"Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers" - die große Final-Enttäuschung!
Deutschland - Eine der größten Sagen der Filmgeschichte ist vorerst abgeschlossen - aber auf ernüchternde Weise! Wer "Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers", die neunte und damit (Stand jetzt) letzte Episode, noch nicht gesehen hat, kann das am heutigen Sonntag nachholen. Ab 20.15 Uhr feiert das polarisierende Werk seine Free-TV-Premiere bei ProSieben. Lest hier noch einmal die TAG24-Filmkritik zum Kinostart am 18. Dezember 2019.
In ihm müssen die Rebellen schon zu Beginn eine erschreckende Neuigkeit hinnehmen. Darth Sidious/Palpatine (Ian McDiarmid, 77) ist zurückgekehrt!
Supreme Leader Kylo Ren (Adam Driver, 38) macht sich mit einem speziellen Kompass auf den Weg zur geheimen Sith-Welt Exegol, um Antworten zu finden und den durchtriebenen Bösewicht zu töten, weil er seine Macht bedroht.
Doch es kommt anders: Wie schon bei Anakin Skywalker, der später Darth Vader wurde, versteht sich der zurückgekehrte frühere Kanzler der Republik darauf, die Wünsche seines Gegenübers zu erspüren.
Er verspricht Ren die größte Flotte aller Zeiten. Also mehr als genug Schiffe, um den Widerstand ein für alle Mal zu vernichten. Aus der "First Order" wird die daher die "Final Order". Kylo soll Rey (Daisy Ridley, 29) töten und anschließend seinen Platz als oberster Sith-Lord einnehmen. Deshalb begibt er sich auf die Suche nach Rey, die auf einem Dschungelplaneten von General Leia (Carrie Fisher, †60) weiter in den Jedi-Künsten geschult wird.
Ihre Freunde Poe Dameron (Oscar Isaac, 43) und Finn (John Boyega, 30) halten derweil die Hoffnung auf einen Sieg des Widerstandes am Leben. Doch nur gemeinsam mit den Droiden BB-8 (Dave Chapman, 48/ Brian Herring, 51), C-3PO (Anthony Daniels, 76), R2-D2 (Lee Towersey/Hassan Taj) und natürlich Wookie Chewbacca (Joonas Suotamo, 35) haben sie eine Chance gegen ihre übermächtig erscheinenden Gegner...
Deutscher Teaser-Trailer zu "Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers" mit Daisy Ridley und Adam Driver
Regisseur J.J. Abrams gelingt auch im zweiten Versuch kein guter "Star Wars"-Film
Diese Geschichte hat J.J. Abrams (55, "Star Wars: Das Erwachen der Macht", "Star Trek", "Mission: Impossible III") leider erneut enttäuschend umgesetzt.
Diesmal ist besonders auffällig, wie sehr der erfahrene Regisseur einen anderen Film drehen wollte, nachdem der nicht zu widerlegende Hauptkritikpunkt an der siebten Episode gewesen war, dass Abrams erkennbar bei Episode IV abgekupfert habe.
Doch seine verkrampften Bemühungen gehen nach hinten los, weil er die 144 Minuten viel zu voll mit viel zu vielen Handlungssträngen, Charakteren und Ideen packt. Zwar kann man dem Geschehen durchgehend problemlos folgen, wird aber selbst als bekennender "Star Wars"-Fan emotional nur selten mitgerissen.
Denn der Film ist trotz guter Ansätze und mitunter großartiger Einzelszenen ein typischer Blockbuster der heutigen Zeit geworden, der zu oberflächlich ist, um tiefgehend zu fesseln. Daran haben auch einige völlig unvorbereitete Story-Wendungen ihren Anteil. Die dürfen/sollen an dieser Stelle nicht genannt werden - auf ausdrückliche Bitte von Disney hin, das Finale nicht zu spoilern.
Deshalb nur so viel zu diesem Kritikpunkt: Zwar taucht Episode IX tief in die Mythologie dieses fantastischen Universums ein, wirft dabei aber mehr Fragen auf, als Antworten zu geben. Einige behandelte Themen kommen schlichtweg aus dem Nichts, weshalb ihnen mitunter die Glaubwürdigkeit abgeht.
Finaler Trailer zu "Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers" mit Oscar Isaac und John Boyega
"Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers" ist überfrachtet
Dazu ist "Der Aufstieg Skywalkers" nicht komprimiert genug. Offenbar hatten Abrams und seine Mitstreiter unzählige Einfälle im Kopf, von denen gefühlt fast jeder irgendwie im fertigen Film gelandet ist.
