"Wo in Paris die Sonne aufgeht": Junge Frau verführt neuen Mitbewohner zu heißem Sex!
Deutschland - Feinfühliges Drama um Liebe und Erotik! "Wo in Paris die Sonne aufgeht" läuft am 7. April in den deutschen Kinos an und stellt die komplexen zwischenmenschlichen Beziehungen der Neuzeit gelungen dar. Die TAG24-Filmkritik.
In der ersten Szene fährt die Kamera aus der Vogelperspektive über das 13. Arrondissement von Paris und verdeutlicht dem Publikum die Architektur des Viertels.
Hier wohnt auch die Callcenter-Agentin Emilie (Lucie Zhang, 21), die Politikwissenschaft studiert und auf der Suche nach einer Mitbewohnerin ist. Doch plötzlich steht mit Camille (Makita Samba, 35) ein stattlicher Mann vor ihrer Tür. Der Literaturlehrer unterrichtet in der Nähe am Fernand-Leger-Gymnasium, weshalb er gerne einziehen würde.
Da die Chemie zwischen den beiden stimmt und die Funken sprühen, sagt Emilie nicht nur zu, sondern verführt Camille auch mehrfach zum Sex. Während sie sich jedoch in ihn verliebt, will er noch keine Beziehung haben.
Als er dann auch noch mit seiner Kollegin Stephanie (Oceane Cairaty, 33) eine andere Frau mit in die Wohnung bringt und Emilie ihnen beim Sex zuhören muss, ist sie entsprechend sauer, die Gefühlslage zwischen ihr und Camille dauerhaft angespannt. Deshalb zieht er aus und lernt bald darauf Nora Liger (Noemie Merlant, 33) kennen, eine ehemalige Studentin, die von ihren Kommilitonen gemobbt wurde. Denn in einer Disco trug sie eine blonde Perücke und sah dem Pornostar Amber Sweet (Jehnny Beth, 37) ähnlich.
Also machten Sexvideos im Hörsaal die Runde. Weil sie die brutalen verbalen Attacken nicht mehr aushielt, schmiss sie hin und kehrte in die Immobilienbranche zurück. Dort stellt Camille sie ein, weil er seinem früheren Beruf desillusioniert den Rücken gekehrt hat und sich nun als Makler verdingt. Auch zwischen ihnen entwickelt sich mehr als eine berufliche Anziehung. Mit Emilie trifft er sich ebenfalls weiter ...
Deutscher Trailer zu "Wo in Paris die Sonne aufgeht" mit Noemie Merlant, Makita Samba und Lucie Zhang
"Wo in Paris die Sonne aufgeht" ist ein interessantes und modernes Drama geworden
Diese Geschichte hat Jacques Audiard (69, "The Sisters Brothers", "Der Geschmack von Rost und Knochen", "Dämonen und Wunder - Dheepan") nach dem Drehbuch von unter anderem Celine Sciamma (43, "Petite Maman - Als wir Kinder waren") klasse umgesetzt.
Dem zweimal mit dem BAFTA ausgezeichneten französischen Regisseur ist ein bewegender und packender moderner Film gelungen, der zum Nachdenken anregt und die Komplexität von zwischenmenschlichen Beziehungen verdeutlicht.
Jeder will hier etwas anderes, Camille möchte anfangs vor allem unverbindlichen Sex, Emilie sehnt sich nach Liebe sowie einer Beziehung, während Nora auf der Suche nach Stabilität im Leben ist und herausfinden muss, wer sie eigentlich ist und was sie sich wünscht/erhofft.
Diese Unterschiede machen die Dynamik zwischen den drei Figuren interessant und halten die Neugier des Publikums über die gesamten 106 Minuten aufrecht. Denn es passiert immer etwas.
Dabei pendelt Audiard sein Werk gut zwischen dramatischen Szenen und subtilen Momenten aus. Zwar reißt es emotional nicht so tiefgehend mit wie "Das Ereignis". Doch es regt ebenfalls zum Nachdenken über Themen wie Liebe, Sex, Sehnsucht, Einsamkeit und Rückschläge im Leben an, weil diese hier gut behandelt und flüssig in die Handlung eingearbeitet werden.
Originaltrailer zu "Les Olympiades" mit Noemie Merlant, Makita Samba und Lucie Zhang
"Wo in Paris die Sonne aufgeht" weiß mit intelligenten Story-Wendungen zu überzeugen
Darüber hinaus halten die klugen Wendungen die Zuschauenden bei der Stange. Anhand dieser Kategorie erkennt man, wie durchdacht und präzise das Drehbuch und die Storyführung sind.
Auch die schauspielerischen Leistungen von Merlant ("Porträt einer jungen Frau in Flammen"), Samba und Zhang überzeugen, weil die Chemie zwischen ihnen stimmt und sie ihre anspruchsvollen Parts authentisch herüberbringen, sodass sie mit ihren Charakteren verschmelzen.
Wenig verwunderlich, dass "Wo in Paris die Sonne aufgeht" bereits einige Preise gewinnen konnte, darunter den "Art Cinema Award" für den besten Film beim Festival in Hamburg.
Durch die edle, schwarz-weiße Bildgestaltung, die cineastische Kameraführung, die stimmigen Locations, die schönen Kostüme und die Frisuren, die eine tragende Rolle für die Erzählung spielen, sieht man auch gerne über die ein oder andere kleine Länge hinweg.
Auch sonst hat "Les Olympiades" in der Charakterdarstellung und -entwicklung die ein oder andere kleine Ungereimtheit, was aber Meckern auf hohem Niveau ist und nur am Rande stört.
Zusammengenommen ist "Wo in Paris die Sonne aufgeht" ein vorzügliches Liebesdrama mit einer gehörigen Prise Erotik geworden, das dank der starken Story, dem gut ausgewählten Ensemble und dem hohen künstlerischen Anspruch zu fesseln weiß. Trotz kleinerer Schwächen sehenswert!
Titelfoto: PR/Neue Visionen Filmverleih