"The Last Duel": Streit um brutale Vergewaltigung oder Affäre führt zu Blutfehde!
Deutschland - Ein wahres Epos vom Altmeister! "The Last Duel" von Ridley Scott (84, "Alien", "Blade Runner", "Black Hawk Down") läuft seit dem 1. Dezember bei Disney+ und zählt zu den besten Erwachsenenfilmen des Streamingdienst-Giganten. Die TAG24-Kritik.
Die Regie-Legende hat sich für ihr zweitneuestes Werk eine wahre und zugleich brisante Geschichte ausgesucht: Die von Marguerite de Carrouges (Jodie Comer, 28), einer bildschönen und intelligenten jungen Frau, die gegen Ende des 14. Jahrhunderts mit Jean de Carrouges (Matt Damon, 51) einen angesehenen adligen Ritter der französischen Normandie heiratete.
Der große Kämpfer hatte sich zu dem Zeitpunkt schon in zahlreichen Schlachten bewiesen und war dementsprechend vernarbt. Mit Jacques Le Gris (Adam Driver, 38) hatte er einen besten Freund, bis letzterer von seinem guten Kumpel und Grafen Pierre d'Alencon (Ben Affleck, 49), Cousin des Königs und Baron am Hof von Argentan, ein Grundstück von Marguerites Vater Sir Robert de Thibouville (Nathaniel Parker, 59) bekam, das eigentlich als Mitgift für die Ehe von ihr und Jean gedacht war.
So geht nicht nur Aunou-le-Faucon an Jacques, er wird auch noch Nachfolger von de Carrouges Vater als Hauptmann von Belleme. Als Jean abwesend ist und auch seine Mutter Nicole (Harriet Walter, 71) mitsamt der Dienerschaft Geschäfte zu erledigen hat, taucht Le Gris zu allem Überfluss in Begleitung bei Marguerite auf und verschafft sich Zugang. Er gesteht ihr seine Liebe, die sie (vermeintlich?) erschrocken zurückweist.
Dennoch setzt er seinen Willen durch und vergewaltigt (?) sie. Oder wollte sie auch mit ihm schlafen? Da Jean seine Frau nach seiner Rückkehr unterstützt und mit ihr klagt, entscheidet König Charles VI. (Alex Lawther, 26), dass de Carrouges und Le Gris einen ritterlichen Zweikampf auf Leben und Tod bestreiten. Nur der Sieger hat recht und bewahrt seine Ehre...
Deutscher Trailer zu "The Last Duel" mit Matt Damon, Adam Driver, Jodie Comer und Ben Affleck
"The Last Duel" ist ein fantastischer Monumentalfilm mit einer heftigen Geschichte
Diese packende Handlung hat Scott in 152 Minuten großartig umgesetzt. Ihm ist nach "Gladiator", "Königreich der Himmel", "Robin Hood" und "Exodus: Götter und Könige" ein weiterer starker Monumentalfilm gelungen, der sich perfekt für die großen Leinwände geeignet hätte, dort aber wohl hauptsächlich wegen der Corona-Pandemie finanziell floppte, obwohl er von bestechender Qualität ist.
Der britische Regisseur bringt hier all seine Erfahrung ein und entscheidet sich dafür, die Story in drei Teile aufzuteilen - ein genialer Schachzug! Erst erfährt der Zuschauer alles aus der Sicht von Jean de Carrouges, dann aus jener von Jacques Le Gris und zu guter Letzt aus der von Marguerite, sodass sich der Blickwinkel auf die Figuren mit der Zeit verändert.
So kann sich das Publikum ein umfassendes Bild von dieser entsetzlichen Geschichte machen, die die Jahrhunderte überdauerte, weil sie so brisant war und ist. Denn es geht um Themen, die universell und noch heute aktuell sind: Sex, Verrat, Verleumdung, Ränkespiele, Lügen, Rache sowie Missbrauch und die Folgen. Auch die im wahrsten Sinne des Wortes mittelalterlichen Rollen von Männern und Frauen sind ein Kernaspekt in "The Last Duel".
Scott hat das und die Charakterdarstellung gemeinsam mit den drei Drehbuchautoren Nicole Holofcener (61, "Can You Ever Forgive Me?"), Damon ("Good Will Hunting") und Affleck ("Gone Baby Gone") brillant herausgearbeitet. Deshalb gibt es direkt zu Beginn mehrere emotionale Einstiegspunkte, durch die man tief in diese spannende, aber auch harte Welt eintauchen und mit Protagonisten sowie Protagonistinnen mitfiebern kann.
Originaltrailer zu "The Last Duel" mit Marton Csokas, Harriet Walter und Michael McElhatton
Matt Damon, Adam Driver und besonders Jodie Comer spielen in "The Last Duel" groß auf
Daran hat das großartige Ensemble entscheidenden Anteil. Gerade Damon ("Jason Bourne", "Le Mans 66: Gegen jede Chance", "Oceans Eleven" bis "Thirteen"), Driver (Kylo Ren in "Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers", "The Dead Don't Die", "Marriage Story") und die beeindruckende Comer ("Free Guy", "Killing Eve") ragen mit erstklassigen, weil ambivalenten Leistungen heraus.
Doch auch die Nebendarsteller stellen ihre Klasse unter Beweis, weshalb Scotts Film in dieser Hinsicht auf allerhöchstem Niveau ist. Doch nicht nur.
Auch die überragende Kameraführung vom genialen Künstler Dariusz Wolski (65, "Fluch der Karibik", "Neues aus der Welt", "The Walk") sorgt mit zeitversetzenden Bildern voll poetischer Schönheit und einer abwechslungsreichen, Scott-typischen Farbgebung für große Momente.
Das gilt ebenso für die abwechslungsreichen sowie stimmigen Locations, die atmosphärische Musikuntermalung, die klugen Dialoge, die aufwendigen Spezialeffekte, die prunkvollen Kostüme, das grandiose Make-up (Damons rechte Wange!) und den exzellenten Schnitt, der trotz der Laufzeit keine Längen aufweist, sondern so außergewöhnlich gut ist, dass die Zeit wie im Flug vergeht!
Zusammengenommen ist "The Last Duel" also der hochklassige Ritterfilm, der "The Green Knight" gerne wäre: Optisch und inhaltlich hochwertig, mit einer fabelhaften Story gesegnet, die klug vorangetrieben wird und dem glänzend aufgelegten Cast viel Raum lässt, seine Fähigkeiten einzubringen. Wer vor heftigen Kampfszenen und emotional aufwühlenden Sequenzen nicht zurückschreckt, sollte für dieses Monumentalwerk mal bei Disney+ vorbeischauen.
Titelfoto: PR/Disney/20th Century Studios