"The Sadness": Blutrünstige Virus-Infizierte vergewaltigen, morden und foltern ohne Ende!
Deutschland - Einer der wahnsinnigsten Filme des Jahres! Der Splatter-Reißer "The Sadness" läuft am 3. Februar in den deutschen Kinos an und setzt voll auf Irrsinn und explizite Gewaltdarstellung. Ein gutes Genrewerk ist er dadurch aber nicht geworden. Die TAG24-Kritik.
Alles fängt ganz gediegen an. Kat (Regina Lei, 21) und Jim (Berant Zhu, 22) erwachen in ihrer Wohnung in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh und kuscheln miteinander. Sie streiten ein wenig, weil ein Job von Jim ihre gemeinsamen Urlaubspläne zu durchkreuzen droht - und Kat hat nur zehn Tage pro Jahr, die sie sich freinehmen kann.
Dass sie sich mitten in einer Pandemie befinden, merkt man erst, als Jim ein YouTube-Video anguckt, auf dem ein Virologe interviewt wird, der vor dem sogenannten Alvin-Virus warnt. Der Influencer im Video erwidert: Es habe doch bisher keine Toten gegeben, warum die Aufregung? Der Arzt redet sich danach entsetzt in Rage, weil eine Mutation schwere Folgen haben könnte.
Doch die Bevölkerung ist der Schutzmaßnahmen überdrüssig, fast keiner trägt eine Maske oder hält Abstandsregeln ein. Als Jim dann auf dem Dach eine blutüberströmte alte Frau (Chi-Min Chou) stehen sieht, nimmt der Film Fahrt auf. Jims Nachbar, Mr. Lin (Ralf Yen-Hsiang Chiu, 48), ist verschnupft, aber ein "Querdenker", der die Pandemie und das Virus für eine Lüge der Regierung hält. Im Anschluss an seine Ausführungen fährt Jim seine Kat mit dem Moped zur Arbeit.
Unterwegs sehen sie erste merkwürdige Anzeichen. Was ist nur los? Nachdem Jim seine Freundin bei der Arbeit abgesetzt hat, geht er in ein Cafe. Dort taucht die alte Frau wieder auf, spuckt einen Gast an, übergießt den Kellner mit kochend heißem Wasser - und reißt ihm dann die Haut im Gesicht ab!
Doch das ist nur der Anfang, denn wie befürchtet ist das Virus mutiert und verstärkt die Mordlust der Infizierten, die töten, vergewaltigen, foltern, Menschen fressen und sich am Leid ihrer Opfer auf bestialische Weise weiden. Können Jim und Kat diesem Wahnsinn entkommen?
Deutscher Trailer zum Virus-Schocker "The Sadness" mit Regina Lei, Berant Zhu und Tzu-Chiang Wang
"The Sadness" setzt voll auf die Karte Brutalität - und schneidet sich damit ins eigene Fleisch
Diese verrückte Geschichte hat Rob Jabbaz schwach umgesetzt. Dem kanadischen Regisseur gelingt es nicht, das Potenzial der interessanten Ausgangslage auszuschöpfen.
Das zeigt sich schon zu Beginn, wo die Zuschauer eine klischeebeladene Lovestory vorgesetzt bekommen, die ein lahmer und vor allem uninteressanter Einstieg in den Film ist. Die Figuren haben keinerlei Tiefgang und sind zudem nicht sonderlich sympathisch, weshalb man sich nicht mit ihnen identifizieren bzw. sich emotional an sie binden kann.
Das hat auch Auswirkungen auf den weiteren Verlauf. Denn anschließend entwickelt sich ein irrsinniges Splatter-Werk, das vornehmlich auf rohe Gewalt sowie extreme Brutalität setzt und sich an spritzenden Blutfontänen, dem Einschlagen/Abhacken von Körpern bzw. Teilen davon und abartigen sexuellen sowie kannibalistischen Handlungen ergötzt. Hier hält die Kamera in Nahaufnahmen voll drauf.
Wenig verwunderlich, dass "The Sadness" gleich zweimal durch die FSK fiel. Trotzdem schockiert der Film überhaupt nicht. Durch all die Schwächen betrachtet man das völlig überzogen inszenierte Geschehen aus weiter Entfernung und nimmt die ausufernden Grausamkeiten achselzuckend hin. Denn der Reißer hat noch ein weiteres gewaltiges Problem: Ihm fehlt in jederlei Hinsicht die Ausgewogenheit.
"The Sadness" hat außer einer interessanten Ausgangslage wenig zu bieten
So gehen die brachialen Szenen manchmal minutenlang und nutzen sich deshalb ab. Dann wiederum wird in holprigen Momenten die wenig überzeugende Story vorangetrieben.
Der fehlen beispielsweise Erklärungen dafür, wie das Virus überhaupt in ausgerechnet diese Richtung mutieren und Sadisten aus den Menschen machen konnte.
Zu allem Überfluss fehlt dem Film auch noch eine gut ausgearbeitete Spannungskurve, dazu gibt es Logiklöcher und genretypisch dumme Verhaltensweisen der Figuren.
Das alles ist bedauerlich, weil "The Sadness" eine gute Parabel auf die Gesellschaft hätte sein können, die aufzeigt, wie die Pandemie die schlimmsten Seiten in den Menschen hervorruft - nicht völlig unrealistisch in der aktuellen Zeit.
All das wird angedeutet, zulasten der Bestialitäten aber nicht weiter ausgeführt. Das ist der Hauptgrund, weshalb sich hier kein stimmiges Gesamtkunstwerk ergibt. Immerhin ist das 99 Minuten lange Werk durchaus kurzweilig, legt sich in Sachen Effekte, Kostüme, Make-up, Locations sowie Szenebild ins Zeug und weiß hier auch zu punkten.
Außerdem gibt es immer wieder gute Einzelszenen, wie etwa die zu Beginn mit Jim und Mister Lin, wo letzterer gegen die Regierung wettert und sich als "Querdenker" entlarvt, den wenig später ein unschönes Schicksal ereilt. Von klugen Augenblicken dieser Art gibt es aber insgesamt viel zu wenige.
Zusammengenommen ist "The Sadness" ein enttäuschender Splatter-Reißer geworden, der mit seiner extremen Gewaltdarstellung schocken will, was ihm aber nicht gelingt, weil er einen emotional komplett kaltlässt. Besonders bitter ist, dass der Film eine gute Ursprungsidee zu bieten hat, diese jedoch schlecht umsetzt und erkennbar das Potenzial verschenkt, ein Genre-Hit zu werden.
Titelfoto: PR/capelight pictures