"Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse": Brutale Tiertötung sorgt für Aufregung!
Deutschland - Einer der heiß erwartetsten Filme des Jahres läuft endlich an! "Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse" startet am 7. April in den deutschen Kinos, enttäuscht allerdings. Die TAG24-Filmkritik.
Alles beginnt in der Londoner U-Bahn. Albus Dumbledore (Jude Law, 49) mischt sich hier unters Volk und trifft in einem edlen Café seinen früheren Freund Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen, 56). Einst waren sie ein Herz und eine Seele und wollten sich die Muggel gemeinsam Untertan machen.
Doch von solchen Ideen ist Dumbledore längst abgerückt, während Grindelwald sagt: "Ich werde ihre Welt mit oder ohne dich brennen lassen." Wegen eines mächtigen Blutschwurs können sich die beiden Ausnahmezauberer aber nicht gegenseitig bekämpfen.
So ist Albus wieder auf die Hilfe von Newt Scamander (Eddie Redmayne, 40) angewiesen, der auf einem Floß zu einem mystischen Ort unterwegs ist, wo er die magische Geburt eines Qilin-Babys miterlebt. Zu seinem großen Entsetzen tauchen mit Credence Barebone/Aurelius Dumbledore (Ezra Miller, 29) und Vinda Rosier (Poppy Corby-Tuech, 35) Grindelwalds Gefolgsleute auf, die die überraschte Mutter mit zwei Flüchen töten!
Anschließend setzen sie Newt außer Gefecht, stehlen das Baby und bringen es zu ihrem Boss, der es erst ganz liebevoll behandelt, ihm dann aber die Kehle durchschneidet! Der Grund für diese Grausamkeit: Qilins können in die Seele eines Menschen blicken und wurden von der Zaubererwelt schon oft auserkoren, einen neuen Anführer zu wählen. Durch das Blut des jungen Wesens kann Grindelwald nun Fragmente der Zukunft sehen.
Was er allerdings nicht weiß: Es war eine Zwillingsgeburt. Das andere Baby ist bei Newt, Bowtruckle "Pick" Pickett und Niffler Teddy in Sicherheit. Gemeinsam mit Albus, Theseus Scamander (Callum Turner, 32), Jacob Kowalski (Dan Fogler, 45), Bunty Broadacre (Victoria Yeates, 38) und Professorin Eulalie "Lally" Hicks (Jessica Williams, 32) müssen sie das Weibchen beschützen und zudem versuchen, Grindelwalds finstere Pläne zu durchkreuzen...
1. deutscher Trailer zu "Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" mit Eddie Redmayne
2. deutscher Trailer zu "Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" mit Jude Law
"Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" reißt emotional nicht mit
Diese Geschichte hat Wizarding-World-Routinier David Yates (58, "Harry Potter" 5 bis 7.2, "Phantastische Tierwesen" 1 bis 2) leider enttäuschend umgesetzt. Als bekennender HP-Fan tut es weh, diese Zeilen schreiben zu müssen, doch "Dumbledores Geheimnisse" ist eine filmische Ernüchterung geworden.
Denn dem englischen Regisseur gelingt es nicht, emotionale Einstiegspunkte zu setzen. Das liegt auch am lückenhaften Skript von J.K. Rowling (56) sowie Steve Kloves (62) und am unausgewogenen Schnitt. So wird zwar visuell viel aufgefahren, weshalb sich der Film - wenn überhaupt - auf der großen Leinwand lohnt.
Storytechnisch ist der dritte Teil von "Phantastische Tierwesen" allerdings so schwach geraten, wie die filmische Umsetzung von "Harry Potter und der Feuerkelch". Wenn nicht noch schlechter.
Dafür gibt es viele Gründe. Besonders ärgerlich ist, dass die Verantwortlichen hinsichtlich der Charakterdarstellung und -entwicklung nur an der Oberfläche kratzen, weil es schlichtweg zu viele Figuren gibt, zwischen denen zu oft hin und hergeschnitten wird. Auch die vielen Perspektivwechsel tragen nicht gerade dazu bei, einen ins Geschehen hineinzuziehen. So ist das Bemühen, allen ihre Screentime zu geben, unverkennbar, geht aber nicht auf. Gerade bei den Neulingen wie Anton Vogel, der vom deutschen Schauspielstar Oliver Masucci (53) verkörpert wird, bleiben die Motive für ihr Handeln nahezu völlig im Argen.
Auch sonst werden viele Sachen nicht erklärt und lassen einen fragend zurück. Weshalb wirken die Zauberer und Hexen mächtiger als in "Harry Potter"? Warum werden nur bekannte Sprüche wie "Accio" genannt, während viele andere gar keinen Namen haben? Das wirkt phasenweise wie Effekthascherei. Auch sonst bleiben viele Dinge offen: Woher wussten Newt und Grindelwald etwa von dem Qilin? Wie entdeckten sie, wo es lebt und wann genau es gebärt? Das sind nur einige von vielen Fragen, die sich schon während des 142 Minuten langen Werkes stellen. Im Anschluss sind es sogar noch mehr...
