"Sag du es mir": Mann schubst Frau scheinbar grundlos von einer Brücke!
Deutschland - Heftiger Beginn! In der deutschen Tragikomödie "Sag du es mir", die am 15. Oktober in den deutschen Kinos anläuft, gibt es schon nach wenigen Sekunden das erste Schockerlebnis.
Aus weiter Entfernung, von einem Plattenbau gefilmt, sieht man eine Brücke. Auf der läuft Silke Passe (Gisa Flake) entlang und bleibt stehen, weil sie etwas im Wasser gesehen hat. Deshalb beugt sie sich vor und betrachtet es von oben genauer.
Von der anderen Seite nähert sich mit René Schmidt (Marc Ben Puch) ein Spaziergänger. Erst sieht es so aus, als würde er ganz normal an ihr vorbeilaufen, doch aus dem Nichts schubst er Silke, wodurch sie die Brücke herunterfällt und hart im Wasser aufschlägt.
Glücklicherweise überlebt sie, muss "nur" eine Halskrause tragen und mit diesem einschneidenden Erlebnis in der Folge zurechtkommen. Zur Unterstützung kommt ihre ältere Schwester Moni (Christina Große) von ihrem Wohnort auf Mallorca nach Berlin.
Sie ist entsetzt, als sie mitbekommt, dass der Täter offenbar noch immer hinter ihrer Schwester her ist. Silke bekommt unter anderem einen Drohbrief, dazu war René auch noch in ihrer Wohnung! Der vermeintliche Grund: auf ihrer Arbeit als Maschinistin auf einem Schiffshebewerk brachte sich vor einem Monat ein Mann um.
René sei dessen Bruder und sinne auf Rache, weil Silke dessen Tod angeblich hätte verhindern können, erklärt sie. Moni ist besorgt, für ihre Schwester da und versucht sich als Hobby-Detektiv, um sie zu schützen. Doch ist wirklich alles so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint?
Trailer zu "Sag du es mir" mit Gisa Flake, Marc Ben Puch und Christina Große
Gisa Flake, Marc Ben Puch und Christina Große begeistern in "Sag du es mir"
Diese Geschichte hat Regisseur, Drehbuchautor und Co-Produzent Michael Fetter Nathansky in seinem Langspielfilmdebüt klasse umgesetzt.
Ihm ist ein großartiger deutscher Genrefilm gelungen, der sich schon deshalb von der breiten Kinomasse abhebt, weil die Hauptfiguren einen starken Berliner Dialekt haben. Diese sprachliche Feinheit trägt in Verbindung mit den exzellenten schauspielerischen Leistungen viel zur Authentizität der Tragikomödie, die man auch als Drama einstufen könnte, bei.
Hier muss man vor allem Flake ("In Berlin wächst kein Orangenbaum", "Systemsprenger") hervorheben, die eine überragende Performance zeigt und dafür berechtigterweise mit dem deutschen Schauspielpreis ausgezeichnet wurde. Mit der Hilfe des intelligenten Drehbuchs legt sie ihren Charakter vielschichtig und undurchschaubar an, weshalb einige Story-Wendungen überraschen und gleichzeitig auch überzeugen.
Denn Silke ist nicht die Person, die sie anfangs zu sein scheint, sondern hat mehrere Ebenen, die Nathansky gemeinsam mit Flake geschickt herausarbeitet. Die gebürtige Braunschweigerin ist präsent, erfasst den inneren Zwiespalt ihrer Protagonistin, arbeitet ihre Stärken und Schwächen gekonnt heraus und setzt all das brillant sowie verständlich um, weshalb man sich mit ihr identifizieren und ihre Handlungen nachvollziehen kann.
Selbiges gilt für Große ("Tatort") und ganz besonders für Puch ("Da geht noch was"), der eine besonders diffizile Rolle hat, mit deren Darstellung auch der Film steht und fällt. Glücklicherweise tritt ersteres ein, weil der gebürtige Berliner hintergründig agiert, viele Facetten und Details in seine Performance einarbeitet und deshalb ebenfalls Lob verdient!
"Sag du es mir" ist eine Tragikomödie mit Tiefgang und überraschenden Wendungen
Daran hat auch die geniale Charakterdarstellung und -entwicklung einen großen Anteil. Denn hier fügen sich die einzelnen Versatzstücke - ganz wie ein Puzzle - erst am Ende zu einem schlüssigen Ganzen zusammen.
Vorher wird man vom smarten Skript mehrfach auf die falsche Fährte gelockt. Sobald man das feststellt, erhöht sich der Spaß noch, da man selbst Mutmaßungen anstellt, was die Figuren antreibt und wie es weitergehen könnte.
Auch bei den Dialogen muss man aufpassen, weil hier immer wieder versteckte Hinweise gegeben werden. So sagt Silke schon am Anfang, als sie von einer Polizistin zu dem Vorfall auf der Brücke befragt wird: "Wenn watt schlechtet passiert, hab ick in der Regel damit jerechnet und wenn watt jutet passiert, dann passiert's nich."
Dieser Nebensatz beschreibt ihre Figur sehr gut. Der Tonfall ist übrigens den gesamten Film über ähnlich locker, gleichzeitig aber auch hintergründig, weshalb es interessant ist, sich diese gut durchdachte Tragikomödie anzuschauen. Dass dies über die gesamten 104 Minuten so bleibt, liegt auch an den stark ausgesuchten Locations, den glaubwürdigen Kostüme und der dynamischen Kameraführung, die für visuelle Abwechslung sorgt, ohne dabei ihren Stil zu verändern.
All das mündet in eine mitreißende Atmosphäre, durch die man von der ersten bis zur letzten Sekunde in den Film abtaucht. Obwohl vielleicht nicht jede Wendung dieselbe hohe Qualität hat, ist dies hier ein außergewöhnlich gutes deutsches Werk geworden, für das sich der Kinobesuch aufgrund der interessanten Geschichte und der fantastischen Schauspieler auf jeden Fall lohnt!
Titelfoto: PR/missingFILMs - Filmverleih & Weltvertrieb