So gut ist die Bestseller-Kino-Verfilmung "Der Trafikant" geworden
Berlin - Bruno Ganz in Hochform! Die Bestseller-Verfilmung "Der Trafikant" von Regisseur Nikolaus Leytner (Drei Herren, Der Bulle von Tölz, Landkrimi – Der Tote am Teich) behandelt ein wichtiges und interessantes Kapitel deutsch-österreichischer Geschichte.
Der Film, der auf gleichnamigen Roman von Robert Seethaler aus dem Jahr 2012 beruht, beginnt im entlegenen österreichischen Nußdorf am Attersee, wo der 17-jährige Franz Huchel (Simon Morzé) ein beschauliches Leben führt.
In seiner Freizeit taucht er im See, bis ein Gewitter aufzieht und er in seine kleine Hütte rennt.
Seine Mutter Margarete (Regina Fritsch) ist mit einem wohlhabenden Sägewerks- und Holzfabrikbesitzer zusammen, der während des Gewitters schwimmen geht und vom Blitz getroffen wird.
Nun fehlt der Mutter, die als Kellnerin arbeitet, das Geld, um sich und auch noch Franz alleine versorgen zu können, weshalb sie ihn zum Arbeiten nach Wien zum Trafikanten Otto Trsnjek (Johnannes Krisch) schickt, der ihn einarbeitet und ihm die Kunden wie Professor Sigmund Freud (Bruno Ganz) vorstellt.
Von dem holt sich Franz Rat in Sachen Liebe, denn er hat sich auf einem Volksfest in die Böhmin Anezka (Emma Drogunova) verguckt, kennt aber ihren Wohnort nicht. Zusätzlich werden die Zeiten immer rauer, weil der Zweite Weltkrieg bevorsteht und schließlich ausbricht...
Diese Geschichte hat Leytner stimmig umgesetzt. Er beleuchtet das komplexe Leben seiner jugendlichen Hauptfigur hervorragend und kann sich dabei auf Morzé verlassen, der Franz in all seiner Vielschichtigkeit erstklassig verkörpert.
Die erfahrenen Darsteller wie Ganz (Der Untergang, Unknown Identity, Der Vorleser) und Krisch (Im Labyrinth des Schweigens, 360, Aus dem Nichts) verschmelzen mit ihren Charakteren und reißen die Zuschauer mit ihrem Spiel mit.
Die Szenen zwischen ihnen und Morzé sind oft Schauspielkino auf höchstem Niveau. Auch zwischen Morzé und Drogunova stimmt die Chemie, was für die tragische Liebesgeschichte sehr wichtig ist und dieser eine hohe Authentizität verleiht.
Das liegt auch daran, dass Leytner die Motive von Anezka in einigen wenigen Sequenzen exzellent herausarbeitet.
So wird zum Beispiel gut erklärt, warum sie in einem zwielichtigen Laden arbeitet. Die Antwort ist so simpel wie entwaffnend: Um zu überleben.
Auch die vielen anderen Themen wurden überzeugend auf die Leinwand transportiert. Sei es die immer stärker werdende Radikalisierung der Nazis, die daraus resultierenden, schwerwiegenden Auswirkungen auf den Kiosk, Besitzer Otto, Franz und auch die lieb gewonnenen Stammkunden oder die vielen Anspielungen auf die heutige Zeit.
Leytner ist ein rundum sehenswerter Film gelungen, dem es besonders gut gelingt, den Mikrokosmos Kiosk einzufangen. Das funktioniert, weil er die Details liebevoll ausarbeitet, die Ausstattung der Locations klasse ist und auch die ruhige Kameraführung überzeugt.
Hinzu kommen ein guter Score, annehmbare Spezialeffekte, zeitversetzende, sehr gut ausgewählte Kostüme und passende Frisuren.
"Der Trafikant" ist ein interessanter und spannender deutsch-österreichischer Film geworden, der wichtige und zeitlose Themen der deutschen Geschichte behandelt und sich auf seine starken Schauspieler verlassen kann.