"Was wir wollten": Paar kann nach künstlicher Befruchtung keinen Sex mehr haben
Deutschland - Elyas M’Barek kann auch ernst! In "Was wir wollten", der seit dem 11. November auf Netflix zu sehen ist, zeigt sich der "Fack ju Göhte"-Star von einer ganz neuen Seite. Ob der Film auch sonst überzeugen kann, lest Ihr in der folgenden Kritik.
Niklas (Elyas M’Barek) und Alice (Lavinia Wilson) sind schon eine ganze Weile zusammen. Trotz zahlreicher Versuche durch künstliche Befruchtung schwanger zu werden, wollte dies bisher nicht gelingen.
Nachdem ihnen ihre Ärztin dazu rät, eine Auszeit von dem körperlich und psychisch zermürbenden Prozedere zu nehmen, beschließen die beiden, nach Sardinien zu reisen.
Dort hatten Niklas und Alice kurz nach ihrem Kennenlernen schon einmal Urlaub gemacht. Doch auf der Insel angekommen, holen sie die Probleme des Alltags schnell ein.
Nicht nur Geldsorgen machen dem Paar zu schaffen. Auch im Bett läuft es seit langem nicht mehr.
Zudem wohnt in dem Ferienhaus nebenan eine gut gelaunte Familie aus Tirol, die all das zu haben scheint, was Niklas und Alice sich so lang gewünscht haben.
Doch der Schein trügt: Das Leben von Romed (Lukas Spisser), Christl (Anna Unterberger) und ihren beiden Kinder Denise (Iva Höpperger) und David (Fedor Teyml) ist weniger harmonisch, als es auf den ersten Blick wirkt...
Trailer zu "Was wir wollten" mit Elyas M’Barek und Lavinia Wilson
"Was wir wollten" wirkt über weite Strecken langatmig und redundant
Mit "Was wir wollten" ist Regisseurin Ulrike Kofler ein durchschnittliches Beziehungsdrama gelungen, dem vor allem eines fehlt - die Spannung.
Die Geschichte um den gescheiterten Kinderwunsch von Niklas und Alice ist nicht neu, wurde so schon in Filmen wie "Dinky Sinky" auf weitaus unterhaltsamere Weise thematisiert.
In "Was wir wollten" ist dagegen alles trist und schwer.
Die Leichtigkeit ist Niklas und Alice schon längst abhandengekommen. Geredet wird kaum.
Schon im Anfangsprolog wird klar, in welche Richtung der Streifen, der für Österreich ins Oscar-Rennen geht, hin will.
Bedeutungsschwangere Worte und atmosphärische Bilder des Mittelmeers wirken zwar stimmungsvoll. So richtig einordnen kann der Zuschauer diese aber erst nach zwei Dritteln des Dramas. Denn dann wird aufgeklärt, warum die beiden Hauptfiguren so sehr an ihrem Kinderwunsch festhalten.
Davor scheint sich "Was wir wollten" im Kreis zu drehen.
Die Nebencharaktere in "Was wir wollten" wirken äußerst eindimensional
Vor allem der mangelnde Sex ist ein fortwährendes Thema.
Erotische Stimmung wird aufgebaut, etwa wenn Niklas Alice' Brüste eincremt, dann ihren Bauch küsst. Sie rutscht nach oben, bis sein Kopf zwischen ihren Beinen liegt. Er steht auf und geht weg.
Wieder und wieder folgen ähnliche Sequenzen.
Das wirkt mit der Zeit nicht nur redundant, sondern auch ermüdend.
Ähnliches gilt für die Nachbarsfamilie.
Deren Charaktere wirken nicht nur eindimensional, sondern scheinen lediglich dazu da zu sein, um Niklas und Alice aufzuzeigen, was beide haben könnten, aber wohl nicht erreichen werden.
Gleich mehrmals heißt es von Christl, die sollen froh sein, dass sie keine Kinder haben, weil sie selbst von ihren eigenen so genervt ist.
Trotz des schwachen Drehbuchs gelingt es "Was wir wollten" dennoch, in einigen Momenten zu brillieren.
In "Was wir wollten" überzeugen Elyas M’Barek und Lavinia Wilson mit ihrem Schauspiel
Das liegt vor allem an den schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller.
Elyas M’Barek ("Das perfekte Geheimnis") darf endlich unter Beweis stellen, dass er in ernsten Rollen überzeugen kann.
Noch besser liefert aber seine Kollegin Lavinia Wilson ("Feuchtgebiete") ab.
Ihr gelingt es, die Zerrissenheit ihres Charakters glaubwürdig zu vermitteln und dennoch hin und wieder für einen lockeren, manchmal sogar lustigen Moment zu sorgen.
Die Kamera unterstützt ihr Spiel, fängt die Gesichter der beiden hautnah ein.
So schafft es Koflers Streifen den Zuschauer doch bis zum Schluss bei der Stange zu halten.
Gerade gegen Ende der Laufzeit gelingt es dem Drama dann doch noch, etwas Spannung aufzubauen und einen befriedigenden Abschluss zu finden.
Ulrike Koflers "Was wir wollten" kann über weite Strecken nur mäßig begeistern. Die beiden Hauptdarsteller Elyas M’Barek und Lavinia Wilson geben ihr Bestes, dennoch kann die Geschichte nur selten berühren und erst in den letzten zwanzig Minuten so richtig fesseln.
Titelfoto: Netflix