Einige davon sind zweifellos gut, doch diese sprudelnde Quelle übergießt einen geradezu, sodass man auch nach der sehenswerten letzten Sequenz unzufrieden zurückbleibt.
Denn selbst in der Science-Fiction-Welt, in der "Star Wars" spielt, wirken einige Wendungen weit hergeholt. Dieses Gefühl verstärkt sich durch den Mangel an Erklärungen noch. So muss das Publikum hinsichtlich der Macht-Fähigkeiten einige neue Entwicklungen einfach hinnehmen. Fängt man an sie zu hinterfragen, tun sich gewaltige Logiklöcher auf, was große Ernüchterung zur Folge hat.
Daran können auch (zu) viele Gastauftritte beliebter Figuren wenig ändern. Im Gegenteil: Verständnislos sitzt man im Kinosessel, weil ausgerechnet der Charakter, dessen Vermächtnis in der neuen Trilogie eine entscheidende Rolle spielt, kein Auftritt gewährt wird.
Dazu hetzt Abrams durch die Geschichte, ohne den Zuschauenden und vor allem den Millionen Fans weltweit Pausen zu gönnen, in denen die vielen Erlebnisse verarbeitet werden könnten.
Die beliebte Musik von John Williams funktioniert in "Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers" nur bedingt
Ob er wohl selbst wusste, dass die Geschichte und die Dramaturgie dieser großen Saga nicht gerecht werden konnten und aus diesem Grund ein so atemloses Erzähltempo an den Tag gelegt hat, um von den vielen offenen Fragen abzulenken?
Dieses vorpreschende Pacing bedeutet übrigens nicht, dass der Film durchgehend spannend ist. Trotz der vielen Protagonisten, Locations und Wendungen hat "The Rise of Skywalker" nämlich auch seine Durchhänger.
Als wäre das noch nicht genug, muss man auch die so eingängige, geniale und beliebte Musikuntermalung von John Williams (90) hinterfragen, da der Score zu sehr darauf bedacht ist, alle bekannten Melodien einzubauen und daher zu viel Raum einnimmt.
Dazu werden einige Themes auch noch an den falschen Stellen eingespielt, sodass man ob dieser Fehler nur entsetzt den Kopf schütteln kann, weil auch das den Erzählfluss stört. Trotz all dieser Schwächen ist "Der Aufstieg Skywalkers" aber kein richtig schlechter Film geworden. Dafür ist er zu atmosphärisch.
Wenn Kylo Ren zu Beginn die uralte, düstere Welt der Sith betritt und durch die bedrohlichen, von gewaltigen Statuen gesäumten Steinhallen schreitet, zeigt die Kamera die ganze Größe dieser unterirdischen Welt in beeindruckenden Einstellungen, während der unheimliche Gesang anschwillt, weshalb Sequenzen dieser Art visuell ganz großes Kino sind.
"Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers" ist atmosphärisch und hat starke Einzelszenen
Wenn dann auch noch die schneidende Stimme von McDiarmid durch den Raum hallt, begeistert das neue "Star Wars"-Abenteuer und sorgt hier, aber auch an anderen Stellen für Gänsehaut.
Denn Augenblicke solcher Qualität gibt es über die gesamte Laufzeit immer wieder. Doch sie fügen sich leider nur bedingt zu einem funktionierenden Ganzen zusammen.
Dafür gibt es einige zutiefst bewegende zwischenmenschliche Augenblicke, in denen das Potenzial erkennbar ist, das diese finale Episode gehabt hätte. Des Weiteren überzeugen die wertvollen Botschaften rund um Freundschaft, Zusammenhalt und Hoffnung.
Auch die guten Leistungen der Darstellenden, denen man allerdings ein wenig mehr Spielraum gewünscht hätte, tragen zur Stimmung bei. Zudem wurde das Archivmaterial der verstorbenen Fisher klasse eingebaut, sodass die Leinwandlegende einen würdigen letzten Auftritt spendiert bekommen hat.
Hinsichtlich der Spezialeffekte und der abwechslungsreichen Locations ist "Der Aufstieg Skywalkers" sogar "Oscar"-würdig. Was hier geboten wird, ist schlichtweg bombastisch! Auch die kontrastreichen Kostüme und das aufwendige Make-up zählen zu den Stärken.
Doch der Kernaspekt, die Story, funktioniert aus erwähnten Gründen nur bedingt und wird mit ihren Wendungen für viel Gesprächsstoff sorgen. Insgesamt lässt einen das große Finale trotz erstklassiger Einzelszenen enttäuscht zurück, weil der neunten "Star Wars"-Episode die Ausgewogenheit fehlt und die Qualität daher schwankend ist.
Titelfoto: PR/Disney//Lucasfilm