Erkennbare Abnutzungserscheinungen bei "Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse"
Nicht falsch verstehen: Auch der insgesamt elfte Film ist unterhaltsam, interessant und ereignisreich. Allerdings muss er sich mit allen anderen Werken der Fantasy-Reihe - wie seinem direkten Vorgänger "Grindelwalds Verbrechen" - messen lassen und kann da nicht mithalten.
Dort trumpfte Johnny Depp (58) als Bösewicht groß auf, wurde dann aber wegen des Vorwurfs der häuslichen Gewalt gegen seine Ex-Frau Amber Heard (35) von Warner Bros. gebeten, zurückzutreten und kam dieser Aufforderung nach.
Nachfolger Mikkelsen ("Helden der Wahrscheinlichkeit - Riders of Justice", "Der Rausch", "Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit") zeigt zweifelsohne eine gute Performance, doch die im Film gänzlich unerklärte Umbesetzung dieser Schlüsselrolle ist ein weiterer Grund dafür, weshalb es schwerfällt, wirklich mitzugehen.
Dabei zeigt das Ensemble durchaus gute Leistungen, kann Abnutzungserscheinungen von Yates' bzw. Rowlings Stil jedoch nicht überdecken. Wieder wird mit (zu ausufernden und nicht immer passenden) Liebesgeschichten versucht, die schlimmen Ereignisse für das Blockbuster-Publikum erträglicher zu machen. Dazu werden - typisch Marvel-Formel - Gags eingebaut, die aber nur selten zünden.
Bei der erstaunlich schwach besuchten Berliner Pressevorführung im Zoo Palast blieben die meisten Journalisten reserviert, was nicht nur an der frühen Anfangszeit von 9.30 Uhr gelegen haben wird. Obendrein gibt es auch beim inkonsequenten und vorhersehbaren Ende unnötige Zugeständnisse für die breite Masse. Immerhin ist anhand einiger Dialoge zu erkennen, dass hier erstklassige Filmemacher am Werk waren. Schließlich regen einige Aussagen zum Nachdenken an und weisen erkennbar Parallelen zum aktuellen Weltgeschehen auf.
1. Originaltrailer zu "Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore" mit Callum Turner
2. Originaltrailer zu "Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore" mit Ezra Miller und Dan Fogler
"Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" ist ein politischer Blockbuster geworden
Letzteres haben Rowling, Kloves und Yates gut beobachtet und auf ihre Weise/in ihrer eigenen fantastischen Welt authentisch und mit starken Werten umgesetzt. Immerhin wird hier die Dynamik der Politik und einer gespaltenen Gesellschaft gekonnt aufgezeigt. Auch die Folgen davon arbeiten die Verantwortlichen gelungen in die Handlung ein.
Doch insgesamt ist ihnen kein in sich stimmiges Gesamtkunstwerk gelungen. Die Beziehung der Dumbledores wird beispielsweise nur angerissen, seine Geheimnisse nur teilweise gelüftet, auch das Verhältnis von Albus zu Grindelwald hätte in mehr Szenen hintergründiger beleuchtet werden können oder eher müssen.
Auch die Musikuntermalung ist ebenfalls von schwankender Qualität. Die "alten" Klänge begeistern und wurden gut platziert, die neuen Stücke sind nur bedingt eingängig. Immerhin wissen die stylische Kameraführung, die abwechslungsreichen Locations, die Kostüme, das Make-up und auch die meisten Spezialeffekte zu überzeugen.
Einige Sequenzen sind jedoch so augenscheinlich am Computer erstellt/nachbearbeitet worden, dass die Lichtverhältnisse geradezu nach "künstlich" schreien. Das stört allerdings nur am Rande. Ein interessanter Fakt: Das Fantasy-Werk spielt teilweise in Berlin. Der schön gestalteten deutschen Hauptstadt kommt sogar eine sehr wichtige Rolle für die Geschichte zu. Da der allerdings weitgehend Herz und Seele fehlen, lässt einen der Film frustriert zurück.
Zusammengenommen ist "Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse" ein halbgarer Blockbuster geworden, der nicht so recht weiß, wo er hin- und was genau er erzählen will. Er ist phasenweise überfrachtet, weist dann wieder Längen auf und ist in sich nicht stimmig, was für Ernüchterung sorgt. Hätte man die Ereignisse besser komprimiert und noch mehr Feinschliff betrieben, wäre hier ein ganz anderer Film möglich gewesen. Schade!
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