller, 53) abgeben. Ihr Chef Wöller (Sascha Gersak, 46) hat wegen des blutenden Tieres eine Beschwerde erhalten und entlässt Eva wenig später mit einer fadenscheinigen Begründung.
Zum Glück greift ihr ihr Nachbar Pelle Jakobsen (Thure Lindhardt, 47) unter die Arme, passt auf Felix auf und verschafft ihr in einem Restaurant einen Job als Kellnerin. Doch die Probleme mit dem Jungen spitzen sich weiter zu...
Trailer zu "Zwischen Uns" mit Liv Lisa Fries, Jona Eisenblätter, Thure Lindhardt und Lena Urzendowsky
"Zwischen Uns" zeigt das stille Leiden einer verzweifelten, aber nie aufgebenden Mutter
Diese Geschichte hat Max Fey (43, "Wie es bleibt") klasse umgesetzt. Dem vor allem als Editor ("Das Ende der Wahrheit", "Hirngespinster") bekannten Regisseur ist ein zutiefst bewegendes und feinfühliges deutsches Drama gelungen, das lange nachhallt.
Es beleuchtet anhand eines Falls, wie sich eine Mutter für ihren geliebten Sohn aufopfert und alles gibt, damit er trotz seiner Einschränkungen irgendwann mal ein selbstbestimmtes und gutes Leben führen kann.
Eine Herkulesaufgabe, die sie psychisch und physisch viel Kraft kostet, das arbeitet Fey gekonnt und realitätsnah heraus. Aufgrund dieser guten Recherche und Detailarbeit kann man sich vollauf mit Eva, ihren Motiven und Entscheidungen identifizieren, obwohl einige Sachen nicht weiter ausgeführt werden.
Weshalb ist sie Single, wo ist der Vater, warum bekam sie Felix schon so früh in ihrem Leben? All das wird nicht erklärt, sodass Fey in diesen Punkten dem Publikum die Deutungshoheit überlässt. Eine nachvollziehbare Entscheidung zugunsten eines gut komprimierten und geschnittenen Filmes mit einer dichten Atmosphäre. In dem geht es vorrangig um die an sich liebevolle Beziehung zwischen Eva zu Felix, der seine Gefühle allerdings nicht gut ausdrücken kann und die ohnehin schon großen Sorgen und Probleme mit seinen Ausrastern unbeabsichtigt weiter verstärkt.
All das wird aus Sicht der Mutter gezeigt, die geduldig versucht, zu ihrem Sohn durchzudringen und ihn zu unterstützen, wo sie nur kann. Trotzdem ist auch sie irgendwann mit den Nerven am Ende und überfordert. All diese Aspekte webt Fey dank eines exzellenten und tiefschürfenden Drehbuchs fließend in sein ergreifendes Werk ein.
Liv Lisa Fries und Jona Eisenblätter zeigen in "Zwischen Uns" starke Leistungen
Angenehm ist auch, dass das Drama subtil daherkommt, die Wutanfälle gut platziert und nicht zu oft einsetzt, sodass die Wirkung immer groß ist. Man leidet mit - ähnlich wie in "Systemsprenger".
Entscheidenden Anteil daran, dass der Film so exzellent funktioniert, hat Fries (Charlotte Ritter in "Babylon Berlin", "Hinterland", "München: Im Angesicht des Krieges").
Die mehrfach ausgezeichnete deutsche Schauspielerin hat die Seele ihrer Figur erfasst und stellt sie in all ihren vielen Facetten glaubwürdig dar. Damit erdet sie "Zwischen Uns" und sorgt dafür, dass man sich mit ihr und dem Film identifizieren kann.
Auch Eisenblätter ("Max und die wilde 7") agiert stark und bannt alle Emotionen aus seinem stets beherrschten Gesicht, verleiht seinem Charakter aber Menschlichkeit und deutet an, dass es unter der Oberfläche brodelt.
In Nebenrollen wissen Lindhardt ("Tage des Zorns", "Illuminati", "Fast & Furious 6"), Urzendowsky ("Kokon") und Corinna Harfouch ("Das Mädchen mit den goldenen Händen") ebenfalls zu überzeugen und runden Feys stimmiges Werk ab.
Zusammengenommen ist "Zwischen Uns" ein großartiges deutsches Drama geworden, das dank seiner wirkungsvollen Machart zum Nachdenken anregt und den Diskurs um den Umgang mit autistischen Menschen anstößt. Ein wichtiger Film mit einer überragenden Fries und einer packenden Familiendynamik. Klasse!
Titelfoto: PR/NikolasTusl/PSSST Film